Nachdem sich die ersten drei Sportskanonen aus dem Hause Prokom freiwillig melden, ist die Enttäuschung groß, als die Nachricht von der Absage an die Stromversorger-Hochhaus-Präsenz buchstabiert wird. Dass allerdings nicht nur in dem Glaspalast an der Rellinghauser Straße unfreiwillige Stunts gedreht werden, ahnen die RevierSportler zu der Zeit noch nicht...
Am Limbecker Platz lässt es sich seit der Eröffnung des neuen Einkaufsparadieses an Stelle der früheren Sinn-Leffers-Tristesse gut shoppen. Ein Lauf durch den Lieferanteneingang aber ist im Vergleich zum RWE-Turm - 160 Stufen statt der eigentlichen Herausforderung von 600 - ein Witz.

Foto: Buschmann.
So geht das RevierSport-Team die Sache schließlich auch an. Bei fünf Grad und schräg abfallenden Regens treffen sich pünktlich um 11 Uhr drei wagemutige Läufer und wundern sich bei der Anmeldung, dass einer für die geplante Staffel fehlt. Unser Web-TV-Mann Christian Pozo ist schon einige Minuten vor Ort und peilt die Lage. Dass er gleich in Straßenkleidung und der Kamera auf der Schulter die Treppen hochhasten wird, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Der Kollege ist ja so was von gutmütig und seine lasche Ausrede, „meine Knie sind im Ar...“, ziehen beim Rest der Combo nicht. Kollege Thomas Wein, der bereits ab acht Uhr mit den Praktikanten Thorsten Sterna und Aljoscha Cramer RS-Werbebanner an strategisch günstiger Stelle platziert, spricht vorher von Umkleidemöglichkeiten vor Ort. „Da steht irgendwo ein Zelt“.
Richtig, der weiße Plastikverschlag ist schnell gefunden und bietet allen erdenklichen Komfort - nackten, feuchten Asphalt und die Schulter des Nachbarn, wenn man sich beim Umziehen nicht den ersten Zerris holen will. Die von der morgendlichen Notreinigung unter der Dusche noch gut pladdrigen Jogger holen sich hier die fehlende Restglitschigkeit, vor allem im Sohlenbereich. Sehr angenehm!
Die Sachen ins Auto verstaut, begeben wir uns in Richtung Aufzug. Der Start ist ja logischerweise im Erdgeschoss. Vor dem Lift steht allerdings eine Schlange, als wenn unten in den Läden der Frühjahres-Schlussverkauf warten würde. Pozo hat eine Idee, „wir gehen durch die Ladenpassage“. Beim Eintritt in die wunderbare Warenwelt wird uns wohlig-warm ums Herz. Oha, ist das muckelig, entfährt es dem Kollegen Redemann. Gefühlte 12 Rolltreppen und 15 Minuten später finden wir uns am Start ein, sekundengenau hinter der 24-köpfigen Läufertruppe vom Mitveranstalter ktpBKK.
Die sind natürlich vor uns dran, das kann dauern. Erst einmal gehen aber ein paar Breitschultern von den Assindia Cardinals ins Rennen. Die Essener Footballer haben nicht nur ihre Cheerleader dabei, die mit großem Gepuschel jeden einzelnen Teilnehmer auf die Reise schicken, sondern auch ihr Maskottchen. Ich weiß nicht, warum sich Sportvereine immer mit diesen trotteligen Plüschfiguren umgeben, doch immerhin trägt dieser „Cardifoot“ genannte Vogel gut zu unserer Belustigung bei.
Ernster wird es, als ein Rollstuhlfahrer zum Treppenhauslauf antritt. Der querschnittsgelähmte Teilnehmer klimmt sich Stufe für Stufe hoch, sein Begleiter trägt den Rolli Absatz für Absatz hinterher. Vor dem Eingang zum Treppenhaus sind vier Flachbildschirme aufgebaut, die den unschuldigen Passanten Live-Bilder aus dem Bauch der Mall liefern.
Ich werde von meinen Freunden als ökosozialer Menschenversteher geschätzt, doch diese Form der Gleichberechtigung löst bei mir echte Verklemmung aus. Mit schlechten Witzen überspielen wir ungeschickt die Situation und dürfen und endlich selbst auf den Strich. 42 Sekunden ist bis dahin die Bestzeit, keine Ahnung wie lange wir für den Spurt auf Parkdeck 4 brauchen würden. Im Duett mit dem jungen Cramer geht es los, unter dem Gejohle der Cardinals-Bespaßungs-Teenies sind die ersten Meter nur ein Treppenwitz.
Als man gerade glaubt, vom Siegerlächeln nur noch einen Wimpernschlag entfernt zu sein, melden sich in der zweiten Etage die Oberschenkel. Wer jemals etwas von anaerober Ausdauer und Übersäuerung der Muskulatur gehört hat, wird wissen, was ich meine. Kollege Cramer hat Verständnis und drosselt sein Tempo und kurz vor dem Kollabieren schleppt sich auch ein gewisser Buschmann ins Ziel. Schnell durchgepumpt und die von den freundlichen Kollegen vom DRK am Einlauf überwachte Kamera geholt. Schließlich müssen gleich die Kollegen Redemann und Pozo da sein, da ist jedes Bild Gold Wert.
Nur einen Augenblick später werden im Orga-Zelt die Zeiten ausgespuckt. Der Bildschirm notiert die RevierSport-Staffel an vorletzter Stele, da muss ein Missverständnis vorliegen. Der Schuldige für diesen unglaublichen Gesichtsverlust ist schnell gefunden. „Der Elmar hat sich im Treppenhaus lang gemacht“, feixt Pozo.
Wie peinlich, selbst das Interview mit den beiden Beachvolleyball-Beautys vom Seaside Club kann den Tag nicht mehr retten. Cut und ab in die Redaktion.