"Ich habe jetzt Zeit und prüfe Optionen", erklärt Kulm, der mit seiner Familie ein paar Tage wegfährt und sich am Freitag von Team und weiterem Klub-Personal verabschiedete. "Ich hinterfrage mich jetzt, was ich in der Zukunft machen werde."
Seit sechs Jahren ist der hauptberufliche Kriminalhauptkommissar beim Verein, arbeitete sehr erfolgreich in der Jugend und leitete verantwortlich und genau so erfolgreich die U23, bevor er am 29. März 2008 im Match bei RW Erfurt sein Debüt auf der Trainerbank der ersten Mannschaft hatte. Ein 0:4! Trotzdem hätte er dem Verein fast noch die Drittklassigkeit erhalten.

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Kulm blieb ein Jahr und drei Tage im Job, jetzt geht es um sein neues Tätigkeitsfeld: Ermittlungsarbeit als Beamter für das Land NRW, von der er bekanntlich nur beurlaubt ist, Scouting für RWE, Comeback bei der U23. RS deutete darauf hin, dass die Neustrukturierung von RWE etliche Aufgabenfelder bietet, die der Verein auch finanzieren kann. Der 43-Jährige wird sich Gedanken machen, als leidenschaftlicher Angler wird er auch die notwendige Ruhe finden. "Eile hat das nicht", legt sich Kulm fest, der auch bei einem konstruktiven Vorfühlen anderer Vereine Gespräche zulassen wird. Einen Antrag auf Wiedereinstieg in die Kriminologie (der ist erforderlich) hat er noch nicht gestellt. Bis Ostern passiert nichts.
Gewackelt hatte Kulm bereits vor dem Kaiserslautern-Match (3:0), die öffentliche Jobgarantie bis zum Spielzeitende, die danach ausgesprochen wurde, erreichte fix ein Verfallsdatum. Nach dem 1:2 gegen Bochum II war dann Schicht. "Das war ein Regionalligaspiel von insgesamt schlechter Qualität", nickt Kulm. In dem er Nachrückern eine Chance gab, die dann "aber unter dem Druck zusammenbrachen."
Ein Lerneffekt, für die Chefetage jedoch der finale Stimulus, Kulm von seinen Pflichten zu entbinden. "Das bedaure ich sehr, RWE entwickelte sich in den letzten Jahren schon zu einem Lebenstraum von mir."
Der jetzt - als Trainer der ersten Mannschaft - erst einmal ausgeträumt ist. Parallel dazu deuten die Verantwortlichen an, dass der Verein strukturell eine massive Basis erhält. "Meine Chance ist jetzt weg, das als Coach zu erleben", sinniert Kulm, "der neue Trainer wird jetzt die Aufbauarbeit leisten." Kulm schließt keineswegs aus, beim Deutschen Meister von 1955 in anderer Funktion zu bleiben. Was auch etwas wie Kontinuität wäre, bei anderen Klubs wird auch häufiger rotiert.
Die entstandene Situation hat einen fast nostalgischen Hintergrund. In der Lohrheide tummelte sich Kulm für die SGW 09 vor 36 Jahren als Balljunge. Er kannte die gleichen Kabinen, in der sich RWE umzog. Nach dem Match gegen den VfL Bochum, wo er seine erste richtige Trainerstation in der Jugend antrat, wurde er entmachtet. "Schon komisch", betont Kulm, "aber vielleicht auch ein Fingerzeig."