Vor einem Jahr verließ Julian Draxler fluchtartig den FC Schalke 04. Seinen Heimatverein, der ihn 2013 mit großem Getöse für die Unterzeichnung eines bis 2018 datierten Vertrages gefeiert hatte: Kleinlaster mit Draxler-Porträts wurden durchs Ruhrgebiet kutschiert, sogar durch Dortmund. Eine im Nachhinein besonders peinliche Aktion, als Draxler 2015 angeblich den Druck auf Schalke nicht mehr aushielt und kurzfristig beim VfL Wolfsburg anheuerte.
Wolfsburg, der traditionslose Klub eines Großkonzerns – diese Wahl nahmen viele Schalke-Anhänger ihrem einstigen Liebling übel. Aus dem netten Jungen aus Gladbeck aber war ein kühl kalkulierender Jungprofi geworden. Wolfsburg spielte Champions League, Schalke nicht. Er suchte die Bühne, um sich langfristig für die großen europäischen Klubs interessant machen zu können. Eine Durchgangsstation.
Aber Draxler hatte nicht damit gerechnet, mit dem VfL einen internationalen Startplatz zu verpassen und sogar hinter Schalke zurückzufallen. Jetzt sitzt er in der Falle und will bloß noch weg. Denkbar, dass ihm das trotz der Gegenwehr des VfL sogar noch gelingt. Das Image des Nationalspielers aber nimmt erneut sch weren Schaden: Der 22-Jährige gibt das Bild eines egoistischen Stars ab, der Verträge nur als Absichtserklärungen interpretiert.
Die Klubs sind ja selbst schuld Aber: Die Klubs sind ja selbst schuld. Gäbe es unter ihnen auch nur einen Hauch von Solidarität, hätten die Profis nicht so leichtes Spiel. Trotz seines wiederholt fragwürdigen Verhaltens dürfte es kein Problem für Draxler werden, schon den dritten Verein zu finden, dem er seine Arbeitskraft für die Saison 2016/2017 vertraglich zusichern würde.