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Leichthletik-Talente-Quartett aus der Metropole
Eine Essener Viererbande

Leichthletik-Talente-Quartett aus der Metropole
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Bei der Suche nach den Essener Leichtathletik-Talenten muss man nur die "Methode des scharfen Hinsehens" anwenden - es gibt sie. So wie die "Viererbande" Bastian Einig, Marc Ocklenburg, Christian Hengmith und Svenja Kilius. Ein "Kugelstoß-Kraftmeier" wie Einig, dazu die drei "Tartan-Treter" für die Mittel- bis Langstrecken. Natürlich sind das auch physisch komplett unterschiedliche Kaliber.

Einig ist ein 18-jähriger "Brocken", 201 cm lang, 140 Kg gewaltig. Seit knapp zwei Jahren ist der Hüne im Geschäft. "Vorher habe ich mehr Handball gespielt", erklärt Einig, der für die LAC/TAG Kettwig mit bislang 14,27 Metern verzeichnet ist. "Ich bin wohl eher ein Trainingsweltmeister", grinst der Borbecker Gymnasiast (11. Klasse), der auch den Diskus (knapp 35 Meter) und den Speer (knapp 40 Meter) in die Hand nimmt.

Bei den "outdoor" Nordrhein-Meisterschaften stieg Einig als Fünfter aus dem Ring, am 20. Januar 2008 geht der identische überdachte Wettbewerb in Leverkusen über die Bühne. "Mal schauen, was ich dort für eine Duftmarke abgeben kann", schmunzelt Einig, der viermal in der Woche trainiert. Er will Resultate sehen, nicht nur auf der Waage, die seit seinem Sportartwechsel 15 Kg mehr anzeigt. "Ich bin bestimmt kein Asket", legt sich Einig keine kulinarischen Fesseln an. Warum auch?

Die Unterstützung ist zuhause da, die Mutter ließ selbst früher den Diskus fliegen, der Vater war Volleyballer, eine Freundin ist in Arbeit. "Ich baggere gerade", sieht man das breiteste Lächeln beim Aktienmarkt-Kenner. Ziele muss man haben, privat und sportlich: "Im Sommer will ich bei den deutschen Meisterschaften melden." Die Qualifikationsweite ist 15,25 Meter. Abwarten, ob er die raushaut. Auf jeden Fall hat er beide Methoden auf Lager, Dreh- und Angleittechnik. "Ich habe aber auch schon sechs ungültige Versuche gezeigt", feixt Einig.

Während Einig durchaus schlemmen darf, muss Ocklenburg aufpassen, überflüssige Kilos sind für seine Disziplinen eher kontraproduktiv: 5000 Meter bis Halbmarathon. "Wobei meine bisherige Halbmarathonleistung am höchsten einzuordnen ist." 1,07,53 Stunden, Essener Stadtrekord, aufgestellt am Baldeneysee. Weitere Werte - 5000 Meter (14,35 Minuten), 10000 Meter (Straße: 31 Minuten / Bahn: 31,14 Minuten). Mit seinen Kräften hauszuhalten, das steckt hinter jeder Trainings-Konzeptionierung.

Dazu passt die Berufsplanung des Elektro- und Informationstechnik-Studenten (Uni Bochum, 3. Semester): "Ich möchte später irgendwas mit regenerativen Energien machen", legt sich der 22-Jährige fest, der ab dem 1. Januar für das AYYO-Team an den Start gehen wird - dort gibt es nur "Langtreter". Und Qualität wie Ocklenburg, der über 5000 Meter deutscher Junioren-Siebter und deutscher Senioren-Zehnter über 10000 Meter wurde. Am 10. Mai stehen die nächsten "Lorbeeren" zur Debatte (München). "Dieser Wettbewerb ist erst einmal das Ziel", erklärt Ocklenburg, "dann sehen wir einmal weiter." Cross-Konkurrenzen sind vorab terminiert, dafür neun bis zehn wöchentliche Trainings-Einheiten. Gewohnt wird noch bei den Eltern, warum auch nicht? Ocklenburg: "Klar, Mutter kocht super."

Hengmiths Vorliebe gehört der Mittelstrecke, den 800 bis 5000 Metern. Auch hier die Werte - 800 Meter (1,54,62 Min), 1000 Meter (2,31 Min), 1500 Meter (3,50,92 Min), 3000 Meter (8,28 Min), 5000 Meter (15,15 Min). Über eineinhalbtausend Meter wurde er Dritter der deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm.

Sicherlich ein Erlebnis, das Emotionen weckt, noch beeindruckender war jedoch die "Cross-WM in Kenia, das war eine tolle Sache." Der 19-Jährige erinnert sich: "Das Klima war grausam, 40 Grad Celsius, dazu 60 Prozent Luftfeuchtigkeit." Nichts, was man im Revier geboten bekommt. Alles für die Dauer einer Woche. Hengmith macht klar, "dass es natürlich trotzdem genial war." Eine U20-Abordnung, die tolle Gastfreundschaft genoss. Und nicht nur das, man lernte auch Kenenisa Bekele kennen, Äthiopiens 10000 und 5000 Meter-Weltrekordler, kennen. Hengmiths Augen glänzen: "Über diese Strecken der aktuell weltbeste Athlet."

Motivation pur für einen Youngster. So dass man sich selbst Ziele setzen kann. Hengmith, der seit über fünf Jahren mit Freundin Nina zusammen ist und in der katholischen Pfarrgemeinde Rüttenscheid Freizeiten organisiert: "Die U23-Europameisterschaft 2009 ist für mich ein wichtiges Datum."

Kilius hat auch ein weites Spektrum - 1500 Meter (4,30 Min), 3000 Meter (9,39 Min), 5000 Meter (16,39 Min), 10000 Meter (36,52 Min - Straße). "Für mich war 2007 kein gutes Jahr", scharrt die 22-Jährige nach überstandenem Pfeifferschen Drüsenfieber mit den Füßen. "Dabei wollte ich richtig einen raus hauen." Daraus wurde nichts, weil auch ein zweiter Ermüdungsbruch im Oberschenkel dazu kam. Vergangenheit, mitterweile tummelt sich Kilius wieder sieben Mal in der Woche.

Alles zeitlich genau abgestimmt, schließlich nimmt die Ausbildung zur Physiotherapeutin im Essener Krupp-Krankenhaus viel Kraft in Anspruch. "Sportförderlich ist diese Richtung bestimmt nicht", zuckt Kilius mit den Schultern. Alles täglich von acht bis 17 Uhr. Danach wird in die Laufschuhe geschlüpft. Unterstützung erfährt die Blondine da eher von Freund Steffen Uliczka, selbst deutsche Spitzenklasse im Hindernislauf. Der Student der Agrarwissenschaften kommt aus Kiel, wohin Kilius nach Beendigung ihrer Ausbildung auch übersiedelt.

Die Zukunft bewegt. Einig hat "Maschinenbau oder Wirtschaft" als potenzielle Uni-Laufbahn im Blick. "Neben meinem Sport verfolge ich das Studium zielgerichtet, da bleibt nicht viel Zeit", erklärt der aktuelle Single Ocklenburg, "wobei ich aber nicht komplett verbissen herumlaufe." Abiturient Hengmith startet am 1. Januar seinen sechsmonatigen Zivildienst beim Olympiastützpunkt (Verwaltung), danach hat er ein Sportmanagement-Studium in Koblenz im Blick.

Beim Thema Doping drückt sich niemand um eine Stellungnahme. "Das geht gar nicht", legt sich Einig nachdrücklich fest. Ocklenburg stimmt zu: "Es muss hart durchgegriffen werden, so was zieht unseren Sport runter." Dass die bekanntlich mehrfach überführte Ex-Sprinterin Marion Jones (USA) für die Olympischen Spiele 2008 in Peking zur "persona non grata" erklärt wurde - zur unerwünschten Person - stößt dagegen eher auf Kopfschütteln.

Einig: "Das erscheint mir übertrieben." Ocklenburg: "Ich finde das auch sehr krass." Vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass eine ehemals Zweitplatzierte jetzt durch eine Geschichtsumschreibung aufrückt. Ocklenburg: "Ich könnte mich über über eine solche nachträgliche Medaille nicht freuen." Dazu kommt, keiner weiß, ob diese sauber waren. Ocklenburg nicht falsch: "So was bringt niemandem was." Talent bringt einen weiter.

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