"Wir wussten, dass es sehr schwer wird", sagte Kühnen, nachdem am Samstag nach der Niederlage im Doppel bereits das Aus feststand: "Mit dieser Besetzung hat Spanien die Chance, den Davis Cup zu gewinnen."
0:3 schon nach zwei Tagen las sich ernüchternd, den Zuschauern in der Hansestadt und am Fernsehen aber präsentierte sich eine deutsche Mannschaft, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten nach Kräften wehrte. Doch ohne Tommy Haas, der, um seine dreimal operierte Schulter zu schonen, auf seinen Einsatz verzichtete, waren die Aussichten ohnehin schon äußerst gering. Im letzten Match am Sonntag holte Kiefer wenigstens noch den verdienten Ehrenpunkt für das deutsche Team. Der 30-Jährige bezwang Feliciano Lopez 6:4, 7:6 (7:2). Zuvor verlor Michael Berrer in einem Duell der Ersatzleute 6:2, 6:7 (5:7), 4:6 gegen Fernando Verdasco. Der Linkshänder aus Stuttgart wurde für den Kohlschreiber aufgeboten, der nicht mehr voll bei Kräften war. Auch die Spanier schonten ihren Topspieler Rafael Nadal. Lopez ersetzte gegen Kiefer den Weltranglisten-Fünften David Ferrer.
Das Rekorddoppel vom Samstag hatte alles geboten, was den Davis Cup ausmacht: Ein Auf und Ab der Emotionen, vergebene Chancen, Spannung zum Nägelbeißen und aus deutscher Sicht ein unglückliches Ende. Mit 7:6 (7:3), 6:7 (1:7), 4:6, 6:2, 10:12 zogen Kohlschreiber und Petzschner gegen Fernando Verdasco und Feliciano Lopez schließlich den Kürzeren und standen dabei 4:45 Stunden auf dem Platz - so lange, wie noch nie ein deutsche Doppel vor ihnen.
Nach der Halbfinalteilnahme 2007 erscheint das Aus im Viertelfinale nun wie ein Rückschlag, im Vorjahr aber war das Losglück mit den Deutschen als in der Runde der letzten Acht Belgien zu bezwingen war. Diesmal gab es den schwerstmöglichen Gegner. Nadal als Weltranglisten-Zweiter und die Nummer fünf Ferrer bilden auch von der Papierform her die eindeutig stärkste Mannschaft im Welttennis. "Sie waren für uns zu stark, das müssen wir anerkennen", sagte Kühnen.
Erst Anfang März 2009 steht mit der ersten Runde im kommenden Jahr wieder ein Davis Cup für Deutschland an. Bis dahin sind viele Fragezeichen um das deutsche Team zu klären. Dass der Vertrag von Kühnen Ende 2008 ausläuft, ist noch das geringste Problem, für den Münchner gibt es keine Alternative. Personell jedoch könnte sich ein Umbruch fortsetzen, der in der ersten Runde in Braunschweig und nun in Bremen bereits begonnen hat. So erscheint es äußerst zweifelhaft, ob Haas, der fast zehn Jahre lang als zuverlässiger Punktelieferant dem Team zur Verfügung stand, überhaupt noch einmal wiederkommt. Höchstens ein Halbfinal- oder Finaleinsatz auf Hartplatz scheint im kommenden Jahr denkbar. Die Rolle als Nummer eins der Mannschaft hat in diesem Jahr bereits Philipp Kohlschreiber ausgefüllt. Die Zeit der drei Jahre lang propagierten "Vier-Freunde-Mentalität" ist damit vorbei. Ein Opfer könnte insbesondere Alexander Waske werden, der wegen seiner im Halbfinale in Moskau erlittenen Armverletzung immer noch pausieren muss. Zwischen dem Frankfurter und Kohlschreiber ist ein Konflikt ausgebrochen, der am Samstag unter anderem dazu führte, dass Waske nicht mehr in der deutschen Box sitzen durfte.
Kohlschreiber hält Waske für einen "Maulwurf", der Interna aus dem Team wie die neue Prämienregelung und seinen Krankenhaus-Besuch Freitagnacht an die Öffentlichkeit brachte. Auf Kühnen kommt da einiges an Gesprächen zu, um die Wogen wieder zu glätten.
"Jetzt stehen die deutschen Turniere im Mai an, im Sommer dann Olympia in Peking", sagt Kühnen, der Philipp Petzschner für den ARAG World Team Cup in Düsseldorf (18. bis 24.Mai) neben Kohlschreiber und Kiefer nominierte: "Die Pause bis zum nächsten Davis Cup ist zwar lang, aber wir kommen damit zurecht."