Zwei Spieltage vor dem Ende der Saison hat Rot-Weiss Essen sich von Trainer Christian Neidhart getrennt. Die letzte Patrone, von der man gerne spricht, soll doch noch zum Drittliga-Aufstieg führen.
Den hat man zwar nicht mehr in der eigenen Hand, sollte Preußen Münster aber gegen Wiedenbrück oder Köln II patzen, will RWE da sein. Die Chance, diese Möglichkeit dann auch zu nutzen, sah man aktuell ohne Neidhart als größer an.
Es scheint lange diskutiert worden zu sein am Mittwoch, nach RS-Infos kam die Initiative zu dem Trainerwechsel auch verstärkt aus dem Aufsichtsrat. Am Donnerstag wurde der Wechsel vollzogen, nun sollen Jörn Nowak und Vincent Wagner die Saison retten.
Gehen musste das schwächste Glied, ein Trainer, der Zahlen vorweisen kann, die vor ihm keiner erreicht hat an der Hafenstraße. 89 Spiele, 62 Siege, 18 Remis, 9 Niederlagen, 217:75 Tore, 204 Punkte: Macht einen Schnitt von 2,29 Zählern pro Partie. Eine Bilanz für die Vereinsbücher.
Doch zum großen Wurf hat es bisher nicht gereicht, daher reichten einige Wackler aus, um den Druck immer größer werden zu lassen. Bis die Geduld nun beendet war. Zu wenig überzeugende Siege, zu viele Gegentore, zu viele Aussetzer in den letzten entscheidenden Wochen, die ließen den Unmut wachsen.
Allerdings nicht im Stadion, hier hörte man bisher keine "Neidhart-raus-Rufe", auch in Wuppertal war es auffällig still nach dem Pokalaus. Die Fans waren zwar zum Teil bedient, einige ratlos ob der letzten Auftritte, aber es gab auch aufmunternde Worte der Anhänger. Die größte Nervosität aber herrschte woanders vor.
Denn man hatte - auch im Aufsichtsrat bei RWE - auf eine Saison gehofft, in der der Aufstieg gelingt, endlich raus aus der 4. Liga. Dafür wurde viel Geld in die Hand genommen, in der Saison mit Ex-Profis wie Felix Bastians oder Thomas Eisfeld nachgelegt. Ein Scheitern war nicht vorgesehen, Zweiter zu werden nicht akzeptabel. Keiner wollte Gründe hören, warum es wieder nicht geklappt hat, warum eingeplante Korsettstangen wie Dennis Grote oder Daniel Davari auf einmal weg waren.
Fakt ist: Wenn man der Überzeugung ist, dass ein Trainerwechsel das richtige Mittel ist, muss man das tun. Nur der Zeitpunkt mutet höchst unglücklich an. Vor einigen Wochen, als die Zweifel bereits bestanden und die Mannschaft ihre Souveränität verlor, hätten man handeln müssen. Als noch Zeit bestand, auch aus eigener Kraft den Aufstieg zu erreichen.
Man spürt, in Essen ist Druck auf dem Kessel, daher will man aktuell nicht wissen, was passiert, sollte der Aufstieg auch rechnerisch nicht mehr möglich sein. Es stünde wohl ein viel größerer Umbruch bevor, mit Abgängen, an die man aktuell nicht denkt.
Noch gibt es zwei Spiele, um das Szenario abzuwenden, wenn Münster mitspielt, denn ohne Hilfe geht bei RWE nichts mehr.