3:1 gewannen die Londoner vergangenen Mittwoch den ersten Vergleich an der Anfield Road, der Respekt vor den "Reds" ist dennoch ungebrochen. "Wir haben zwar alle Trümpfe in der Hand, müssen aber voll konzentriert sein und hart arbeiten, um ins Halbfinale einzuziehen", meinte Ballack und Hiddink ergänzte: "Wir müssen sehr vorsichtig sein. Das sagen wir nicht nur aus Höflichkeit. Natürlich sind wir in einer guten Position, aber wir dürfen nicht davon ausgehen, die nächste Runde leicht zu erreichen. Wenn wir dies machen, haben wir schon vor dem Anpfiff verloren."
Zumal das Mittelklasse-Team der Bolton Wanderers Liverpool am Wochenende vormachte, wie man drei Tore an der Stamford Bridge erzielt - und das auch noch binnen acht Minuten. Chelsea führte zu diesem Zeitpunkt zwar bereits 4:0 und gewann die Partie am Ende 4:3, ein Weckruf zur rechten Zeit dürfte dies für die "Blues" jedoch allemal gewesen sein. "Liverpool hat eine große Mannschaft, die in den vergangenen Partien regelmäßig viermal getroffen hat", warnte Ballack, der gegen Bolton sein erstes Premier-League-Tor der Saison erzielte, und schickte dennoch optimistisch hinterher: "Aber wir spielen zu Hause und sind sehr stark."
Tatsächlich entwickelte sich Liverpools Team zuletzt zu einer Tormaschine. Insgesamt 14-mal traf der englische Rekordmeister in den vergangenen vier Punktspielen ins Schwarze. Selbst bei Champions-League-Titelverteidiger und Liga-Spitzenreiter Manchester United gelang vor vier Wochen ein 4:1-Erfolg - ein solches Ergebnis würde auch gegen Chelsea zum Weiterkommen reichen. Folgerichtig hat man den Halbfinal-Einzug an der Merseyside noch nicht abgeschrieben.
"Wir haben unser Selbstvertrauen auch nach der Niederlage aus dem Hinspiel nicht verloren. Das Spiel in Manchester hat bewiesen, wozu wir in der Lage sind", sagte Liverpools Starstürmer Fernando Torres und sein spanischer Nationalmannschaftskollege Xabi Alonso fügt hinzu: "Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, aber wir haben noch Hoffnung." Zumal Chelsea seinen gelbgesperrten Abwehrchef John Terry ersetzen muss und Liverpool wohl wieder auf seinen zuletzt angeschlagenen Mannschaftskapitän Steven Gerrard zurückgreifen kann. Außerdem haben die "Reds" gegen Chelsea unabhängig von der Pleite aus dem Hinspiel noch etwas gut zu machen. Im vergangenen Jahr waren die Londoner im Champions-League-Halbfinale Endstation für Liverpool. Sollte es auch am Dienstag, wenn sich die beiden Klubs in der Königsklasse zum zehnten Mal seit 2005 gegenüberstehen, so kommen, würden bei Chelsea die Rufe nach einem Verbleib von Hiddink über das Saisonende hinaus noch lauter werden.
Der niederländische Übergangscoach, der auch die russische Nationalmannschaft betreut, hatte im Februar den Portugiesen Luiz Felipe Scolari ersetzt, ein langfristiges Engagement bei Chelsea jedoch abgelehnt. Auch der zuletzt als künftiger Coach des englischen Hauptstadtklubs gehandelte Carlo Ancelotti weist eine Übernahme des Jobs entschieden zurück. "Ich schließe einen Wechsel kategorisch aus", beteuerte der Italiener, der derzeit den AC Mailand trainiert.