Damals hatten die Krefelder unter Trainer Friedhelm Funkel Mannen wie Bernd Dreher, Helmut Rahner, Sergej Gorlukowitsch oder Heiko Laeßig in ihren Reihen. Diese Kicker sorgten dafür, dass in der Grotenburg Bundesliga-Fußball zu sehen war.
Vor allem der beim 1. FC Magdeburg groß gewordene Heiko Laeßig ist ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche Uerdinger Vergangenheit. Der Blondschopf schnürte insgesamt 145-mal die Schuhe für den Werksklub Bayer Uerdingen 05 und nachher den KFC Uerdingen. Nach fünf Jahren in Krefeld heuerte der Familienvater von Tochter Sina (17) 1996 bei Red Bull Salzburg Vorgänger-Verein, SV Austria Salzburg, an.
An der Salzach wurde der gelernte Stürmer zum Innenverteidiger umfunktioniert und spielte sich in neun Jahren, 266 Spielen sowie mit 42 erzielten Toren in die Herzen der Austria-Fans und später in die der „Roten Bullen“. Im Frühjahr 2005 beendete Laeßig seine Laufbahn. Mittlerweile lebt der 41-jährige mit seiner Frau Kati und seiner Tochter 14 Jahre lang in Österreich. Mit RS unterhielt sich der Hobbygolfer über seine Zeit in Uerdingen, seine Liebe zu Österreich sowie seinen Traumberuf bei Red Bull Salzburg.
Heiko Laeßig, Sie waren vor 14 Jahren das letzte Mal für den KFC am Ball. Was für Erinnerungen haben Sie noch an Uerdingen? Ich erinnere mich besonders gerne an Friedhelm Funkel. Er war ein toller Trainer. Er hat mir auch die Eingewöhnung im Westen erleichtert. Ich kam vom 1. FC Magdeburg nach Krefeld. Bei uns im Osten war das Leben natürlich ganz anders als das in West- Deutschland. Mein Glück war es jedoch, dass 1991 gleich 14 neue Spieler nach Uerdingen gekommen sind. Unter anderem bekam ich in Heiko Peschke und dem Tschechen Günter Bittengel Verstärkung aus dem Osten.
Von den KFC-Anhängern haben Sie sich im Zwist verabschiedet. Wie war Ihr Verhältnis zu den Fans? In der Abstiegssaison gab es die eine oder andere Meinungsverschiedenheit mit den Anhängern. Aber das ist nun mal Gang und Gebe. Wenn ein Verein sich im Abstiegskampf befindet, dann sind die Zuschauer enttäuscht und geben es dementsprechend den verantwortlichen Akteuren zu verstehen. Ich war ein Spieler, der kein Blatt vor den Mund genommen hat, deshalb kam es manchmal zu kleinen Streitigkeiten. Aber das ist längst abgehackt. Heute erinnere ich mich gerne an die KFC-Fans. Jedoch muss ich auch betonen, dass die Fans es nicht immer einfach hatten, uns eine echte Heimspielatmosphäre zu bescheren. Denn wenn Gladbach, Köln oder Schalke nach Uerdingen kamen, dann waren die Gäste deutlich in der Überzahl.
Heute haben die KFC-Fans in den Ligaspielen die zahlenmäßige Oberhand. Jedoch tummelt sich der Klub nur in der sechsten Liga herum. Verfolgen Sie noch die Geschehnisse um Ihren Ex-Klub? Ich muss wirklich sagen, dass ich das nur sporadisch mache. Aber natürlich bekommt man mit, dass Ailton nach Krefeld gewechselt ist. Jedoch habe ich da große Zweifel, ob der gute Ailton noch etwas reißen kann. Ich wünsche dem KFC jedenfalls alles Gute. Ich hoffe, dass die Fans irgendwann wieder bezahlten Fußball in der Grotenburg zu sehen bekommen werden.
War das Fan-Verhalten dafür ausschlaggebend, dass Sie nach dem Abstieg nach Österreich gewechselt sind? Überhaupt nicht. Ich hatte einfach keine Lust mehr wieder in der 2. Bundesliga zu spielen. Deshalb kam das Angebot von Austria Salzburg sehr gelegen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass Salzburg ein echter Volltreffer für mich und meine Familie war. Wir leben mittlerweile 14 Jahre in der neuen Heimat.
Man hört schon an Ihrem Akzent, dass Sie bereits ein „halber Ösi“ geworden sind. Sie müssen sich pudelwohl in Salzburg fühlen. Was ist das besondere an der Stadt? Salzburg gehört zu den schönsten Plätzen in Europa. Es ist eine wunderschöne Stadt. Die Lebensqualität ist sehr hoch. Meine Familie und ich können uns sehr gut vorstellen, hier an der Salzach alt zu werden.
Zu Ihrem Wohlbefinden trägt sicherlich auch Ihr Job bei Red Bull Salzburg bei, oder? Ja, dass ist mit Sicherheit der Fall. Ich bin Chef-Scout für die Nachwuchsteams von der U-15 bis zur U-19. Red Bull war der erste Klub im Land der ein professionelles Scouting-System errichtet hat. Mittlerweile sehen wir auch die Früchte unserer akribischen Arbeit. Als wir angefangen haben, da hatten wir zwei Jugend-Nationalspieler in unseren Reihen. Heute spielen 25-Junioren-Auswahlkicker in unseren Mannschaften. Die Arbeit macht mir unheimlichen Spaß. Es ist wunderschön zu sehen, wie man etwas mit aufgebaut hat und die Sache jetzt so gut funktioniert. Ich kann wirklich behaupten, dass ich meinen Traumberuf ausübe.