Da war er wieder, der Anruf, der Sezgin Aydin seltsam bekannt vorkam. Wenige Tage nach der 0:2-Niederlage des SV Hohenlimburg gegen den SuS Langscheid/Enkhausen am 7. Spieltag klingelte das Handy des Co-Trainers. Manager Michael Stahl teilte ihm mit, dass Chefcoach Roland Golombeck soeben seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte und Aydin nun einspringen solle.
Golombeck überredete Aydin zum Weitermachen
„Meine erste Reaktion war, zu sagen: ich gehe auch“, berichtet Aydin. Schließlich war Golombeck entscheidend daran beteiligt, ihn nach Hohenlimburg zu holen. Und die gemeinsame Zusammenarbeit sei zwar kurz, aber stets „hervorragend“ gewesen, betont Aydin. Doch nachdem erst Stahl und dann auch Golombeck selbst ihm rieten, als Cheftrainer weiterzumachen, nahm er die Herausforderung an.
Schon zum dritten Mal in seiner noch jungen Trainerkarriere spielt der 37-jährige den Feuerwehrmann. Bevor er zu Saisonbeginn nach Hohenlimburg wechselte, war er zwei Jahre lang beim TuS Iserlohn als Co- und Torwarttrainer aktiv. In beiden Jahren musste der Cheftrainer gehen und Aydin übernahm in der Rückrunde das Ruder. Obwohl er also Erfahrung mit kurzfristigen Beförderungen hat, ist es immer wieder eine große Umstellung. „Die Verantwortung ist riesig. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, muss man Rede und Antwort stehen“, ist sich Aydin bewusst.
Doch mit Druck kann er umgehen, denn den kannte er schon aus seiner Zeit als Spieler. In der Jugend spielte Aydin bei Borussia Dortmund, über die Stationen VfR Sölde und TuS Iserlohn landete er in der zweiten türkischen Liga, wo er viereinhalb Jahre lang als Profi aktiv war. Doch dauerhaft Geld verdienen konnte er nicht mit dem Fußball. Zurück in Deutschland tingelte er wieder durch die Landes- und Verbandsligen. Er spielte für den SSV Hagen, den VfB Altena und erneut für den TuS Iserlohn, seinen „Heimatverein“, wie Aydin ihn nennt. Der zweifache Familienvater (ein Sohn, eine Tochter) arbeitet heute als Omnibusfahrer. Neben der Familie und der Arbeit nimmt nun auch der Trainerjob viel Zeit in Anspruch. „Ich habe etwa 16 Stunden am Tag Fußball im Kopf“, schätzt Aydin, der die C-Lizenz des DFB besitzt.
Der ASC 09 als Vorbild
Michael Stahl ließ bereits anklingen, dass der Interimstrainer zur Dauerlösung werden könnte, wenn denn die Ergebnisse stimmen. In seinen ersten fünf Spielen als Cheftrainer holte Aydin immerhin zwei Siege.
Am Sonntag mussten sich die 10er dem ASC 09 mit 1:2 geschlagen geben. Aydin wusste vorher, dass selbst „100 Prozent nicht reichen“ würden, um die Aplerbecker zu schlagen, die nun den dritten Platz belegen. „Sie stehen da, wo wir gerne hinmöchten“, sagt der Trainer. Ein ambitioniertes Ziel für den SV Hohenlimburg. Aber ohne Ziele, weiß Aydin, „macht es alles keinen Spaß.“Tim Müller