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Sportchecker: „XX-treme-Tour“ und echter Teamgeist
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Sportchecker: „XX-treme-Tour“ und echter Teamgeist
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Sie fürchten sich vor der Dunkelheit? Sie haben Angst vor engen Räumen? Und Sie können nichts mit Bergsteigen und Wandern anfangen? Wenn Sie auch nur eine dieser drei Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, können Sie eigentlich sofort mit dem Lesen aufhören. Denn dann werden Sie sich bestimmt nicht für eine Tour durch die Ennepetaler Kluterthöhle erwärmen können.

Für alle anderen gilt: Helm aufsetzen, Grubenlampe testen und ab in den Schacht. Es lohnt sich. Je nach Wagemut und Kondition kann man zwischen verschiedenen, geführten Touren entscheiden. Meine Wahl fiel auf die 70 Euro teure „XX-treme-Tour“, die mir knapp 150 Minuten Höhlenspaß inklusive Selbsterfahrung und „Rebirthing“ versprach. Wenn schon, denn schon, dachte ich mir damals. Allerdings wusste ich zu dieser Zeit ja auch noch nicht, was mich erwartet.

Mit einem großen Helm auf dem Kopf und einer noch viel größeren Klappe im Gepäck kletterte ich also mit meinen zwölf Mitstreitern und unserem Führer Patrice in den ersten Schacht – und machte nur wenige Augenblicke später die erste von mehreren Selbsterfahrungen. Wir standen vor einem schmalen Spalt im Boden, der so klein war, dass ich bezweifelte, auch nur meinen Kopf dadurch zu bekommen. Nachdem der Großteil der Gruppe offenbar problemlos im Spalt verschwunden war, war ich an der Reihe. Vorsichtig steckte ich meine Arme hinein, stieß mit dem Helm an den Fels, und entdeckte dann doch eine Haltung, mit der ich hineinschlüpfen konnte. Und tatsächlich: Ist man erst einmal mit den Schultern durch so ein Loch gekommen, passt der Rest des Körpers auch durch. Frei nach dem Motto: Geht nicht, gibt’s nicht.

Es folgten mal sehr, mal weniger enge Gänge, und immer wenn man dachte, man könnte sich für einen Moment entspannen, zog Patrice am Kopf der Gruppe das Tempo wieder an. Schnell merkte ich, dass es die richtige Entscheidung war, auf einen Pulli unter dem Plastikoverall zu verzichten. Zwar beträgt die Temperatur in der Höhle nur zehn Grad, doch trotzdem fängt man nach wenigen Minuten in der Tiefe fast automatisch an zu schwitzen. Erst recht, wenn man sich, wie wir, auch noch sportlich betätigt.

Nach einer knappen Stunde ließ uns Patrice das erste Mal verschnaufen. Was jedoch nicht hieß, dass wir uns entspannt auf den Boden setzen konnten. Stattdessen warteten mehrere Aufgaben auf uns, die wir nur in der Gruppe lösen konnten, und die zwar nicht den Körper, dafür aber den Geist forderten. Spätestens jetzt wusste ich dann auch, warum die „XX-treme-Tour“ besonders gern von Personalmanagern gebucht wird, wenn es darum geht, ein zerrüttetes Team wieder zusammenzuschweißen. Es kann nicht mehr lange dauern, dann dürften sich auch die ersten Bundesliga-Mannschaften im Ennepetaler Untergrund auf die Suche nach dem verloren gegangenen Teamgeist machen.

Noch ist man in der feuchten Höhle jedoch ungestört, zumindest, wenn man die zahlreichen Fledermäuse, die sich in den dunklen Ecken des Gesteins verstecken, ignoriert. Und selbst wenn jemand mit den kleinen Brüdern und Schwestern von Batman ein Problem hat, spätestens als Patrice jedem Teilnehmer die Grubenlampe abnahm, wurden die Prioritäten auf der Problemliste neu sortiert und die Fledermäuse ganz weit hinten angestellt.

Angekettet an zwei Mitabenteurer und ein dünnes Seil musste ich als erstes in die tiefe Dunkelheit hinabsteigen und feststellen, dass der Satz „Da sieht man die eigene Hand vor Augen nicht“ mehr ist als nur ein blödes Sprichwort. Man sieht sie wirklich nicht! Auf allen Vieren und enorm vorsichtig tastete ich mich langsam an der Wand entlang, immer damit rechnend, dass ich jeden Moment mit dem Kopf vor einen Felsen laufe. Ich befand mich mitten in einer Grenzerfahrung, während der man förmlich spürt, wie sich die Sinne schärfen und weltliche Probleme in den Hintergrund treten. Stattdessen dirigierte der pure Überlebenswille meinen Körper und brachte mich und meine Mitstreiter nach nervenaufreibenden 15 Minuten schließlich weitestgehend unversehrt zum hoffnungsfrohen Licht am Ende des Tunnels. Die „XX-treme-Tour“ war geschafft, und ich fühlte mich tatsächlich wie neugeboren.

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