Eiskalt nutzten sie die erste Strafzeit der Gäste, die sich Klaus Kathan nach nur 23 Sekunden unnötig früh eingehandelt hatte. Der Sündenbock meinte nach dem Spiel: „Das ist ein Scheiß-Tag.“ Seine frühe Zeitstrafe war nur ein Indiz für die Nervosität der Düsseldorfer, die bereits am Donnerstag im heimischen ISS-Dome nicht zu übersehen war, als sich die DEG mit vielen Fehlpässen immer wieder selbst in Bedrängnis brachte.
Zuhause konnten die tapfer kämpfenden Metro Stars noch die Rückschläge weg stecken, egalisierten die 2:0-Führung der Ice Tigers, drehten das Spiel und verdauten auch den Ausgleich zum 4:4 40 Sekunden vor dem Ende. In der Verlängerung investierte die DEG mehr, Nürnberg kam zu keiner nennenswerten Torchance, und Andy Schneider machte mit seinem Treffer zum 5:4 erst das vierte Spiel in Nürnberg möglich. Dort erwiesen sich gestern aber wieder die Ice Tigers als abgezockter, denn mit viel Einsatz, Kampf und einem überragenden Jean-Francois Labbé im Tor, brachten sie den knappen Sieg über die Zeit und wurden frenetisch von den 7189 Zuschauern gefeiert.
Da zahlte es sich aus, dass die Nürnberger in der Verlängerung in Düsseldorf nicht mehr als nötig getan hatten, denn so reichte die Kraft für den fast die gesamte Spiellänge dauernden Fight, die Führung zu verteidigen. Nürnbergs Architekt des Erfolges, Trainer Benoit Laporte, gab seinen Spielern erst einmal einen Tag frei. Der Coach wurde seinem Ruf als großer Motivator in den Play-offs voll gerecht. Dennoch verteilte er das Lob einzig und allein auf die Spieler: „Wir standen im Viertelfinale gegen Hannover nach zwei Niederlagen schon mit dem Rücken zur Wand, aber dann hat sich aus der Mannschaft eine Gruppe gebildet. Das hat so eine Eigendynamik entwickelt, dass jetzt auch im Finale alles möglich ist.“
Laporte gab zwar zu: „Heute ist ein sehr stolzer Tag für mich“, wollte ansonsten aber keine Lorbeeren ernten. Aber man muss dem großen Motivator zugestehen, dass er den Underdog Nürnberg derart aufgebaut hat, dass die Tigers in den entscheidenden Phasen einfach cleverer und abgezockter als die Metro Stars spielten. Allein im Überzahlspiel bereiteten sie der DEG mit ihrem Direkt-Pass-Spiel Kopfzerbrechen, ließen die favorisierten Metro Stars oft genug hinter dem Puck herhecheln, ließen aber manches Mal die Konsequenz im Abschluss vermissen. Doch auch so hatte Düsseldorfs Goalie Jamie Storr in den Partien gegen Nürnberg immer alle Hände voll zu tun und konnte sich mehrfach auszeichnen, doch sein Gegenüber gewann in dieser Serie den direkten Vergleich: Jean-Francois Labbé legte im ersten Halbfinale den Grundstein zum Finaleinzug der Tigers, als er gleich gegen vier Schützen der DEG im entscheidenden Penalty-Schießen parierte und so die 1:0-Führung im Halbfinale sicherte. Dass Labbé dann gestern mit dem Shut-Out auch den Finaleinzug besiegelte, war die Rahmenhandlung, die sich die DEG nicht gewünscht hatte.
Die besten Chancen für die DEG vergaben Jeff Panzer, zweimal Kathan und Patrick Reimer, der in den Play-offs förmlich aufblühte, doch auch er konnte das Ausscheiden nicht verhindern. Sein Trainer Don Jackson meinte: „Das war eine verdammt aufregende Serie. Viele Kleinigkeiten haben dazu geführt, dass wir verloren haben. Wir haben alles versucht, aber Nürnberg war einfach kompakter und ist darum verdient im Finale.“ Dort treffen die Ice Tigers ab dem 12. April auf den Top-Favoriten Adler Mannheim, doch mit Motivator Benoit Laporte und Top-Goalie Jean-Francois Labbé können die Nürnberger auch dem nächsten Favoriten gefährlich werden.