Die Welt blickt nach Kiew. Das hat weniger mit dem heutigen Gruppen-"Finale" in der Champions-League zwischen Bayer Leverkusen und Dynamo Kiew (ab 20.45 Uhr/live bei Premiere und Sat.1) zu tun als mit der politisch brisanten Lage in der Ukraine. Der Leverkusener Fußball-Profi Andrej Woronin visiert gegen den Renommierklub aus seinem Heimatland Ukraine und seinen Lieblingsklub seit Kindertagen nur ein Ziel an: Das Achtelfinale der "Königsklasse".
"Ich will ins Achtelfinale. Und das packen wir auch, ich tippe auf einen 2:0-Sieg", erklärt Woronin vor dem Duell. Woronin kann nicht verhehlen, dass es für ihn ein "besonderes Spiel" ist. Doch auch die friedlichen Demstrationen von Zehntausenden in Kiew auf Grund des Ausgangs der Präsidentschaftswahlen gehen an dem ukrainischen Nationalspieler nicht spurlos vorüber. "Die ganze Welt schaut nach Kiew. Ich verfolge nicht nur jeden Tag die Ereignisse im Fernsehen, ich telefoniere mehrfach am Tag mit Familien, Freunden. Die Bilder mit den Soldaten machen mir natürlich Angst. Man fragt sich, was passiert, wenn die Stimmung explodiert", sagte Woronin im Bild- und Express-Interview.
Das Team mit den zwei Gesichtern
Für Bayer und Woronin ist die Begegnung eine richtungweisende Partie, mit einem Sieg können die Rheinländer in der "Königsklasse" überwintern. Doch Leverkusen ist in dieser Spielzeit eine Mannschaft mit zwei Gesichtern, wird eigentlich erst im zweiten Durchgang richtig wach. In der Bundesliga ist die Mannschaft mit den Ergebnissen in der ersten Halbzeit mit elf Punkten Tabellenletzter, in den zweiten 45 Minuten mit 32 Zählern Tabellenführer.
Torwart Jörg Butt mahnte seine Teamkollegen: "Wir müssen Geduld haben. Das Tor für uns kann in der 90. Minute fallen. Wir dürfen auf keinen Fall in den ersten zehn Minuten blind nach vorne rennen. Wir wollen unbedingt weiterkommen. Das wäre in unserer Hammergruppe ein großer Erfolg."
Bangen um "Mister Europacup"
Im 107. Europacup-Auftritt bangt Bayer indes um den Einsatz von "Mister Europacup" Jacek Krzynowek (Muskelfaserriss in der Wade). "Wir haben noch ein bisschen Zeit, aber ich habe kein gutes Gefühl. Wir werden kein Risiko eingehen und ihn nicht spritzen, die Gesundheit der Spieler geht vor", sagte Bayer-Physiotherapeut Dieter Trzolek.
Dagegen hat Woronin seine Knöchelprellung, erlitten beim 2:1-Sieg im Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg, auskuriert. Ramelow, gegen die "Wölfe" gelbgesperrt, rückt wieder für Hanno Balitsch ins Team. Der Brasilianer Franca, Siegtorschütze gegen Wolfsburg, sitzt als Joker ebenso auf der Bank wie der Daniel Bierofka.