Der Topspiel-Sonntag in der Westfalenliga 2 rückt näher. Wenn am 26. Februar der FC Brünninghausen auf Türkspor Dortmund trifft, stehen sich Spitzenreiter und Tabellen-Zweiter im direkten Duell gegenüber. Beide Dortmunder Teams sind mit einem Sieg in die Restrunde gestartet. In der Tabelle trennt sie nur ein Punkt.
Trotz des Sieges am vergangenen Wochenende ist die Stimmung bei Türkspor gedämpft. Grund dafür: die Nachricht vom verheerenden Erdbeben in der Türkei uns Syrien. "Wir sind ein türkischer Verein, viele unserer Spieler haben einen direkten Bezug zum Land. Ich glaube man kann sich vorstellen, dass das für alle keine einfache Situation ist. Deswegen bin ich einfach froh, dass wir letzte Woche gewonnen haben. Mir ist auch ehrlich gesagt egal wie", beschreibt Trainer Sebastian Tyrala die Gemütslage beim TSD.
Der Klub hat bereits eine Spendenaktion veranstaltet und plant auch weiterhin gezielte Hilfsaktionen. "Eine der betroffenen Städte ist die Heimatstadt unseres Präsidenten, er ist gerade vor Ort als Arzt im Einsatz", erzählt Tyrala. "Wir haben nach dem Training hier LKWs gepackt, alle sind total engagiert. Da tritt das Sportliche schonmal in den Hintergrund."
Einen vorsichtigen Ausblick auf die kommenden Spiele möchte er trotzdem wagen.
Zwar macht die Liga karnevalsbedingt Pause. Um vor der wichtigen Partie gegen Brünninghausen im Spielfluss zu bleiben, wird man aber gegen den Oberligisten Sportfreunde Lotte testen. "Die Spieltagsplanung ist unglücklich, als Trainer verstehe ich nicht, was das bringen soll, uns nach einem Spieltag wieder in die Pause zu schicken", ärgert sich Tyrala.
Die Vorfreude auf das nachfolgende Duell um Platz eins lässt er sich aber nicht nehmen. In der aktuellen Situation sieht der Ex-Profi das Match als willkommene Abwechselung. "Wenn das Spiel anfängt, ist man für 90 Minuten beim Fußball, keine Frage. Wir sind froh, dass wir den Luxus haben, uns auf dieses Highlight nächsten Sonntag vorbereiten zu können", berichtet der Coach.
Mit einem Sieg würde man sich an Brünninghausen vorbeischieben und den begehrten ersten Tabellenplatz zurückerobern. Damit wäre man dem ausgerufenen Ziel - Aufstieg in die Oberliga - einen weiteren Schritt näher gekommen.
Aufgrund dieser deutlich kommunizierten Marschroute hatte Brünninghausens Sportlicher Leiter Thomas Behlke den TSDlern im Gespräch mit RS erst kürzlich die Favoritenrolle auferlegt.
Konfrontiert damit entgegnet Tyrala: "Ich finde, Brünninghausen hat so ein Understatement gar nicht nötig, die brauchen sich wirklich nicht verstecken und stehen derzeit über uns."
Wir stehen dazu, wir wollen unbedingt hoch. Wenn wir deswegen die Favoriten sein sollen, dann nehmen wir die Rolle gern an
Sebastian Ryrala
Er lacht kurz und ergänzt dann: "Sie haben das aber natürlich super gelöst. Aber ganz ehrlich, wir stehen dazu, wir wollen unbedingt hoch. Wenn wir deswegen die Favoriten sein sollen, dann nehmen wir die Rolle gern an und wollen ihr in Brünninghausen auch gerecht werden".
Dass sich der Klub aus der Dortmunder Nordstadt als gejagter Ligaprimus nicht unwohl fühlen würde, hat sicher auch mit dem Durchmarsch der letzten Jahre zu tun - vor vier Jahren spielte Türkspor Dortmund noch in der Kreisliga! Jährliche Aufstiegsfeiern gehören am Mendeplatz also quasi schon zum guten Ton.
Wenn es nach Coach Tyrala geht, müsste damit auch nach dem Erreichen der Oberliga nicht Schluss sein. Man plane zwar nicht, Borussia Dortmund in der Bundesliga Konkurrenz zu machen. Wenn der Verein sich weiter so gut entwickeln sollte, findet der Trainer, sei aber durchaus an die Regionalliga oder die Dritte Liga zu denken. Immerhin ein Duell gegen die Zweitvertretung des großen BVB wäre dann für Tyralas Jungs drin. Von der lieb gewonnenen Favoritenrolle müsste man sich in einem solchen Spiel aber wohl verabschieden.