In einer magischen Nacht hat Bayer Leverkusen die "Galaktischen" von Real Madrid auf den harten Boden der Realität zurückgeholt. Zum Auftakt der Champions League gewann das Team von Trainer Klaus Augenthaler gegen die "Weltauswahl" des spanischen Rekordmeisters auch in dieser Höhe verdient mit 3:0 (1:0) und feierte einen der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte.
Wolfgang Holzhäuser, der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, sagte anschließend: "Schwer zu begreifen, dass man so ein Fußballspiel erleben durfte. Wir haben ganz großen Fußball gesehen. Wer denkt heute noch an Mainz - heute war Champions League und heute haben wir ein hervorragendes Spiel abgeliefert. Real war nicht schlecht, unsere Truppe war hervorragend. Unsere Mannschaft ist eine große Mannschaft, wir müssen den Schwung in die Zukunft mitnehmen."
Vor 22.500 begeisterten Fans in der BayArena erzeilte Jacek Krzynowek (39.) in einer begeisternden ersten Halbzeit das hochverdiente 1:0. In den zweiten 45 Minuten ließen Franca (50.) und Dimitar Berbatow (55.) weitere Tore folgen, womit Bayer erfolgreich Revanche für die 1:2-Niederlage zwei Jahre zuvor in Glasgow im Endspiel der "Königsklasse" nehmen konnte.
Erster Sieg im sechsten Anlauf
Im sechsten Vergleich mit dem Team der Superstars Ronaldo, Zinedine Zidane, Luis Figo und David Beckham war es der erste Erfolg für die Rheinländer, die über sich hinauswuchsen und in allen Belangen den pomadig auftretenden Gästen überlegen waren. Aufgrund der Chancen in der ersten Halbzeit hätte die Niederlage für Real sogar noch höher ausfallen können.
"Das ist wie unser Spiel gegen Brasilien. Wenn man das Tempo hochhält hat man auch gegen so eine fantastische Mannschaft wie Real Madrid eine Chance", kommentierte Bundestrainer Jürgen Klinsmann bereits in der Halbzeitpause. Vor allem hob der Weltmeister von 1990 die tolle Kollektivleistung der Leverkusener hervor: "Die Jungs helfen sich gegenseitig."
Bayer von Beginn an dominant
Schon in der fünften Minute hatte Berbatow mit einem Pfostenschuss nach Hereingabe von Paul Freier Pech. Die Madrilenen schienen zu glauben, mit minimalem Aufwand zum Erfolg kommen zu können. Aber ohne Zweikampfstärke, ohne Spielwitz und ohne Engagement ist in der Champions League kein Blumentopf zu gewinnen.
Die Pleite gegen Bayer dürfte eine bittere Lektion für den neuen Real-Coach Jose Antonio Camacho gewesen sein, der nach der titellosen vergangenen Saison mit großen Hoffnungen verpflichtet wurde. Bezeichnend für die desolate Leistung: Zidane wurde schon nach der ersten Halbzeit ausgewechselt, nach knapp einer Stunde folgten ihm in Ronaldo und Luis Figo zwei weitere Weltstars, die vieles schuldig geblieben waren.
Ronaldo nur einmal gefährlich
WM-Torschützenkönig Roanldo besaß nur eine nennenswerte Situation, als er in der 26. Minute den Ball gegen das Lattenkreuz setzte. Ansonsten boten die Real-Offensiv-Künstler sicher von der Leverkusener Defensiv-Abteilung beherrscht. Vor allem die Innenverteidiger Juan und Roque Junior waren eine Klasse für sich.
Im Angriff setzte vor allem Franca die Glanzlichter. Der Brasilianer war von Real nie auszuschalten und besaß schon im ersten Durchgang drei hochkarätige Chancen (25./34./36.). Mit seinem Kunstschuss in den Winkel krönte er seine Topleistung. Mit stehend dargebrachten Ovationen wurde Franca in der 69. Minute bei seiner Auswechselung verabschiedet. "So ein tolles Fußballspiel habe ich schon lange nicht mehr gesehen", meinte DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun und war begeistert von einer Leverkusener Mannschaft, die vier Tage zuvor in der Bundesliga beim 0:2 in Mainz noch restlos entäuscht hatte.