Die gewalttätigen Ausschreitungen beim Spitzenspiel der Regionalliga Nordost zwischen dem BFC Dynamo und Energie Cottbus schockierten - und riefen selbst Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf den Plan. 155 verletzte Polizeibeamten seien "eine schlimme Bilanz massiver Krawalle", schrieb sie auf X. "Solche Gewalt macht den Sport kaputt. Den verletzten Einsatzkräften wünsche ich, dass es ihnen schnell wieder gut geht."
Ebenso zeigte sich Berlins Innensenatorin Iris Spranger entsetzt. "Ich nehme den Verein in Verantwortung und auch die Fangemeinde", sagte sie am Montag dem Tagesspiegel und kündigte Gespräche mit der Vereinsführung des BFC Dynamo an. Die Angriffe auf die Polizei seien schlimmer gewesen als am 1. Mai. "Wir haben es damit bis in die Tagesschau geschafft, das kann doch nicht wahr sein."
Die beiden Topteams der Nordost-Staffel trafen am Samstag vor 4500 Zuschauern in Berlin aufeinander. Cottbus setzte sich mit 2:0 durch und machte damit einen großen Schritt in Richtung Aufstieg zur 3. Liga. Das geriet durch die Krawalle während und nach der Partie allerdings in den Hintergrund.
"400 bis 500 Chaoten haben das Spiel als Bühne benutzt", sagte Till Dahlitz, Geschäftsführer des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV), am Montagabend der Deutschen Presse-Agentur. Der Verband verurteilte die Ausschreitungen, bei denen 155 Einsatzkräfte verletzt wurden, auf das Schärfste. Mit Blick auf die Krawalle bereits während der Partie, die zu einer 16-minütigen Spielunterbrechung führten, kündigte Dahlitz ein Sportgerichtsverfahren an.
Dahlitz betonte, der NOFV sei seit Monaten und vor allem in den vergangenen Wochen bei der Vorbereitung dieser Partie eingebunden gewesen. Erst nachdem die Polizei grünes Licht gegeben habe, sei der Wunsch der Cottbuser, das Spiel in ein anderes Stadion zu verlegen, abgelehnt worden. Im Nachgang müssen die Vorkommnisse nun aber gemeinsam ausgewertet und geprüft werden, ob das Sicherheitskonzept tatsächlich erfolgreich war.
Die Vorwürfe von Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz, er sei mit Steinen beworfen worden, kann Dahlitz zum jetzigen Zeitpunkt nicht bestätigen. „Ich war selbst im Stadion, habe dies nicht gesehen. Zudem widerspreche ich den Vorwürfen von Herrn Wollitz, der Verband wäre seiner Verantwortung nicht gerecht geworden, ganz deutlich“, sagte der auch für Sicherheit und Prävention im NOFV zuständige Geschäftsführer.
Dahlitz nannte die Aussagen populistisch. „Es ist schon erstaunlich, dass Herr Wollitz kurz nach Spielende bereits den Schuldigen für die Ausschreitungen gefunden hat. Aus meiner Sicht haben wir uns nichts vorzuwerfen“, fügte er hinzu. (mit dpa)