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Tusem-Profi lebt seinen Traum

Foto: Michael Gohl
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Tusem Essen hat wieder einen Handball-Nationalspieler. Dennis Szczesny debütierte am vergangenen Wochenende für Polen. An Neujahr steigt er in den Flieger von Düsseldorf nach Warschau, von wo es mit den Mannschaftskollegen am 2. Januar weiter in Richtung Spanien geht.

Die Polen, die vom ehemaligen Tusem-Spieler Piotr Przybecki trainiert werden, nehmen vom 3. bis zum 5. Januar 2019 an einem WM-Vorbereitungsturnier in Spanien statt. Hier treffen Szczesny und Co. auf den Gastgeber, Weißrussland und Saudi-Arabien.

Auch wenn die Polen bei der Handball-WM in Deutschland, die ab dem 10. Januar beginnt, nicht dabei sind, sind es für Szczesny zuletzt sehr schöne und aufregende Tage. Unsere Redaktion hat mit dem 25-jährigen in Dinslaken aufgewachsenen Sohn polnischer Einwanderer gesprochen.

Dennis Szczesny, Sie müssen aktuell sehr glücklich sein, oder? Ja, es läuft wie geschmiert. Es ist aktuell alles ein großer Traum. Tolle Momente. Wenn ich bedenke, wo ich noch vor zwei Jahren stand, dann ist das alles unglaublich. Es lohnt sich im Leben zu kämpfen.

Sie sprechen wohl Ihre schwere Knieverletzung an...

Genau. Vor zwei Jahren hatte ich einen Knorpelschaden. Der Weg zurück war sehr steinig und schwierig. Die Ärzte haben mir eine Fifty-Fifty-Chance gegeben, dass ich wieder professionell und schmerzfrei Handball spielen kann. Damals habe ich natürlich überhaupt nicht mehr an die polnische Nationalmannschaft gedacht. Ich wollte einfach nur wieder gesund werden.

Das wurden Sie glücklicherweise auch. Vor wenigen Tagen kam dann der Anruf von Piotr Przybecki. Was haben Sie da gedacht?

Ich saß in der Schule und konnte nicht drangehen. Die Nummer hatte ich gespeichert. In der Pause habe ich erst einmal gegoogelt, ob für die polnische Handball-Nationalmannschaft im Jahr 2018 noch etwas ansteht. Dann habe ich auf der Verbandsseite das Vorbereitungsturnier in Oppeln entdeckt und mir gedacht, dass es schon geil wäre, wenn Piotr Przybeckis Anruf etwas damit zu tun hätte. Ich rief zurück und erfuhr von meiner Nominierung. Ich habe mich riesig gefreut.

Hatten Sie die Nationalmannschaft eigentlich noch im Hinterkopf? Zuletzt nicht mehr, weil ich Przybecki im Sommer noch abgesagt habe. Da wollte der Trainer mich für einen Lehrgang der B-Nationalmannschaft nominieren. Ich habe ihm gesagt, dass ich eine harte Saison hinter mir habe und im Sommer eine Pause benötige. Das hat er respektiert und mir gesagt, dass er mich weiter auf dem Radar hat. Dann kam im Oktober eine Länderspiel-Pause. Einen Anruf habe ich aber nicht mehr erhalten und mir kurz gedacht, dass das wahrscheinlich an meiner Absage ihm Sommer lag. Umso glücklicher und erfreuter war ich, als das Telefon kurz vor Weihnachten wieder klingelte.

[article=404483]Sie haben gute Spiele gegen Japan und Rumänen absolviert und tolle Kritiken erhalten[/article]. Wie war es für Sie im Kreise der polnischen Nationalmannschaft? Am Anfang war ich angespannt und es war auch etwas komisch. Ich bin der Sprache nicht so mächtig, dass ich mit meinen Kollegen über alltägliche Dinge sprechen kann. Dazu fehlt mir einfach der Wortschatz. Die Handball spezifischen Dinge verstehe ich aber und das muss dann auch nicht ins Deutsche oder Englische vom Trainer übersetzt werden. Überhaupt verstehe ich die Sprache recht ordentlich, nur das Sprechen fällt mir noch schwer. Ich denke, dass das mit der Zeit aber besser wird.

Im April trifft Szczesny mit Polen auf Deutschland

Hand auf's Herz: Ist die polnische Nationalmannschaft für Sie nur der Plan B, weil es für die deutsche Auswahl nicht langt? Nein! Überhaupt nicht. Ich wollte schon immer für Polen spielen. Denn meine Wurzeln liegen in diesem Land. Mein Herz ist polnisch. Ich hatte in der Junioren-Zeit die Wahl zwischen Deutschland und Polen. Es war sogar zu einem Turnier, an dem beide Auswahlteams teilnahmen. Ich habe dem deutschen Verband abgesagt und mich für Polen entschieden. Ich weiß noch wie stolz mein Opa und mein Vater waren. Auch jetzt ist mein Vater mit mir in Oppeln gewesen und hat mir von der Tribüne die Daumen gedrückt. Ich glaube, dass er nervöser als ich war (lacht). Es freut mich sehr, dass ich meine Familie so glücklich machen kann.

Noch glücklicher wären Sie und Ihre Familie wahrscheinlich, wenn die polnische Mannschaft bei der WM in Deutschland dabei wäre? Natürlich. Aber ganz ehrlich: Wahrscheinlich wäre ich dann nicht dabei. Für mich ist der Umbruch in der polnischen Nationalmannschaft eine große Chance. Nach den Rücktritten der Jurecki- und Lijewski-Brüder sowie Karol Bielecki baut Piotr Przybecki eine neue Mannschaft auf. In dieser will ich meine Chance nutzen und langfristig dabei sein.

Was trauen Sie der deutschen Mannschaft bei der WM im eigenen Land zu? Deutschland gehört neben fünf, sechs anderen Mannschaften zu den Favoriten. Ob es am Ende für den Titel reicht, weiß ich nicht. Oft ist die Tagesform entscheidend. Aber klar: Deutschland könnte sich als Gastgeber auch in einen Rausch spielen und dann ist alles drin. Ich drücke den Deutschen die Daumen, auch wenn mein Geheimfavorit Norwegen ist.

Müssen Sich die Fans von Tusem Essen eigentlich Sorgen machen, dass Sie den Klub im Sommer verlassen? Ihr Vertrag läuft aus und es soll einige Anfragen geben... Die Tendenz geht dahin, dass ich in Essen bleibe. Ich weiß, was ich am Tusem habe und bin hier glücklich. Aktuell habe ich nur einige Anfragen aus der 2. Bundesliga. Innerhalb der Liga kommt für mich ein Wechsel eigentlich nicht in Frage.

Ende Januar beenden Sie Ihre Ausbildung zum Automobilkaufmann. Wie planen Sie Ihre Handball-Zukunft? Ab Februar konzentriere ich mich ganz auf den Handball und bin dann auch Profi. Ich habe mit dem Tusem und der Nationalmannschaft Ziele. Zum Beispiel stehen am 10. und 13. April die EM-Quali-Spiele gegen Deutschland an. Da will ich natürlich unbedingt dabei sein. Aber ich will gar nicht weit voraus planen. Denn an erster Stelle steht die Gesundheit. Wenn die gegeben ist, dann wird sich alles andere ergeben.

Autor: Krystian Wozniak

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