Wenn heute Abend das Champions-League-Viertelfinale zwischen dem AC Mailand und Stadtrivale Inter steigt (20.45 Uhr/ live bei Premiere), trifft geballte Fußball-Tradition aufeinander. Zusammen haben beide Klubs achtmal die europäische Königsklasse als Sieger beendet, der AC davon gleich sechsmal. Auch in der Serie A haben die "Rossoneri" derzeit die Nase vorn. Während der AC Mailand die heimische Tabelle anführt, kann Inter als Tabellendritter mit 16 Punkten Rückstand nur noch auf den Titel in der Champions League hoffen, nachdem man auch in den vergangenen Jahren stets im Schatten des AC gestanden hatte. Zuletzt konnten sich die "Interisti" über den Sieg im UEFA-Cup 1998 freuen, während der letzte nationale Meistertitel schon 16 Jahre zurückreicht.
"Auch wenn wir nur der Außenseiter sind: Wenn wir ausscheiden sollten, dann haben wir in dieser Saison alles verloren. Ich will gar nicht daran denken, was es bedeuten würde, schon wieder mit leeren Händen die Saison abzuschließen. Aber wir sind motiviert genug, um die Geschichte neu zu schreiben", sagte Inter-Profi Dejan Stankovic vor dem 258. Stadtderby.
Adriano fällt verletzt aus
Im Hinspiel wird die Mannschaft von Trainer Robert Mancini vor 83.000 Zuschauern im Giuseppe-Meazza-Stadion die Rolle des "Gastes" annehmen. Vor allem will sich Inter in den beiden mit Spannung erwarteten Viertelfinals endlich vom Trauma des bitteren Halbfinal-Aus gegen den Stadtrivalen 2003 in der Champions League befreien. Damals hatte ein Treffer von Andrej Schewtschenko, der in sechs Spielzeiten bereits elf Derby-Treffer beisteuerte, den Traum vom Titel beendet.
"Die Erinnerungen an dieses schlimme Aus sind in unseren Köpfen allgegenwärtig. Jetzt haben wir die Möglichkeit, uns selbst von diesen Gedanken zu erlösen", sagte Inter-Präsident Massimo Moratti, der seit seinem Amtsantritt 1995 rund 600 Millionen Euro in Spieler investierte und dafür endlich mit dem Titel in der Champions League belohnt werden möchte. Allerdings geht Inter geschwächt in das Hinspiel: Goalgetter Adriano fällt wegen einer Knieverletzung aus, dafür darf sich Christian Vieri im Sturmzentrum beweisen.
Schewtschenko kann spielen
Keinerlei Personalprobleme hat dagegen der favorisierte AC. Das Team von Coach Carlo Ancelotti, zuletzt 2003 beste Mannschaft Europas, kann pünktlich zum Spiel gegen Inter wieder auf den ukrainischen Top-Stürmer Schewtschenko zurückgreifen, der zuletzt sieben Wochen wegen eines Kieferbruchs pausieren musste. Zudem sorgte zuletzt die Vertragsverlängerung des portugiesischen Vize-Europameisters Rui Costa bis 2007 für zusätzliche Motivation.
"Wir sind in einer sehr positiven Phase. Wir sind so gut drauf, wir können Meisterschaft und Champions League gewinnen", meinte Europas "Fußballer des Jahres" Schewtschenko und präsentierte bereits vor der Partie eine breite Brust. Der brasilianische Weltmeister Kaka fühlt sich gar wie vor dem siegreichen WM-Finale 2002 in Yokohama/Japan gegen Deutschland (2: 0), das er als Ersatzspieler auf der Bank verfolgt hatte. "Seit dem WM-Finale in Yokohama habe ich vor einem Spiel nicht mehr diese Spannung verspürt. Es wird ein unheimlich intensives Spiel, ein wahrlich großer Kampf", meinte Kaka.