Wenn heute Nacht (0.00 Uhr/live bei Premiere) die 38. Ausgabe des Super Bowl ausgetragen wird, befindet sich Amerika im Ausnahmezustand. Partyrausch, ein sexy Werbekrieg und ein wenig Football am Rande bestimmen das Bild jenseits des Atlantiks. In dem Endspiel zwischen 6:1-Favorit New England Patriots und den Carolina Panthers scheinen die Sportler allerdings nur auf dem Papier als Hauptdarsteller festzustehen. Das in mehr als 220 Länder übertragene Spektakel längst jenen Kultstatus erreicht.
Schlagzeilen gehören nicht dem Sport
Seit knapp zwei Wochen bereiten sich beide Teams in der texanischen Metropole auf den frühen Höhepunkt des US-Sportjahres vor. Die "Patrioten" wollen zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren die illustre Vince Lombardi Trophäe nach New England holen, für die Nobodies aus Carolina wäre ein Sieg beim Super-Bowl-Debüt der Höhepunkt einer atemberaubenden Cinderella-Story.
Doch die Schlagzeilen gehörten zunächst anderen. Der US-Fernsehstation CBS zum Beispiel, die es fertig brachte, 62 amerikanischen Unternehmen sage und schreibe 2,25 Millionen Dollar für einen jeweils 30-sekündigen Werbespot abzuknöpfen. Weil die zehn höchsten Einschaltquoten aller Zeiten am Super-Bowl-Sonntag erzielt wurden, steht die US-Werbeindustrie auch in diesem Jahr Schlange - inklusive dreier Anbieter von potenzfördernden Pillen, die angesichts des kollektiven TV-Aufmarsches ihrer männlichen Zielgruppe enormes finanzielles Stehvermögen beweisen.
Defensivreihen stehen im Mittelpunkt
"Mit dem Kickoff ist der ganze Schnickschnack vergessen", sagt Patriots-Quarterback Tom Brady, der vor zwei Jahren selbst zum Thema Dutzender bunter Randstories avancierte. Der Spielmacher sprang damals kurzfristig für sein verletztes Vorbild Drew Bledsoe ein und schaffte mit dem Super-Bowl-Sieg den Durchbruch.
Am Sonntag werden allerdings vermutlich die Verteidigungsreihen im Mittelpunkt stehen. New England erlaubte dem Gegner in diesem Winter nur durchschnittlich 14,9 Punkte pro Spiel (Carolina: 19.0) und führte damit die NFL-Defensivwertung an. So wird aus Sicht der Panthers eine Gala-Vorstellung von Stephen Davis nötig sein, der mit 1.444 Yards als einziger Offensivspieler beider Mannschaften den Sprung in den Allstar-Kader für die am nächsten Wochenende anstehende Pro Bowl schaffte. Zumindest der Running Back glaubt an den Erfolg seines Teams, das noch vor zwei Jahren nur eines von 16 Saisonspielen gewann: "Wir haben so viele Wunder vollbracht. Da kommt es auf eines auch nicht mehr an."