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Mineiro in Marl-Hüls
"Ein überragender Mensch"

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Mineiro in Marl-Hüls: "Ein überragender Mensch"
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Der TSV Marl-Hüls hat ein Problem. Denn seit einigen Wochen geht beim einstigen Aufstiegsfavoriten der Westfalenliga 2 nichts mehr.

Von August bis April holte der Verein souverän seine Punkte, verlor nur eine von 20 Partien. Doch zuletzt gingen gleich fünf Spiele am Stück verloren. Als Knackpunkt machen die Verantwortlichen die Verletzung eines Schlüsselspielers aus. Ihn soll nun an den letzten Spieltagen ein Mann ersetzen, der 24 Länderspiele für Brasilien absolviert hat: Carlos Luciano da Silva, besser bekannt als Mineiro.

Zum Interviewtermin kommt der Ex-Schalker mit einer Verspätung von 45 Minuten. „Das gehört bei einem Brasilianer ja auch ein bisschen dazu“, flachst TSV-Trainer Holger Flossbach. Als er dann am Loekampstadion eintrifft, könnte man aus der Entfernung meinen, dass er noch immer bei Schalke spielen würden. Er trägt einen blauen Trainingsanzug mit der Nummer acht, wie auch in der Saison 2008/2009, als ihn Felix Magath zu S04 holte. Und sportlich wirkt er noch immer, obwohl er zuletzt fast zwei Jahre lang überhaupt nicht mehr Fußball gespielt hat.

Doppelsechs gesprengt

Mineiros letzte Station war die TuS Koblenz, für die er in der Saison 2011/12 auflief. „Damals habe ich meine C-Lizenz in Koblenz erworben und wurde von der TuS eingeladen mitzuspielen“, erzählt er. Damit ist die Situation von damals durchaus vergleichbar mit der heutigen. Denn auch der TSV lud den Routinier ein, musste aber vorher mächtig Überzeugungsarbeit leisten. „Wir haben schon mal vor einer Weile Gespräche geführt, aber er wollte nicht mehr Fußball spielen“, sagt Lothar Gedenk, Fußball-Abteilungsleiter und Mäzen des TSV.

Dass es nun doch soweit kam, war der Tatsache geschuldet, dass die Doppelsechs von Marl-Hüls vor kurzem gesprengt wurde. Thorsten Stondzik und Felix Sadlowski hatten großen Anteil am Erfolg des TSV in dieser Saison. Doch vor einigen Wochen zog sich Sadlowski einen Kreuzbandriss zu. „Dass er plötzlich fehlt, hat der Mannschaft einen Knacks gegeben“, findet Gedenk. Plötzlich fehlt die defensive Stabilität, Leistungsträger machen unerklärliche Fehler und die Leichtigkeit, die das Team auszeichnete, ist komplett verschwunden.

Mineiro baut das Team nach der Niederlage wieder auf

Uwe Scherr, ehemaliger Leiter der Schalker Nachwuchsabteilung und heutiger Jugendkoordinator von Marl-Hüls, ließ seine Kontakte spielen und meldete sich bei Mineiro. Der Brasilianer sagt über Scherr: „Er ist ein guter Mensch.“ Und so ließ er sich von diesem überreden, beim TSV für die restlichen fünf Saisonspielen auszuhelfen. Mit seiner Erfahrung soll Mineiro dazu beitragen, dass es wieder bergauf geht.

Bei seinem Debüt am vergangenen Samstag konnte der 38-Jährige aber nicht verhindern, dass die Niederlagen-Serie weitergeht. Beim FC Brünninghausen verlor der TSV mit 0:2. Gedenk sah trotzdem, welche Qualitäten Mineiro in das Spiel der Marl-Hülser einbringen konnte. „Teilweise war er letzter Mann bei Angriffen des Gegners. Wo andere sich nur noch mit der Grätsche helfen könnte, stellt er geschickt seinen Körper rein, zieht mal leicht am Trikot, so dass es der Schiedsrichter nicht sieht und erobert den Ball“, lobt Gedenk seinen Neuzugang. Auch Trainer Holger Flossbach ist begeistert: „Er ist ein überragender Mensch und spielt mit viel Leidenschaft.“ Dass Mineiro dann nach dem Abpfiff auch noch die niedergeschlagene Mannschaft sofort wieder aufgebaut hat, gefiel den Verantwortlichen besonders gut.

Eine Zukunft im Verein?

Mineiro kümmert sich nicht nur auf dem Feld gerne um andere. Er hat vor einigen Jahren eine Berateragentur gegründet, mit der er junge Spieler aus Südamerika betreut und ihnen hilft, sich in Europa zurechtzufinden. Er selbst hat früh gemerkt, dass er seine Zukunft und die seiner Familie in Deutschland sieht. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern wohnt er in Gelsenkirchen. „Wir haben über unsere Zukunft nachgedacht und uns überlegt, dass wir hier bleiben wollen. Meine Familie hat sich hier bereits gut eingelebt“, erzählt Mineiro.

Nachdem er neben dem Platz bereits die Weichen für die Zukunft gestellt hat, kehrt der Brasilianer jetzt also noch einmal auf den Platz zurück und lässt seine Karriere in der Westfalenliga ausklingen.

Ob Mineiro dafür sorgen kann, dass der Aufstieg in dieser Saison doch noch gelingt, bleibt abzuwarten. Ob er über den Sommer hinaus für den TSV aufläuft, ebenfalls. Wahrscheinlicher ist es, dass er im Verein eingebunden wird, womöglich wird er als Jugendtrainer arbeiten oder vom Management lernen. „Die Leute hier im Verein glauben an mich, das ist das Wichtigste“, findet Mineiro, der verspricht: „Ich werde mein Bestes geben.“

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