Zum 308. Mal hütete Marcel Hölscher das Tor des SC Wiedenbrück in der Regionalliga West und ist damit zum Rekordspieler geworden. Seit Einführung der bundesweit fünfgleisigen Regionalliga zur Saison 2012/13 hat kein Spieler mehr Spiele bestritten. Zuletzt hielt RWE-Stürmer Simon Engelmann mit 307 Spielen den Rekord.
Durch den Aufstieg in die 3. Liga wurde Engelmann nun überholt, für alle Essen-Fans und auch den Stürmer wohl gut zu verkraften. Gerade Hölscher sollten die RWE-Anhänger den Rekord wohl gönnen, denn auch dank seiner grandiosen Leistung beim 0:0 von Wiedenbrück am vorletzten Spieltag gegen Preußen Münster, stieg RWE am Ende auf.
Hölscher gibt sich trotz seines Rekordes bescheiden: „Es fühlt sich nicht anders an. Es ist schön, dass es in der Statistik nun so aufgestellt ist und es ist natürlich auch ein schönes Gefühl, aber nichtsdestotrotz geht es normal weiter.“
In der Jugend des Hamburger SV ausgebildet landete Hölscher über seinen damaligen Torwarttrainer Richard Golz, dessen guter Kumpel Thomas Stratos in Wiedenbrück Trainer war, beim SCW. Der Torhüter musste nicht lange überlegen, da Wiedenbrück nur 40 Kilometer von seinem Elternhaus entfernt lag: „Ich habe damals abgewogen, ob ich noch ein Jahr in Hamburg bleibe, da noch nicht klar war, ob Frank Rost verlängert. Ich habe mich dann aber dafür entschieden, was Neues auszuprobieren. Da habe ich aber auch nicht gedacht, dass ich dem Verein so lange treu bleiben würde.“
Wiedenbrück „spiegelt ein wenig meinen Charakter wider“
Dass dieser Wechsel dann zu einer derartigen Erfolgsstory wird, glaubte Hölscher also selbst nicht. Seit 2020 ist er neben seinem Job als unumstrittener Stammtorwart auch Kapitän der Wiedenbrücker. Eine Ahnung, warum es zwischen ihm und dem SCW so gut passt, hat der 31-Jährige aber: „Ich denke mal, das spiegelt ein wenig meinen Charakter wider. Es ist sehr familiär, sehr herzlich. Das Umfeld passt einfach zu mir. Das ist ein Grund gewesen, warum ich mich hier so wohl gefühlt habe. Ich habe Vertrauen vom Verein bekommen und konnte das durch gute Leistungen zurückgeben und so hat sich das dann jetzt halt in die Jahre gezogen.“
Ligaübergreifend bestritt Hölscher schon 374 Spiele für den SCW und wenn es nach ihm geht, dürfen es gerne auch noch über 500 Spiele werden: „Ich möchte so lange spielen, wie ich es sportlich und von der Fitness her hinkriege. Aber auch mein Arbeitgeber im Autohaus hat ein Mitspracherecht. Bis jetzt sieht es ganz gut aus und deswegen habe ich auch um ein Jahr verlängert. Mal schauen, am liebsten so lange wie möglich.“
Der Fokus liegt auf dem Abstiegskampf
Erst einmal möchte sich Hölscher aber auf den Abstiegskampf mit dem SC Wiedenbrück konzentrieren. Ein Punkt trennt den SCW nur vom ersten Abstiegsrang: „Die Hälfte der Liga kämpft aktuell gegen den Abstieg. Wir haben lange nicht mehr um den Abstieg gespielt. Wir zeigen aktuell gute Leistungen, aber bringen uns teilweise um den Lohn. Letztendlich müssen wir schauen, dass wir bis zum Winter so viele Punkte wie möglich holen. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, sagt man ja so schön.“