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SV Herbede: Können Hahn & Co einen Aufstieg überhaupt realisieren?
Der Sport steht im Schatten

SV Herbede: Können Hahn & Co einen Aufstieg überhaupt realisieren?
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Es wird ernst. Der SV Herbede kann das Thema Aufstieg nicht länger vor sich herschieben, sondern muss anpacken. Die erste Infoveranstaltung zur NRW-Liga ist bereits gelaufen und die Verantwortlichen um „Boss“ Marcus Hahn müssen ordentlich schlucken. Denn die Auflagen sind derart hoch, dass es vielen kleinen Vereinen kaum möglich ist, diese zu stemmen.

Die Wittener marschieren jedoch mit großen Schritten Richtung Meisterschaft und der Vorstand muss nun entscheiden, ob sie auch wirtschaftlich machbar ist. RS sprach mit Hahn über die aktuelle Situation und die bevorstehenden Probleme.

Herr Hahn, auf der Informationsveranstaltung des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes wurden die Auflagen explizit erläutert. Waren sie über die Höhe der finanziellen Aufwendungen sowie die strengen Anforderungen im sicherheitstechnischen. Und organisatorischen Bereich geschockt?

Nein, denn sie waren uns schon bekannt, weil der Verband uns eine CD zugeschickt hat, auf der alles bereits stand. Aber es kann nicht wahr sein, was dort von kleinen Vereinen verlangt wird. Für uns ist es fast unmöglich, die Aufgaben zu erfüllen.

Wie will der SVH denn den sicherheitstechnischen- und organisatorischen Bereich stemmen?

Durch den Stadtsportverband in Witten haben wir bereits Kontakt zum Verband aufgenommen, um zu klären, was bei einem möglichen Aufstieg bei uns machbar wäre. Unsere Anlage kommt als Austragungsort nicht in Frage. Deshalb haben wir mit den Funktionären das Wullenstadion besichtigt.

Aber dort spielen der Bezirksligist SSV Witten und der Kreisliga-Vertreter VfB Annen. Ist eine Kooperation mit den Heimmannschaften machbar?

Wir haben noch keinen Widerstand von den beiden Vereinen erfahren, aber die möchten, dass auf dem nebenliegenden Ascheplatz ein Kunstrasen gebaut wird, damit sie nicht auf die Asche ausweichen müssen. Und die Finanzierung des Kunstrasens ist natürlich ein Problem.

Würde das Wullenstadion denn die Auflagen erfüllen?

Nein. Uns wurde zwar gesagt, dass die Auflagen schon reduziert worden sind, dennoch ist es für uns eine große Herausforderung. Denn statt vier getrennter Zuschauerblöcke gibt es jetzt nur noch zwei. Aber wir sind trotzdem auf die Mithilfe angewiesen. Beispielsweise sind die Umkleidekabinen auf der anderen Straßenseite. Aber es muss einen sicheren Zugang von den Kabinen zum Stadion geben, ohne dass die Spieler und Schiedsrichter mit den Zuschauern in Kontakt kommen. Das lässt sich vielleicht auch durch Absperrungen regeln, aber endgültig geklärt ist es noch nicht. Außerdem wollen wir nur bei Risikospielen wie gegen Wattenscheid ins Wullenstadion ausweichen. Aber gegen Dattenfeld sehe ich es nicht ein, die zehn Rentner in einen Käfig zu sperren.

Können Sie Ihre Anlage nicht umbauen?

Das ist zu teuer. Wir werden zwar die 15 Jahre alte Kunstrasendecke austauschen, mehr ist aber nicht möglich. Auch die Möglichkeit eines kompletten Umzugs auf ein Nachbargelände in der Nähe ist nicht finanzierbar. Wir hätte das Grundstück zwar für 99 Jahre pachten können, aber dafür fehlen der Stadt die Gelder. Das war unser Wunschdenken für die Zukunft, aber dieses Thema ist erst einmal vom Tisch. In Witten ist nun einmal alles städtisch und deshalb benötigen wir die Unterstützung der Politik. Diese wurde uns auch zugesichert, aber der Zeitrahmen bis zum 15. März, wenn alle Unterlagen beim Verband eingereicht werden müssen, ist sehr knapp. Dennoch werden wir diesen Antrag stellen und haben in der kommenden Woche auch noch einmal Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt.

Das hört sich skeptisch an, können Sie das alles denn überhaupt stemmen?

Formulieren wir es mal so: Das ist eine umfangreiche und schwere Aufgabe, der wir uns aber stellen werden. Und wie sieht es mit dem wirtschaftlichen Bereich aus? Das prüfen wir derzeit mit unserem Steuerberater. Wir werden die Lizenz aber beantragen, auch wenn es für uns Neuland ist.

Lohnt sich die NRW-Liga angesichts der vielen Unannehmlichkeiten überhaupt?

Lohnen ist der falsche Ansatz. Sportlich ist es eine Herausforderung, aber der Fußball wird nicht attraktiver. Uns bringt ein Derby gegen Sprockhövel mehr, als wenn wir gegen eine Reserve der Profiteams spielen. Wirtschaftlich ist es in der heutigen Zeit auch nicht einfach, denn die Krise macht sich auch in den Klubs bemerkbar, weil die Sponsoren als erstes bei den Kleinen sparen.

Werden Sie der Mannschaft von Trainer Jörg Silberbach den Sprung nach oben verwehren?

Nein, mit Sicherheit nicht. Das Team will aufsteigen und wir werden den Jungs auch keine Steine in den Weg legen. Wenn man von der Leistung ausgeht, sind die TSG Sprockhövel und wir vorne. Solange das so ist, planen wir zweigleisig.

Ist der Kader stark genug, um in der NRW-Liga bestehen zu können?

Wir setzen auch in der kommenden Spielzeit auf junge Spieler, egal in welcher Liga. Wir können uns keine Hochkaräter leisten. Wir haben ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet, dass wir nach der gesamten Hinrunde Erster sind. Aber wir haben einen sehr ehrgeizigen Coach, der die Truppe so aufstellen wird, dass wir auch oben mithalten könnten. Das Spielergerüst wird ja zum Glück auch bei uns bleiben.

Silberbach wie auch sein „Co“ Christian Röder bleiben. Wer steht als nächstes auf Ihrer Agenda?

Unser Torwart Markus Fuchs und Ümit Günkaya, der im Winter gekommen ist, werden ihre Verträge wohl auch verlängern. Wobei Markus ab April sechs Monate nicht regelmäßig zur Verfügung stehen wird, weil er beruflich nach Berlin muss. Auf ihn könnten wir erst ab Oktober wieder bauen. Aber das ist kein Problem, denn wir haben zusammen mit Kevin Wirges zwei richtig gute Keeper.

Abschließende Frage: Steht der Sport im Schatten der Finanzen und Verbandsansprüche?

Ja, leider.

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