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Formel 1: Hamilton zeigt Reue
"Mir tut es unendlich leid"

Formel 1: Hamilton zeigt Reue
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Als draußen gerade ein Tropengewitter tobte, kämpfte "Lügen-Baron" Lewis Hamilton mit den Tränen und bat mit brüchiger Stimme um Entschuldigung. "Das ist der schlimmste Tag meines Lebens. Ich kann nur sagen, dass es mir unendlich leid tut", meinte der jüngste Formel-1-Weltmeister der Geschichte auf einer extra einberufenen Pressekonferenz in Kuala Lumpur.

Sichtlich angegriffen beteuerte Hamilton: "Ich bin kein Lügner. Man hat mich falsch instruiert, und mein Fehler war, dass ich darauf eingegangen bin. Daraus werde ich meine Lehren ziehen. Das passiert mir nicht mehr." Er könne jetzt nur die FIA-Sportkommissare, sein Team, die Fans und die Medien um Verzeihung bitten, meinte der McLaren-Mercedes-Pilot.

Nach seiner Disqualifikation wegen absichtlicher Falschaussage zum Saisonstart in Melbourne einen Tag zuvor kämpft der 24-Jährige um seinen Ruf. Sogar in seiner englischen Heimat wird Hamilton als "Lügen-Weltmeister" verspottet. "Hamilton verliert Gesicht und Punkte", schrieb der Daily Telegraph, und die Sun stellte ihren einstigen Helden schonungslos an den Pranger: "Du bist ein Lügner, Lewis!"

Und warum hat er die Anstiftung zur Lüge klaglos hingenommen? Hamilton: "Ich bin halt ein Teamplayer, ich habe immer das getan, um was mich das Team gebeten hat. Das war offensichtlich ein Fehler."

Eine erste personelle Konsequenz hat die Lügen-Affäre bereits gefordert. McLaren-Sportdirektor Dave Ryan wurde am Freitag mit sofortiger Wirkung suspendiert. "Seine Rolle in Australien, vor allem in der Anhörung bei den FIA-Stewards, hat dem Team großen Schaden zugefügt", sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. Ryan habe eigenmächtig gehandelt und Hamilton zur Falschaussage überredet. Whitmarsh: "Wir haben von allem nichts gewusst." Dagegen vermutete Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, dass Ryan ein Bauernopfer ist: "Ich bin nicht sicher, ob es da den Richtigen getroffen hat. Dave Ryan war nur ein Angestellter. Handelt so einer auf eigene Faust?"

Die Konsequenzen der Lügen seien ihm zu keinem Moment bewusst gewesen, sagte Hamilton. Er habe Toyota-Pilot Jarno Trulli (Italien) den dritten Platz nicht wegnehmen wollen, beteuerte der Silberpfeil-Star: "Es war nie mein Stil, Plätze am grünen Tisch zu gewinnen."

Auf die Frage, was sich genau alles bei den Sportkommissaren des Automobil-Weltverbandes FIA nach dem Gand Prix in Melbourne abgespielt habe, meinte Hamilton: "Es ging alles ziemlich schnell. Auf dem Weg zur Rennleitung hat mich Dave angewiesen, nicht die ganze Wahrheit zu erzählen. Ich hatte gar keine Zeit darüber nachzudenken, was das bedeuten würde. Als ich dann von den Sportkommissaren vernommen wurde und das erzählte, was mir aufgetragen wurde, fühlte ich mich schlecht."

Foto: firo.

Dass Hamilton seinen dritten Platz und die sechs WM-Punkte am grünen Tisch verloren hat, ist für Christian Danner das geringste Übel. "Hamiltons Image ist ruinert. Man wird ihm nie mehr etwas glauben. Das ist der Schaden, der bleibt", sagte der ehemalige Formel-1-Pilot und RTL-Experte dem SID in Kuala Lumpur, wo am Sonntag (11.00 Uhr MESZ/live bei Premiere und RTL) das zweite Saisonrennnen stattfindet.

Für Marc Surer hat Hamilton unter den Fahrerkollegen ohnehin nicht den besten Ruf. "Dass ein Fahrer jetzt durch seine Lüge einen Nachteil hatte, werden die anderen Kollegen nicht vergessen", sagte der Ex-Rennfahrer und Premiere-Experte dem SID: "Hamilton hat sich zuvor ja schon arrogant verhalten, das aber hier war unfair und unkollegial."

Den Imageschaden für die Formel 1 hält Danner dagegen für sehr minimal. Hart geht der Münchner mit Hamiltons Arbeitgeber McLaren ins Gericht: "Wie blöd muss ein Team sein, seinem Fahrer zu sagen, er soll lügen? Wissen die nicht, dass der Automobil-Welverband FIA den Funkverkehr abhören kann?" Mercedes träfe in der Lügen-Affäre keine Schuld. "Derartige Entscheidungen trifft ganz allein McLaren, und Mercedes muss die Suppe danach auslöffeln", sagte Danner. Das könnte angesichts der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage für die Autoindustrie fatale Folgen haben.

Danner schließt sogar weitere Sanktionen nicht aus. Wenn man dem Team nachweisen könne, dass gegen den Sporting Code verstoßen wurde, dass also die moralischen und ethischen Werte der Formel 1 gefährdet sind, dann könnte durchaus noch etwas passieren, meinte der Münchner: "Man darf nicht versuchen, die FIA für blöd zu verkaufen."

Dass Hamilton im freien Training in Kuala Lumpur, das von den beiden Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen (Finnland) und Felipe Massa (Brasilien) dominiert wurde, nur Platz elf belegte, spielte an diesem Tag nur eine untergeordnete Rolle.

Schnellster der fünf deutschen Rennfahrer war Sebastian Vettel (Heppenheim) im Red Bull auf Platz drei direkt vor Williams-Pilot Nico Rosberg (Wiesbaden). Timo Glock (Wersau) kam im Toyota nicht über Platz 14 hinaus und lag damit zwei Plätze vor Adrian Sutil (Gräfelfing/Force India). 20. und Letzter war Nick Heidfeld (Mönchengladbach) im BMW-Sauber. Das Brawn-Duo Rubens Barrichello (Brasilien) und Jenson Button (Großbritannien) ließ es nach dem Doppelsieg von Melbourne auf den Plätzen sechs und sieben langsamer angehen.

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