Der öffentliche Druck war wohl zu groß. Westfalia Herne hat sich mit sofortiger Wirkung von seinem Trainer Holger Wortmann und Co-Trainer Thomas Stickroth getrennt. Beim 3:3-Unentschieden gegen den Tabellenletzten Hedefspor Hattingen hatten die Herner Fans bereits "Wortmann raus" gerufen. Der Aufstiegsanwärter hinkt den Erwartungen hinterher. Derzeit belegt das Team den siebten Platz der Westfalenliga 2 - der Rückstand auf den Tabellenersten Kaan-Marienborn beträgt bereits elf Punkte.
Nun hat der Verein den Wunsch einiger Anhänger erfüllt. Wortmann muss gehen, nachdem er die Westfalia-Mannschaft vor etwas mehr als einem Jahr übernommen hat. Damals stand das Team abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz der Oberliga, trotz einer starke Rückrunde konnte der Abstieg aber nicht verhindert werden. Vorerst - bis zum Jahresende - wird Angreifer Christian Knappmann als Spielertrainer übernehmen.
RevierSport hat mit Holger Wortmann über sein Ende bei Westfalia Herne gesprochen.
Herr Wortmann, glauben Sie, dass der Verein vor allem auf die "Wortmann-Raus"-Rufe am Sonntag reagiert hat? Die Rufe waren sicher der Punkt auf dem I. Ich habe darüber allerdings nur geschmunzelt, weil die Mannschaft einen 1:3-Rückstand gegen Hedefspor aufgeholt hat. Wir hätten auch noch gewinnen können, deswegen kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen.
Verstehen Sie die Entscheidung des Vereins? Es war für mich keine großartige Überraschung. Die Ergebnisse in den letzten Wochen waren nicht positiv. Der Verein war deswegen der Meinung, dass er reagieren muss. Das akzeptiere ich.
Glauben Sie, dass Sie die Wende hätten schaffen können? Fakt ist, dass der Rückstand auf Kaan-Marienborn viele Punkte beträgt. Wir hätten also unsere Ziele korrigieren müssen. Die neuen Ziele hätte ich sicher versuchen können, zu erreichen.
Machen Sie sich selbst Vorwürfe? Die Mannschaft hat nach wie vor eine hohe individuelle Klasse. Leider haben sich in dieser Saison nicht alle Individualisten voll für die Mannschaft eingebracht, wie es nötig gewesen wäre. Diesen Schuh zieh ich mir an.
Mit welchen Gefühlen verlassen Sie die Westfalia? Es war eine schöne Zeit. Wir haben eine sehr erfolgreiche Rückrunde in der Oberliga gespielt, auch wenn es mit dem Nichtabstieg nicht geklappt hat. Das erste halbe Jahr war deswegen sensationell. Ich muss den Rest aber erstmal wirken lassen.
Wie geht es mit Ihnen persönlich weiter? Die nächsten Tage und Wochen werde ich jetzt erstmal genießen. Ich habe nun sechs Jahre am Stück als Trainer gearbeitet, da ist ein bisschen freie Zeit schön. Dann werde ich mich irgendwann wieder auf Fußballplätzen blicken lassen.