„Thriller“ von Michael Jackson schallte durch die Westpress Arena, während die 2561 Zuschauer sich auf den Weg in Richtung Ausgang machten. Der Titel war wohl bewusst gewählt, nach diesem packenden, umkämpften und emotionalen Handball-Derby in der 2. Bundesliga. Bis zum Ende blieb es eine offene Begegnung auf Augenhöhe, in der sich letztendlich der ASV Hamm-Westfalen und der Tusem Essen mit einem 25:25 (13:14) die Punkte teilten.
Immer wieder spektakulär
Spiele mit Beteiligung des Tusem sind ausnahmslos spektakulär. Entweder feiert die Mannschaft von der Margarethenhöhe klare Siege, oder es bleibt eben bis zur letzten Sekunde eine Zitterpartie. So auch in Hamm. Die Essener fanden gut in die Partie, standen vor allem in der Abwehr kompakt. Die Gastgeber, die in dieser Saison bis dato keine Gnade mit ihren Gegnern kannten, leisteten sich ungewohnt viele Fehler. Immer, wenn der Tusem das Tempo anzog, war er erfolgreich. Viel Bewegung in der Essener Offensive, das brachte Lücken. So erspielten sich die Gäste bis zur Pause eine verdiente Führung, die durchaus auch höher hätte ausfallen können, doch unnötige Zeitstrafen brachten die Jungs von Jaron Siewert aus dem Takt.
Generell war der Trainer nur bedingt zufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft: „Was uns diesmal wirklich wehgetan hat, sind diese Undiszipliniertheiten. Sei es zu viel spekuliert oder in der Abwehr das System verlassen. Deswegen wäre viel mehr drin gewesen.“ Gerade zu Beginn des zweiten Durchgangs zeigte der Tusem seine Stärken: Die kompakte Abwehr mit einem gut aufgelegten Torwart Sebastian Bliß und das schnelle Offensivspiel. Doch eben die erwähnten Undiszipliniertheiten, gepaart mit mangelnder Konzentration vor dem gegnerischen Tor ließen Hamm wieder herankommen. Und dann kochte die Halle.
Grandiose Stimmung in der Arena
Ab der 40. Minute ging es heiß her. Bei jedem Angriff der Gastgeber standen die ASV-Fans auf und peitschten ihre Mannschaft nach vorn. Hatte der Tusem hingegen den Ball, wurde er ausgepfiffen. Jedes Tor war hart erarbeitet. Beide Deckungen packten ordentlich zu, ließen nur selten Lücken klaffen. So ging es im Gleichschritt in eine dramatische Schlussphase, in der Kleinigkeiten entscheiden würden. In der letzten Minute wurde es richtig packend: Essen im Angriff, der starke Richard Wöss am Ball, Dreher, kein Tor! Es war klar: Zum Sieg werde es nicht mehr reichen, jetzt irgendwie den Punkt retten. Und das tat der Tusem, weil Hamm seinen letzten Angriff nicht konsequent genug ausspielte. „Vielleicht kann ich mich in zwei Tagen über den Punkt freuen, jetzt aber nicht“, ärgerte sich Siewert. Sein Rückraumspieler Justin Müller sah das ähnlich: „Der Punkt ist vielleicht okay. Aber so kurz nach dem Spiel ist es für uns ein verlorener Punkt. Vielleicht haben wir mal in der entscheidenden Situation nicht den kühlen Kopf bewahrt.“ Auch, wenn es am Ende gefühlt zu wenig für den Tusem war: Dieses Derby hat keine Verlierer hervorgebracht.