Nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel hilft den Königsblauen im Camp Nou nur noch "das größte Wunder der Schalke-Geschichte", wie es Manager Andreas Müller formulierte. Und ausgerechnet das größte Sorgenkind soll das Wunder bewirken: Kevin Kuranyi. Der seit Wochen schwächelnde Torjäger ist die letzte Hoffnung des Bundesliga-Zweiten. "Er ist ein großer Spieler für große Spiele", sagte Trainer Mirko Slomka, der den 26-Jährigen nach seiner 60-minütigen Denkpause gegen Hansa Rostock (1:0) wieder in die Anfangself zurückholt. Kuranyi selbst, der in den jüngsten acht Bundesliga-Spielen nur ein Tor erzielte, forderte von seinen Kollegen Mut und Unterstützung: "Wir müssen von Anfang an Druck machen, nach vorne spielen und Tore schießen. Ich werde alles für die Mannschaft geben. " In der Champions League war er bislang der Garant für das Weiterkommen: Von den sechs Schalker Treffern erzielte er drei - zwei bei den beiden Vorrundensiegen gegen Rosenborg Trondheim (2:0 und 3:1) sowie das einzige im Achtelfinale gegen den FC Porto (1:0 im Hinspiel.
Dass im wohl nicht ausverkauften Camp Nou, wo außer Bayern München seit 20 Jahren keine deutsche Mannschaft mehr gewonnen hat, eine Sensation gelingt, glaubt kaum jemand. Dennoch machen sich die Schalker gegenseitig Mut, weil sie am Ende des Hinspiels den großen Favoriten ins Wanken brachten. "Jeder hat gesehen, dass sie verwundbar sind", meinte Mittelfeldspieler Jermaine Jones, der nach seiner Gelbsperre zurückkehrt: "Wir dürfen keine Angst haben."
Während die Spieler auf weitere Partien in der Champions League in der nächsten Saison spekulieren dürfen, könnte die Begegnung in Barcelona für Trainer Slomka der Abschied aus der Königsklasse sein. Sein Verbleib auf Schalke ist trotz laufenden Vertrages bis 2009 eher unwahrscheinlich. Bis zum Saisonende stellte Präsident Josef Schnusenberg dem ungeliebten Coach eine Arbeitsplatzgarantie aus, danach, so die Signale aus der Chefetage, ist Schluss.
Auch Manager Müller, bislang Slomkas Mentor, rückt langsam vom Trainer ab. Trotz des Sprungs auf Platz zwei spiele die Mannschaft "seit Wochen nicht gut", sagte der Ex-Profi, vielleicht müsse man sich auch trennen, wenn man auf Platz zwei stehe. Es gebe keinen Automatismus, dass Slomka im Amt bleibe, wenn er erneut die Champions League erreiche: "Wir wollen eine Entwicklung in der Mannschaft sehen." Die ist trotz vier Siegen in den letzten fünf Bundesliga-Spielen nicht zu erkennen.
Noch mehr Gegenwind verspürt Slomkas Kontrahent Frank Rijkaard. Sein Abschied zum Saisonende ist ebenfalls trotz eines Vertrags bis 2009 so gut wie sicher. Einig ist man sich bei Barca nur noch nicht, wer Nachfolger des Niederländers werden soll. Teile des Vorstands favorisieren einen Trainerstar wie Jose Mourinho oder Rafa Benitez, Präsident Joan Laporta indes hätte gerne Ex-Nationalspieler Pep Guardiola, derzeit Coach der zweiten Mannschaft, an der Seitenlinie. Weil nach dem peinlichen 0:0 gegen den FC Getafe die Fans wütend ihren Unmut äußerten, sperrte Rijkaard sie beim Training aus. "Die Proteste der Fans sind enttäuschend und tun weh", sagte der Niederländer. Stürmer Samuel Eto"o ging sogar noch weiter: "Wir müssen vergessen, was die Fans machen. Sie werden ihre Meinung bis zum Saisonende nicht mehr ändern. Wir vertrauen dem Trainer und wollen die Champions League gewinnen, um unsere Kritiker zum Schweigen zu bringen. Dann können unseren wahren Fans auf den Straßen feiern."
Rijkaard muss heute weiter auf seine Stars Lionel Messi und Deco verzichten. Ronaldinho wird in dieser Saison ohnehin nicht mehr zum Einsatz kommen. Slomka muss wohl auf Nationalspieler Christian Pander verzichten, der wegen Adduktorenproblemen nicht am Abschlusstraining teilnehmen konnte. Dagegen scheinen Mladen Krstajic (Kniebeschwerden) und Heiko Westermann.