Es ist mehr als nur ein Spiel. Beim heutigen Auftakt zur neuen Champions-League-Saison möchte Bundesliga-Rekordmeister Bayern München in Tel Aviv den Grundstein zur Wiedergutmachung für das schlechte Abschneiden der beiden letzten Jahre legen. Das vorzeitige Aus in der Vorrunde bzw. im Achtelfinale hatte für den FC Bayern finanziell, vor allem aber imagemäßig erhebliche Folgen.
"Image ist wichtiger als Geld"
"Das Image ist in dieser Saison wichtiger als das Geld. Wir müssen unter den Champions mal wieder Flagge zeigen. Sollten wir wieder in der Vorrunde scheitern, wäre das eine große Enttäuschung", sagte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge vor dem Auftakt bei Maccabi Tel Aviv der Süddeutschen Zeitung.
Auch wenn der FC Bayern vor allem seine Außendarstellung in Europa korrigieren will - auch für die Vereinskasse hätte ein erfolgreiches Abschneiden positive Auswirkungen. Nachdem die Münchner jahrelang als der Finanz-Krösus im deutschen Fußball galten, muss der FC Bayern in dieser Spielzeit erstmals mit einem Verlust von maximal zehn Millionen Euro rechnen.
"Verlust heißt ja nicht Schulden"
"Es wäre schön, wenn wir weiter kommen würden als zuletzt. Wir haben zwar nur mit der Vorrunde kalkuliert, aber alles darüber hinaus würde das Budget entlasten", erklärte Manager Uli Hoeneß. Dramatisieren will Hoeneß die Situation aber nicht. "Verlust heißt ja nicht Schulden. Deshalb könnte man sich Verluste ein, zwei Jahre leisten", meinte der Manager weiter.
Das aktuelle Minus ist durch die Transferausgaben in Höhe von 25,5 Millionen Euro für Lucio (12), Torsten Frings (9), Andreas Görlitz (2,5) und Vahid Hashemian (2) entstanden. Da der FC Bayern im Sommer keinen Spieler aus seinem 26 Mann starken Kader verkaufen konnte, entstand das Finanzloch. "Wir haben aber immer noch genügend Geld auf der Bank", so Hoeneß. Auch Rummenigge betonte, "dass wir die Investitionen aus unserem Vermögen bezahlt haben. Wir können die Saison mit 26 Profis zu Ende spielen, und der FC Bayern wird gesund bleiben".
Neues Stadion verspricht Mehreinnahmen
Vor allem vom neuen Stadion, das im Mai 2005 fertiggestellt in Betrieb gehen soll, verspricht sich der FC Bayern Mehreinnahmen - beispielsweise durch die VIP-Logen oder bessere Vermarktung. "Mit der neuen Allianz-Arena haben wir unglaubliche Möglichkeiten", sagte Hoeneß - allerdings auch erheblich höhere Kosten als bisher im Olympiastadion. Selbst die Baukosten sollen inzwischen bei weit über 300 Millionen Euro liegen. Kalkuliert hatte der Verein bei Baubeginn mit 280 Millionen.
Entsprechend wird es selbst für einen Verein wie den FC Bayern, der allein von seinem Hauptsponsor bis zu 20 Millionen Euro jährlich bezieht, immer schwerer, die Bilanz ausgeglichen zu gestalten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003/2004 hat der Verein den Umsatz des Vorjahres (162,7 Millionen Euro) nach Aussage von Rummenigge wiederholt und schreibt erneut eine schwarze Null.
Überschuss stark gesunken
Bereits 2002/2003 war der Umsatz jedoch um 8 Prozent, der Überschuss sogar um 96 Prozent auf lediglich 400.000 Euro gesunken. Im Vergleich dazu: 2000/2001 hatte der Rekordmeister noch 16,5 Millionen Euro Gewinn verbucht. "Die großen Zeiten der starken Gewinne sind vorbei", räumte deshalb Rummenigge ein.
Schon deshalb sind Trainer Felix Magath und seine Stars in der Champions League zum Erfolg verdammt. In der "Königsklasse" kann der FC Bayern seine Kasse am ehesten ausgleichen, selbst wenn auch dort durch gesunkene Fernseheinnahmen das Geld nicht mehr so locker sitzt.