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Warum Boatengs Kritik richtig war

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Jerome Boateng
Jerome Boateng Foto: dpa
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Noch ist zu klären, was die Kollegen in der Umkleidekabine tatsächlich gesagt haben. Die Kritik von Jerome Boateng an der eigenen Offensive war auf jeden Fall notwendig. Ein Kommentar

Noch ist zu klären, was die Kollegen in der Umkleidekabine tatsächlich gesagt haben. Die Stimmung jedenfalls war nach dem 0:0 gegen Polen angespannt und keinesfalls so zuversichtlich, wie es einige deutsche Fußballnationalspieler in ihren Kurz-Interviews glauben machen wollten. Die kritischen Worte beim Fernsehinterview von Jerome Boateng hatten sich schneller ihren Weg in die Katakomben des Stade de France in Paris gebahnt, als es dem Bundestrainer lieb sein konnte.

Kritik an ihren Angriffsbemühungen: Das wollten Mesut Özil und der Rest der Offensivabteilung nicht so stehen lassen. „Das ist seine Meinung“, sagte Özil patzig. „Bei den Polen haben 50 Mann in der Abwehr gestanden.“ Nach der ersten EM-Woche sank die Stimmung tiefer, als sie beim WM-Sieg vor zwei Jahren jemals gewesen ist.

Boateng, der Verteidiger, hatte ja gut reden. Beide Vorrundenspiele ohne Gegentor, Nebenmann Mats Hummels erfolgreich resozialisiert in der Innenverteidigung, den polnischen Superstar Robert Lewandowski weitgehend neutralisiert: Wer so in der Abwehr spielt, hat alles Recht der Welt, gezielt auf die Defizite im Sturm hinzuweisen. Boateng trifft ja mit dem Satz den Punkt: Ein „Weiter so!“ im Angriff führt zwangsläufig zum vorzeitigen EM-Aus.

Özil konnte die Offensiv-Abteilung mit Julian Draxler links, Mario Götze vor ihm und Thomas Müller auf der rechten Seite nicht so in Szene setzen, dass ein Tor zu einer Frage der Zeit wurde. Schlimmer noch: Kollege Müller war nach eigenen Worten nicht frustriert darüber, dass er noch kein EM-Tor erzielt hatte — sondern dass er nicht einmal eine Chance dazu bekam.

Die deutsche Mannschaft steht am Scheideweg dieser Europameisterschaft. Entweder setzen Boatengs Worte jetzt Selbstheilungskräfte frei, die aus Trotz zur Leistungssteigerung von Özil und Götze führen oder zumindest zu einem Umbau der Mannschaft. Oder es passiert, was schon ähnlich 1998 in Frankreich passiert ist: Eine zwischen Angriff und Abwehr zerrissene DFB-Elf verabschiedete sich glanzlos mit einem 0:3 gegen Kroatien im WM-Viertelfinale.

Zumindest stimmt es optimistisch, dass Teile der Mannschaft nicht der Verführung einer Tabellenführung verfallen, alles im Spiel schönzureden. Vermutlich kamen Boatengs Worte zum passenden Zeitpunkt.

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