Am Montag absolvierte der zentrale Mittelfeldspieler seinen Vertrag, der bis zum 30. Juni 2011 gilt, auf der Geschäftsstelle von Rot-Weiss Essen. Danach ging er noch zusammen mit Vorstandsmitglied Nico Schäfer und Thomas Strunz, Geschäftsführer Sport des Clubs, ins Altenessener Restaurant "American Essen". "Auch nicht schlecht, dort war es ganz gut", ließ es sich der 22-Jährige schmecken. Und amüsiert: "Nico Schäfer hat bezahlt." Das ist ja auch das Mindeste.
Wichtig für RWE - Wunderlich: "Mein Kontrakt gilt für beide Ligen." Einen weiteren Verbleib in Liga vier würde der Techniker eher zähneknirschend sehen: "Es kann nur das Ziel geben, aufzusteigen. Dafür werden wir alles in die Waagschale werfen." Auch wenn elf Zähler auf Kaiserslautern ein gewaltiger Rucksack sind. "Schon überraschend, dass der FCK so weit oben ist, ich habe von Dortmund eigentlich einen viel stärkeren Eindruck gewonnen."
Der 1,84-Meter-Mann ("Auf den Außenbahnen habe ich bestimmt nichts verloren") war bei den letzten drei Matches im Georg Melches-Stadion. "Die Stimmung ist schon klasse, wenn es gut läuft super, wenn nicht rumort es. Aber so ist das halt." Der Rechtsfuß will dazu beitragen, dass die Atmosphäre überzeugend gut wird. "Es war nicht ganz einfach, in Köln alles zu regeln", erklärt Wunderlich. Der erste Kontakt kam kurz nach dem RWE-Match in der Domstadt (2:0) zustande. "Ich habe mich mit Coach Michael Kulm und Thomas Strunz getroffen."
Die ihm klar machten, den Weg ins Revier zu suchen und nicht nach Münster. Sein Vertrag in Köln lief noch bis zum 30. Juni 2009. Wunderlich: "Wir mussten den richtigen Zeitpunkt abwarten." Bis 2004 kickte er für Viktoria Köln, danach wechselte er in die Jugend des FC. "Man muss irgendwann weiter, wenn es im eigenen Klub nicht läuft", legt sich der fünffache Saisontorschütze (neun Vorlagen, 16 Einsätze) fest, der mit aktuell vier Gelben Karten kurz vor einer Sperre steht.
Von oben kam kein Signal, dass er einmal eine Bewährungschance erhalten würde. "Schade, ich hätte schon mal gerne bei den Profis trainiert. In der Sommervorbereitung klappte es aufgrund einer neunwöchigen Verletzung nicht." Als kreativer Mittelfeldspieler. "Ich bin schon so was wie ein Zehner." Genau deshalb wurde er geholt. "Der Trainer hat mit gesagt, es würde spielerische Defizite geben." Die Aufgabe lautet also: Wunderlich - übernehmen sie!
Wunderlich ("man sagt, wir Kölner funktionieren etwas anders") behält seinen Wohnsitz zusammen mit Freundin Melanie, die noch ihre Ausbildung als Einzelhandelskauffrau absolviert. Er selbst hat den kaufmännischen Werdegang schon im Unternehmen seines Vaters Franz (Gebäudereinigungs- und Dienstleistungs GmbH) hinter sich, der als eher defensiver Mittelfeldakteur selbst zwei Profispiele für den 1.FC absolvierte (Saison 1990/91) und in der Domstadt einen Namen als Amateurcoach hat. "Noch hat er mehr Profieinsätze als ich", schmunzelt der Sohnemann. "Mein Vater hat mir auch zu dem Wechsel geraten."
Weiterer "familiärer" Rat kam von Markus Kurth, der mit Wunderlichs Cousine Tanja verheiratet ist. "Ein bisschen lief der Wechsel auch über Markus", nickt Wunderlich. Und grinsend: "Die Laufwege sollten deshalb funktionieren. Von weiteren Verwandten bei RWE weiß ich aber nichts." Mindestens ein bekanntes Gesicht trifft er, so spielte er zusammen mit Silvio Pagano in seiner ersten Seniorensaison beim FC.