Wie bestraft man als Klub einen Fußballprofi, der gegen Regeln des Mannschaftssports verstößt? Der Fall Aubameyang offenbart die Machtlosigkeit der Vereine gegenüber ihren Millionären in kurzen Hosen: Borussia Dortmund steckt immer im Dilemma.
Suspendiert man den Spieler wie jetzt vorm Wolfsburg-Spiel, wird die eigene Mannschaft geschwächt. Wird der Spieler zur Geldstrafe verdonnert, verleitet der Blick auf den Gehaltszettel zu einem Lächeln. Rauswurf? Nichts wäre Aubameyang lieber.
Seine Ablöse betrüge nicht mehr 70 Millionen Euro wie im Sommer noch, sondern die Hälfte. Einen Teil des gesparten Geldes bekäme der Spieler als Einmalzahlung vom neuen Klub. Die Branche hat dafür einen Namen: „Signing Fee“. Offenbar spekuliert Aubameyang darauf.
Anders ist sein Verhalten nicht zu erklären. Zum einen reagierten er und seine Familie pikiert, dass ein Journalist das Theater um ihn als „Affenzirkus“ bezeichnet hat. Nach ungelenker Übersetzung ins Englische („Monkey Business“) witterte er in Deutschland Rassismus, wo keiner war.
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Zum anderen die Heimfahrt nach dem Abschlusstraining am Samstag. Als die Kollegen ihre Ziele in einer Sitzung erneuern wollten, fehlte Aubameyang unentschuldigt. Nicht nur das: Er wollte den Termin „vergessen“ haben. Der Trainer glaubt ihm kein Wort.Die Suspendierung vom Sonntag war die dritte in anderthalb Jahren. Jedesmal war es ein anderer Trainer, was eine Beziehungskrise mit dem Chef ausschließt. Intern hat man beim BVB längst eine eigene Erklärung: Charakterlosigkeit — der Spieler will weg.
Seit Dembélé im Sommer seinen vorzeitigen Abschied vom BVB erpresste, weiß Aubameyang: Für die Freigabe muss er nur lange genug nerven. Man darf damit rechnen, dass in den nächsten Tagen, genauer: bis Ende der Transferperiode am 31. Januar, ein Angebot für ihn gefaxt wird.
Das Vorgehen ist in vielerlei Hinsicht charakterlos. Kürzlich war bekannt geworden, dass Borussia Dortmund Aubameyangs Vertrag im Sommer heimlich bis 2021 verlängert hat. Was man wissen muss: Mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung ist immer eine Gehaltserhöhung verbunden.
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Der Verein tat nämlich alles, um seinen wichtigen Mittelstürmer (bisher 13 Saisontore in der Bundesliga) und Torschützenkönig der Saison 2016/17 bei Laune zu halten. So durfte er drei Tage später ins Trainingslager nach Marbella kommen und dann klaglos seine Familie im Mannschaftshotel einquartieren.
Zum Dank brüskiert Aubameyang jetzt die Vereinsführung und vor allem seine Mitspieler. Trainer Peter Stöger baut ihm auch nun wieder Goldene Brücken („Ich bin nicht nachtragend“), damit sich alles zum Guten wendet. Aber irgendwann muss auch der BVB sagen: Genug ist genug.