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Herne: Volker Dietz ist Shooto-Europameister
Vom Turner zum Freefighter

Herne: Volker Dietz ist Shooto-Europameister
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Wenn man von einer ungewöhnlichen Karriere reden kann, dann im fall von Volker Dietz. In seiner Jugend machte der Herner als Turner auf sich aufmerksam, nahm an Landesmeisterschaften und an Wettkämpfen der Zweiten Bundesliga teil. An den Ringen und am Boden zeigte Dietz seine stärksten Leistungen, auch Turnstar Fabian Hambüchen hat er schon vor Jahren getroffen.

„Was er mit zwölf Jahren gezeigt hat, war einfach unglaublich. Ich war damals 22 und der kleine Floh hat mir was vorgeturnt.“ Doch das war sicher nicht der Grund, warum Dietz die Sportart wechselte. Heute trifft man den Polizisten zwar auch noch auf der Matte, aber dann geht es weniger um Eleganz als um Kraft. Dietz wurde im Juli Europameister im Shooto – einer Freefight-Disziplin, die unter anderem Elemente aus dem Thaiboxen, Judo und Ringen vereint. Die Regeln sind dem Thaiboxen sehr ähnlich: Tritte, Schläge und der Einsatz von kein und Ellenbogen sind erlaubt. Allerdings besteht ein optischer Unterschied bei den Handschuhen, die beim Freefight wesentlich dünner sind. Außerdem kann das Kampfgeschehen mittels Ringer- oder Judowürfen auf den Boden verlagert werden. Dort geht es dann mit Hebel- und Würgetechniken darum, den Gegner zu besiegen.

„Wenn beim Ringen der Kampf beendet ist, fängt er beim Shooto erst an“, erklärt Dietz und gibt zu, dass seine Mutter, früher selbst Turnerin, nicht begeistert war von der 180-Grad-Wende ihres Sohnes: „Sie hat mich schon gefragt, warum ich das mache. Wo ich doch immer so gut ausgesehen habe beim Turnen und jetzt so etwas unästhetisches mache.“ Während es beim Turnen um Eleganz und Ausdruck, ist die Ausführung beim Kämpfen ziemlich egal. „Hauptsache es klappt“, stellt Dietz klar. Eins kann er immer noch nicht lassen: „Die Füße sind immer gestreckt, das ist einfach drin. Ich sehe aus wie ein bodenkämpfender Turner.“

Den genau dort liegt auch die Stärke des 33-Jährigen, der sich noch genau an seinen EM-Triumph erinnert: „Ich habe praktisch erst seit April 2007 professionell trainiert und dann richtig Vollgas gegeben. Kurz vor dem Wettkampf in den Niederlanden hat mich dann eine Verletzung gestoppt, aber ich war trotzdem auf den Tag genau topfit. Anschließend konnte ich selbst nicht glauben, dass ich mit so geringer Erfahrung schon den Titel gewinnen konnte.“

In der Herner „Fighters World“ und bei „Sparta Essen“ absolviert das Mitglied der Düsseldorfer Hundertschaft seine Einheiten und hört gerne hin, wenn sein Trainer Dietmar Berg sagt: „Du hast zwar spät angefangen, hast aber Talent.“ Ans Aufhören denkt Dietz nämlich noch nicht: „Ich brauche schon eine gewisse Regeneration, aber solange ich weiterhin keine größeren Verletzungen davon trage, mache ich weiter.“

Dass sein Sport allzu oft nur als brutales Hobby gesehen wird, ärgert Dietz: „Ich möchte die Brutalität und Gewalt bei diesen Diskussionen außen vor lassen. Natürlich ist das ein harter Vollkontaktsport, der aber auch viel Technik und Kondition verlangt. Prügler kommen da nicht weit. Ich möchte gewinnen, aber niemanden verletzen.“

Gerade die Szene im Nachbarland hat es Dietz angetan: „In den Niederlanden ist das alles sehr gut organisiert. Dort gibt es auch entsprechende Resonanz beim Publikum“, erklärt der Europameister, schließt aber eine Titelverteidigung im kommenden Jahr: „Trotz meines Erfolges sehe ich mich immer noch als Anfänger. Ich stehe noch am Anfang meines Weges und kann noch viel lernen.“

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