Sie hatten sich alle getäuscht. Mächtig verhauen sogar. Die Fans, die Medien und die sogenannten Eishockeyexperten, die den EV Duisburg in der vergangenen Saison auf einem Play-down-Platz sahen. Das Team haben kein Potenzial, die Spieler besäßen kein Zweitliga-Niveau. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Trainer Didi Hegen den Stuhl vor die Türe gesetzt bekommen würde.
In dieser Saison ist nun das Gegenteil der Fall. Die Duisburger werden als heißer Play-off-Kandidat gehandelt, sogar die Zweitliga-Meisterschaft, so glauben selbst viele Trainer, ist drin. Didi Hegen bewertet dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Es ist schön, wenn unsere Arbeit der letzten beiden Jahre gewürdigt wird", grübelt der Ex-Nationalspieler. Auf der anderen Seite ist sich Hegen allerdings auch bewusst, dass die Erwartungshaltung nach dem "überraschenden" Erreichen der letztjährigen Play-offs rund um die Scania-Arena unweigerlich gestiegen ist. Alles andere als eine Teilnahme an der Meisterschatsrunde, am besten noch mit Heimspielstart, dürfte schon als Enttäuschung angesehen werden.
Fakt ist, dass die Füchse in dieser Saison über einen qualitativ besser besetzten Kader verfügen als im Vorjahr. Der Stamm konnte gehalten werden, nach Neuzugängen wie Ex-AHL-Stürmer Hugo Boisvert oder dem ehemaligen DEL-Profi Niklas Sundblad lecken sich andere Vereine neidisch die Finger. Doch nur die Mischung macht's, das betont Hegen immer wieder. Die Vorbereitung zeigte, dass der EVD in dieser Saison eine ganz hohe Hausnummer sein kann. Keine Niederlage kassierte die Duisburger, selbst gegen die DEL-Konkurrenten Krefeld (4:4) und Köln (3:3) feierte man Achtungserfolge, die Mannschaft präsentierte sich jeweils ausgeglichen und besonders in kämpferischer Hinsicht stark.
Testergebnisse sind jedoch bekanntermaßen nur Makulatur. Für die Duisburger geht es morgen im Heimspiel gegen Crimmitschau (19.30 Uhr, Scania-Arena) das erste Mal um die Wurst. Verzichten muss Hegen dann auf den verletzten Martin Hamann, dessen Knieprobleme immer noch nicht ausgestanden sind. Markus Janka dürfte im Tor stehen. Für RS stellt Trainer Didi Hegen seinen Kader vor:
Torhüter Patrick Koslow: Strahlt für seine junges Alter schon unheimlich viel Ruhe aus. Er ist nicht umsonst U20-Nationaltorhüter. Patrick hat bisher eine gute Vorbereitung gespielt. Einer, der großes Talent besitzt.
Markus Janka: Wir wissen ja schon aus der Vorsaison, was wir an Markus haben. Wenn er an seine Leistungen aus dem letzten Jahr anknüpfen kann, ist er eigentlich unsere Nummer eins.
Christian Rohde: Hat sowohl bei uns als auch in Krefeld als Förderlizenzkeeper überzeugt. Er wird seine Einsätze bekommen.
Abwehr Jeff Sebastian: Unser Neuzugang kam topfit aus dem Sommer. Er ist ein beinharter Verteidiger und besitzt darüber hinaus einen guten Schuss, daher wird er auch viel im Power-play spielen. Gut ist, dass ich ihn variabel einsetzen kann.
Calle Johansson: Einer, der sein Potenzial noch nicht ganz ausgeschöpft hat. Zwar hat er im letzten Jahr schon überzeugt, doch er kann noch mehr. Ein begnadetes Talent. Läuferisch und technisch stark. Wenn er sich entwickelt, spielt er irgendwann in der DEL.
Torsten Kiensass: Über ihn muss man nicht viele Worte verlieren. Er ist Teamleader und Führungspersönlichkeit. Er kommt in den wichtigen Situationen auf das Eis. Gerade, was die Einstellung betrifft, ein absolutes Vorbild. Als Kapitän mein verlängerter Arm auf dem Eis.
Malte Seifert: Malte ist erst 19 Jahre alt und wird diese Saison als Lehrjahr nutzen. Er besitzt Talent. Ich werde ihm seine Einsätze geben.
Klaus Micheller: Absoluter Routinier, auf den Verlass ist. Guter Skater. Einer, der sich nie hängen lässt und von dem die jungen Spieler einiges lernen können.
Toni Bader: Man merkt ihm an, dass er gewillt ist, eine gute Saison zu spielen. Setzt seine physische Stärke gut ein, kann darüber hinaus auch spielerische Akzente setzen. Manchmal halt ein wenig zu hektisch.
Martin Hamann: Ein physisch unheimlich starker Mann. Er räumt vor dem Tor mächtig ab und ist in der Kabine der Spaßvogel. Leider macht ihm immer noch sein Knie zu schaffen.
Stürmer Thomas Fritzmeier: Hat in der Vorbereitung leider Pech mit Verletzungen gehabt. Das ist besonders schade, weil er im Sommer viel an sich gearbeitet hat. Wenn er seinen Rückstand aufgeholt hat, plane ich mit ihm in der vierten Reihe.
Shawn McNeil: Absoluter Torjäger, der immer das Letzte aus sich heraus holt. Mir gefällt, dass er auch zurück arbeitet. Er geht dahin, wo es weh tut, gewinnt viele Zweikämpfe in den Ecken. Wenn er an seine Leistungsstärke des Vorjahres anknüpfen kann, wäre ich zufrieden.
Hugo Boisvert: Unser Neuzugang aus der AHL ist ein absoluter Glücksfall. Sicher ist Hugo kein spektakulärer Spieler, aber unheimlich wertvoll als Arbeitsbiene in den Ecken. Er schafft Räume für seine Mitspieler und kann ein Spiel lesen. Ich bin positiv überrascht.
Petri Kujala: Einer unserer komplettesten Spieler. Läuferisch, technisch und taktisch immer auf der Höhe, wird mit Mika Puhakka mit Sicherheit ein geniales Duo bilden.
Mika Puhakka: Eindeutig der Publikumsliebling in Duisburg. Zu recht. Hat in der Vorbereitung überzeugt. Nach seinen Problemen im Vorjahr kann man von ihm sogar noch eine kleine Leistungssteigerung erwarten.
Vitalij Stähle: Hat schon im letzten Jahr sein Potenzial angedeutet. Er hat alles, was ein Spieler haben muss. Er muss noch an seiner Konstanz arbeiten. Manchmal ist er noch zu unbeständig.
Michael Waginger: Der "powert" 60 Minuten lang. Man kann ihn nicht unbedingt als Torjäger bezeichnen, dafür arbeitet aber er aufopferungsvoll für seine Nebenleute. Läuferisch stark.
Niklas Sundblad: Eine klare Verstärkung für uns. Man merkt, dass er viel Erfahrung und Routine besitzt. In hektischen Situation immer mit der nötigen Ruhe und Übersicht. Kein typischer Schwede. Einer, dem kein Weg zu weit ist, der sich aber noch steigern kann.
Markus Schütz: Von Markus habe ich einen super Eindruck gewonnen. Hat im Sommer fleißig trainiert. Er war letztes Jahr schon auf einem guten Weg und wird den auch weiter gehen. "Schützi" muss man nicht viel erklären. Er setzt immer genau das um, was man von ihm verlangt.
Wolfgang Kummer: Einer der erfahrensten Zweitligaspieler bei uns. Ist in diesem Sinne kein Torjäger, aber er kann seine Nebenleute in Szene setzen und Tore vorbereiten, weil er das Auge dafür besitzt. Davon habe ich früher selber profitiert. Wir haben in Rosenheim und Düsseldorf zusammen gespielt.
Markus Busch: Markus war lange verletzt und kann noch nicht den Leistungsstand des letzten Jahres haben. Er bemüht sich redlich und seine läuferischen wie technischen Möglichkeiten sind ohne Zweifel überragend. Er wird sich neu beweisen müssen.
Daniel Pietta: Daniel ist für einen 17-Jährigen schon sehr weit. Ich weiß, dass er Tore schießen kann, aber er muss noch viel lernen, was beispielsweise das Stellungsspiel betrifft. Ich werde ihm seine Einsätze geben.
Martin Schymainski: Ebenfalls ein Akteur mit großem Potenzial. Aber wie bei so vielen Nachwuchsspielern mit dem Problem behaftet, sich noch nicht dem System unterordnen zu können. Dadurch, dass er alles besonders gut machen will, ist er manchmal etwas ungehalten. Dennoch ein harter Arbeiter.