Sainz, der zuvor sechs Etappen gewinnen konnte, rutschte mit seinem Wagen in einen Graben, nachdem sie zuvor an einer Kreuzung die falsche Richtung eingeschlagen hatten. Sein französischer Beifahrer Michel Perin erlitt bei dem Zwischenfall einen Armbruch. "Da haben wir einen kleinen Fehler gemacht, allerdings hätte uns ein Hinweisschild auf die wirkliche Gefahr des Weges hinweisen müssen", sagte Perin.
Den Unfall schilderte Sainz wie folgt: "Plötzlich tauchte vor uns ein vier Meter tiefes Loch auf, in das wir reingestürzt und auf dem Dach gelandet sind. Das hinter uns fahrende BMW-Team hat uns dann geholfen, den Wagen wieder auf die Räder zu stellen. Der Wagen war o.k. und der Motor lief. Aber der inzwischen eingetroffene Rennarzt hat nach einer kurzer Untersuchung bei Michel Perin die Weiterfahrt untersagt."
Sainz und Peirin wurden zunächst per Helikopter ins Biwak nach Fiambala zurückgebracht, dann nach La Rioja transportiert. "Sie sind natürlich sehr enttäuscht, aber auch erleichtert, dass der Unfall glimpflich verlaufen ist", sagte VW-Sportchef Kris Nissen, "es hat keine ernsthaften Personenschäden gegeben. Wir müssen aber die genauen Untersuchungen abwarten." Für Nissen hat sich die Tücke der Rallye wieder einmal bestätigt. Der Däne ist dennoch optimistisch, den historischen Triumph noch schaffen zu können: "Wir haben noch zwei heiße Eisen im Feuer." VW wäre der erste Autobauer, der die Dakar mit einem Diesel-Fahrzeug gewinnen würde.
Nissens Optimismus ist berechtigt - am Donnerstag feierte die VW-Crew nach dem Sainz-Ausfall einen Doppelsieg. Mit seinem deutschen Beifahrer Dirk von Zitzewitz (Karlshof) wurde der Südafrikaner Giniel de Villiers in La Rioja Tagessieger mit 16:17 Minuten Vorsprung vor seinem VW-Markenkollegen Mark Miller (USA). Damit übernahm De Villiers auch im Gesamtklassement die Führung mit 2:35 Minuten Vorsprung vor Miller. Noch Anfang der Woche hatte Sainz nichts vom Sieg wissen wollen, als hätte er bereits sein Schicksal geahnt. "Die Dakar ist zwei Wochen Wahnsinn. Ein Fehler, und alles kann vorbei sein", hatte "El Matador" erklärt, der 1990 und 1992 im Toyota die Rallye-WM gewonnen hatte. Am Mittwoch durfte sich Sainz noch über einen zusätzlichen Ruhetag freuen, als die Organisatoren die 11. Etappe zwischen Copiapo (Chile) und Fiambala (Argentinien) wegen schlechter Wetterprognosen abgesagt hatten.
Ausgeruht ging der Tross am Donnerstag auf das um 33 auf 485 Kilometer verkürzte Teilstück. Besonders motiviert war Carlos Sainz, nicht nur, weil er den Sieg vor Augen hatte. Der Iberer fühlte sich nach der Verlegung der Dakar von Afrika nach Südamerika pudelwohl. "Ich wusste, dass die Argentinier Motorsport-verrückt sind, aber diese Menschenmassen haben meine Erwartungen übertroffen. Was hier auf den Straßen abgeht, habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt", hatte er sich geäußert, ehe ihn das sportliche Schicksal ereilte.