Das gelingt ihm: Eine Viertelstunde vor dem Anwurf geht der ruhige Roggisch in die Kabine. Heraus kommt der Abwehr-Chef, der seine Nebenleute in unerwartete Gefühls-Höhen pusht. „Jogi Bitter klopft mir vor dem Spiel drei Mal auf die Brust, dann bin ich so richtig heiß“, betont der Rhein-Neckar-Löwe, der in jedem Match die Krallen zeigt. Er klatscht und hüpft, um seine Mitspieler wachzurütteln. Und er reißt die Arme hoch, um seine Gegner zu verunsichern. Wie er so dasteht mit seinen 1,99 Metern und der weitaus größeren Spannweite, das hat schon etwas Beängstigendes. „Es ist gut, so einen vor sich zu haben“, lobt Bitter, der das Gefühl schon aus gemeinsamen Magdeburger Tagen kennt.
Roggisch ist der Mann fürs Grobe, er erhebt das Zerstören zur Kunstform. „Ich suche gerne den Körperkontakt, das macht den Handball doch aus. Wir wissen, dass wir keine Tischtennis- oder Volleyballspieler sind“, betont Roggisch. Wer so meisterhaft die Bälle erobert, der kann damit leben, dass er nur selten selbst einnetzen darf. Sobald Deutschland im Angriff ist, muss der Hobby-Taucher seinen Platz für Pascal Hens räumen. Er tut das gerne, schließlich spürt er auch so schon oft genug seine Knochen. „Natürlich machen sich die vielen Einsätze kurz hintereinander bemerkbar“, sagt der Blondschopf. Sein Erfolgs-Rezept: „Adrenalin ist die beste Schmerztablette.“
Die Wirkung hält allerdings so lange an, dass Roggisch nach Spielen kaum vor vier Uhr morgens in den Schlaf findet. „Es ist die größte Kunst, wieder runterzukommen“, räumt der Mann mit der Rückennummer vier ein, „aber während so einem Turnier muss ich es schnellstens schaffen. Schließlich brauche ich zwischendurch auch mal ein bisschen Ruhe.“ Den perfekten Weg hat er noch nicht gefunden, aber immerhin eine Linderung: „Nach der Massage am Abend ist mein Kopf wieder einigermaßen frei.“ Damit er weiter kraftvoll zupacken kann.