Olympique Lyon wurde am Anfang der Saison selten genannt, wenn die Favoriten auf den Gewinn der Champions League genannt wurden. Doch der französische Serienmeister hat in der Vergangenheit bereits mehrfach unter Beweis gestellt, dass er längst in die Riege der großen europäischen Vereinsmannschaften eingedrungen ist. Heute im Viertelfinal-Hinspiel gegen den AC Mailand (20.45 Uhr/live bei Premiere) soll der Grundstein für das Erreichen der Vorschlussrunde gelegt werden - es wäre der bislang größte Erfolg der Vereinsgeschichte. "Wir stehen im Rampenlicht. Für uns ist das ein echter Härtetest. Die Italiener sehen uns als wachsenden Zwerg und wollen ihre Vormachtstellung untermauern. Aber ich denke, dass wir inzwischen stark genug sind, um Milan das Leben schwer zu machen", sagte Präsident Jean-Michel Aulas mit einiger Zuversicht vor dem heutigen Kräftemessen mit Milan.
In Frankreich ist der viermalige Meister seit Jahren das Maß der Dinge - in der "Königsklasse" war in den vergangenen beiden Spielzeiten aber jeweils im Viertelfinale bereits Endstation. Doch nicht erst die souveräne Vorstellung im Achtelfinale gegen Eindhoven (4:0 und 1:0), sondern vor allem das glanzvolle 3:0 in der Vorrunde gegen Real Madrid haben Lyon bei vielen Experten zum Geheimfavoriten auf den Titel aufsteigen lassen.
Milan trotz Juninho-Sperre mit gehörigem Respekt
Entsprechend groß ist der Respekt bei Bayern-Bezwinger Milan. "Lyon dominiert seit Jahren die eigene Liga, weil sie es verstehen, die Qualitäten des französischen Fußballs mit der Klasse großer europäischer Mannschaften zu verbinden", lobt Milan-Coach Carlo Ancelotti den Gegner, der allerdings auf seinen gesperrten Mittelfeldstar Juninho verzichten muss.
Doch Ancelotti sieht dies keineswegs als Vorteil. In Sylvain Wiltord, Sidney Govou und Florent Malouda würde Olympique nach wie vor über sehr starke Offensivspieler verfügen, "die uns Probleme bereiten können". Auch Lyon-Coach Gerard Houllier kommentierte den prominenten Ausfall eher gelassen: "Juninho ist zwar wichtig für den Fluss unseres Spiels, aber große Mannschaften müssen auch in der Lage sein, machmal ohne ihre großen Spieler auszukommen."
Während Olympique die erneute Meisterschaft in Frankreich kaum mehr streitig zu machen ist, ist die Champions League für den in der Serie A acht Punkte Punkte hinter Juventus Turin platzierten AC Mailand die letzte Möglichkeit auf einen Titel.
Auch Milans Stadtrivale Inter heute im Einsatz
Noch größer ist der Druck auf Stadtrivale Inter vor dem heutigen Viertelfinal-Hinspiel in der "Königsklasse" in San Siro gegen den FC Villarreal. Nach der Pleite in der Liga beim FC Parma am Wochenende ist für Inter sogar die direkte Qualifikation für die Champions League in der kommenden Saison in weite Ferne gerückt. Inter in der Krise - doch noch stellt sich Trainer Roberto Mancini vor seine in der Öffentlichkeit kritisierten Offensiv-Stars Adriano, Alvaro Recoba, Julio Cruz oder Obafemi Martins.
"Sicherlich machen wir derzeit zu wenig Tore, aber es liegt nicht allein an den Stürmern. Wir müssen über das Team generell sprechen", sagte Mancini, der voraussichtlich auf Mittelfeldspieler Luis Figo wegen einer Oberschenkelverletzung verzichten muss.
Größere Personalsorgen plagen Villarreal. Der Tabellenachte in Spanien, der seit dem Einzug ins Viertelfinale der Champions League in der Primera Division nicht mehr gewonnen hat, muss auf die gesperrten Stammspieler Alessio Tacchinardi, Rodolfo Arruabarrena und Josico verzichten.
Tachinardi, elf Jahre bei Juventus unter Vertrag, sieht den ganzen Druck aber ohnehin bei Inter: "Das ist wie David gegen Goliath. Wir haben nichts zu verlieren."