„Bei Tolga Cengelcik bin ich mir nicht sicher, ob er tatsächlich bei uns bleiben wird“, hatte der Trainer des Fußball-Westfalenligisten noch Mitte Juni von sich gegeben. Ein offensichtlich gebranntes Kind. Ein Jahr zuvor hatte sich Tolga Cengelcik nämlich auf den letzten Drücker in Horst abgemeldet, war zum SV Zweckel in die Oberliga gewechselt, um sechs Monate später reumütig zum Schollbruch zurückzukehren. „Oops! I did it again.“ Der junge Angreifer könnte jetzt als Background-Sänger von Britney Spears mitwirken. Er hat es tatsächlich wieder getan. Er hat sich auch in diesem Jahr kurz vor Trainingsbeginn abgemeldet und beim Oberligisten in Erkenschwick angeheuert. „Da fehlen mir die Worte, vor allem für die Art und Weise seines Vorgehens“, so der Coach. „Die Tür ist jetzt für immer zu für ihn bei uns.“
Die Horster waren somit kurzfristig gezwungen, sich nach Ersatz im Angriff umzuschauen. Sie fanden dabei den ehemaligen Hasseler Seyit Ersoy, der zuletzt für SuS Stadtlohn kickte und im Amateurfußball einen Ruf als Wandervogel hat. „Ein richtig guter, ein erfahrener Mann“, sagt Jörg Krempicki über den Neuen. Diese Erfahrung kann er den anderen Neuverpflichtungen nicht attestieren. Sie spielten in der vergangenen Saison noch im Nachwuchsbereich und müssen erst noch unter Beweis stellen, ob sie das Niveau haben, um sich in der Westfalenliga behaupten zu können. Nach einem 13. Platz im ersten Jahr und einem 8. Platz im zweiten Jahr richtet sich Jörg Krempicki erneut auf eine schwierige Saison in der Westfalenliga ein. „Auch in unserem dritten Jahr in dieser Spielklasse wird sicherlich der Klassenerhalt das vorrangige Ziel sein“, sagt er. „Ich gehe davon aus, dass vor allem die Hinrunde nicht einfach werden wird.“
Der 53-Jährige hat sich längst damit abgefunden, dass sein Klub nicht die finanziellen Möglichkeiten hat, um auf dem Transfermarkt kräftig mitzumischen. In diesem Sommer musste er außerdem damit klar kommen, dass einige langjährige Weggefährten ihren Abschied vom Horster Norden bekanntgaben. Am meisten schmerzt der Abgang von Pierre Nowitzki. Mit dem ehemaligen Spielführer schaffte Jörg Krempicki den Durchmarsch von der Bezirks- in die Westfalenliga. Und auch im Nachwuchsbereich arbeiteten beide sehr erfolgreich zusammen. Pierre Nowitzki zog es in die Oberliga zum TSV Marl-Hüls. Er dürfte im defensiven Mittelfeld der Horster nur schwer zu ersetzen sein. Vielleicht schafft es ja der junge Nico Göer, der von FC Krays A-Junioren nach Horst gewechselt ist. „Ich traue ihm einiges zu“, sagt Jörg Krempicki. „Aber er tritt natürlich in große Fußstapfen.“ Neben Pierre Nowitzki gehörte auch David Zelinski jener Generation an, die mit Null-Acht zum Höhenflug angesetzt hat. Er verließ den Verein und ging zur DJK TuS Hordel.
Nach langwierigen Verletzungen stehen zudem Aygün Köstekci und Merveille Kalala Kabengel nicht mehr zur Verfügung. Hinzu kommt, dass abzuwarten bleibt, wie sich Trainer-Sohn Gero Krempicki nach seinem zweiten Mittelfußbruch erholt. Er wird wohl nicht vor November oder Dezember wieder ins Training einsteigen können. Und auch Jose Luis Rodriguez Castillo, der doch nicht zum 1. FC Bocholt wechselte, sondern in Horst blieb, fällt aufgrund einer entzündeten Achillessehne für längere Zeit aus.
Nicht ausgeschlossen, dass die Schwarz-Weißen bis zum Saisonstart am 14. August personell noch nachlegen. Willi Schmalz, Sportliche Leiter, hält die Augen offen. Dass Jörg Krempicki vorsichtig mit seinen Prognosen ist, kann er verstehen. „Das muss man als Trainer wohl auch“, sagt er. „Aber abwarten, wie sich unsere jungen Zugänge entwickeln. Die Abwehr ist jedenfalls fast noch die alte. Im Mittelfeld und im Sturm gab es Veränderungen, aber ich blicke trotzdem zuversichtlich in die Zukunft.“