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Levan Kenia über Schalke
"Mir hat leider niemand geholfen"

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Levan Kenia über Schalke: "Mir hat leider niemand geholfen"
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Levan Kenia ist mittlerweile spielender Co-Trainer beim KFC Uerdingen. Mit 17 Jahren kam er einst aus Georgien, als "Mini-Messi" gefeiert, zum FC Schalke 04.

Levan Kenia ist erst 31 Jahre alt. Er wohnt mit seiner Frau und drei Kindern unweit der Veltins-Arena in Gelsenkirchen-Buer. Dem Ort, der letztendlich zu einem sehr unglücklichen in seiner Karriere werden sollte.

Seit wenigen Wochen ist der ehemalige georgische Nationalspieler in Diensten des KFC Uerdingen. Beim Tabellenschlusslicht der Regionalliga West ist er spielender Co-Trainer im Team von Chefcoach Alexander Voigt.

Levan Kenia - persönliche Bilanz:

Slavia Prag: 36 Spiele, drei Tore, vier Vorlagen

Karpaty Lviv: 22 Spiele, vier Tore, fünf Vorlagen

F91 Düdelingen: 19 Spiele, ein Tor, eine Vorlage

FC Schalke 04: 14 Spiele, ein Tor, drei Vorlagen

Fortuna Düsseldorf: 12 Spiele, kein Tor, vier Vorlagen

FC Saburtalo: 12 Spiele, ein Tor, vier Vorlagen

FC Schalke 04 U19: 10 Spiele, ein Tor, sieben Vorlagen

Fortuna Düsseldorf II: 4 Spiele, ein Tor, eine Vorlage

FC Locomotive Tiflis: 3 Spiele, kein Tor, keine Vorlage

FC Schalke 04 II: 2 Spiele, kein Tor, keine Vorlage

KFC Uerdingen: 1 Spiel, kein Tor, keine Vorlage

Georgien: 29 Länderspiele, vier Tore, U21 (5 Spiele, ein Tor), U19 (5 Spiele, kein Tor), U17 (zwei Spiele, kein Tor)

Seine Zeit in Deutschland begann jedoch im Sommer 2008 als 17-jähriger hoch veranlagter offensiver Mittelfeldspieler beim FC Schalke 04. Mehrere Sprunggelenks-Operationen und andere Verletzungen sorgten dafür, dass er auf Schalke in vier Jahren nur 14 Pflichtspiele (ein Tor, drei Vorlagen) und überhaupt in seiner Karriere wenige Begegnungen absolvieren konnte. Im Sommer 2020 beendet er dann auch seine Laufbahn. Beim KFC ist er viel mehr Voigts Assistent als Standy-By-Spieler, wie er m RevierSport-Interview erklärt.

Levan Kenia, plötzlich stehen wieder zehn Punkte beim KFC Uerdingen auf dem Konto. Packt der KFC jetzt den Klassenerhalt?

(lacht) Wenn das so einfach wäre. Im Ernst: Wir müssen uns ja nichts vormachen. Hier geht es von Tag eins nur um den Klassenerhalt und die Chancen sind nicht groß. Wir müssen, um überhaupt noch einmal auf die Tabelle zu schauen, zwei, drei, vier Spiele in Folge gewinnen. Dann wären wir in einer anderen Situation.

Sie haben bislang nur einen Einsatz über 22 Minuten für den KFC verbucht - warum so wenig?

Primär bin ich hier als Co-Trainer von Alexander Voigt angetreten. Dass ich ab und an mal, so weit es mein Fitnesszustand zulässt, aushelfen kann, war von Beginn an so vereinbart. Aber wenn ich Schmerzen verspüre, dann macht es keinen Sinn. Ich schaffe kein Spiel mehr über 90 Minuten. Ganz zu schweigen davon, mal zwei, drei Spiele in Serie zu bestreiten. Mein Körper macht das physisch nicht mehr mit. Darum habe ich auch im Sommer 2020 meine aktive Laufbahn beendet.

Im Trainingslager galt es nur, irgendwie zu überleben. Da habe ich einige Male Spieler, im wahrsten Sinne des Wortes, am Boden liegen sehen. Das Lächeln kam eigentlich erst wieder zurück, wenn man das Trainingslager überlebte und dann in der Saison an seinem Gegenspieler in der 80. Minute locker vorbeilief. Dann wusste man, wofür man sich unter Magath im Trainingslager geschunden hat.

Levan Kenia über Felix Magaths Methoden

Eine Karriere, die eine große werden sollte. Sie sind mit 17 Jahren einst im Sommer 2008 zum FC Schalke 04 gewechselt. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Ach, ich war so jung. Für mich war der Wechsel etwas ganz, ganz Großes. In ganz Georgien wurde darüber gesprochen. Schalke ist nicht nur national, sondern international ein großer Fußballklub. Jeder, der sich für den Sport interessiert, kennt Schalke. In Deutschland angekommen war alles neu für mich. Ich habe mich aber schnell wohlgefühlt. So wie sich ein 17-, 18-Jähriger in einem fremden Land mit einer fremden Kultur eben fühlen kann.

Und sportlich gesehen?

Ich habe auf Schalke alles erlebt: Bundesliga, DFB-Pokal, Uefa-Cup. Das waren tolle Erlebnisse. Leider wurde ich vom Pech verfolgt. Ich wurde in meinen vier Jahren auf Schalke dreimal am Sprunggelenk operiert. Es war eine verdammt harte Zeit für mich - vor allem als so junger Kerl hat es psychisch auch bei mir Spuren hinterlassen. Leider wurde ich nie so richtig fit und habe deshalb nur 14 Spiele für Schalke bestritten.

Warum wurden Sie nie fit?

Heute muss ich leider sagen, dass mir niemand auf Schalke geholfen hat. Es war immer Druck da, ich musste schnell fit werden. Ich habe diese ganzen Verletzungen und Operationen nie zu 100 Prozent auskuriert, deshalb habe ich mich auch immer wieder verletzt. Ich weiß nicht, ob auch die Leute damals auf Schalke unerfahren waren oder warum sie solche Entscheidungen getroffen haben. Was sollte ich denn in diesem jungen Alter machen? Wenn man mir gesagt hat, dass ich wieder auf den Rasen kann, dann habe ich das getan. Auch wenn ich Schmerzen verspürte. Ich dachte mir: 'Junge, jetzt reiß dich mal zusammen. Du gibst ein bisschen Gas, dann sind die Schmerzen auch wieder weg.' Heute würde ich natürlich einiges anders machen, aber die Zeit kann man nicht mehr zurückdrehen.

Und jetzt leben Sie auch noch in der Nähe der Arena?

Ja, das sind fünf Minuten. Da kannst du natürlich das Kapitel nie beenden. Es kommen immer wieder Erinnerungen hoch, wenn ich in Richtung Schalke-Arena blicke. Es gibt bessere, aber auch schlechtere Tage. Ich bin ehrlich: manchmal bin ich sehr traurig, wenn ich auf die Arena blicke. Denn ich weiß, dass ich ein großes Talent war, das viel zu wenig im Fußball, vor allem auf Schalke gezeigt und erreicht hat. Aber manchmal ist das im Leben so. Ich bin manchmal traurig, aber gehe nicht kaputt. Dafür sorgt schon meine Familie und mein neuer Traum.

Welchen Traum verfolgen Sie?

Ich will ein guter Trainer werden. Beim KFC Uerdingen mache ich den Anfang. Ich habe so viele Trainer in der Karriere gehabt, da habe ich einiges mitgenommen.

Wenn du in Gelsenkirchen lebst, dann gehört Schalke zu einem Stadt-Gesetz. Ich kennen niemanden hier, der sich nicht für Schalke interessiert. Ich glaube, dass man nur eine Wohnung oder ein Haus bekommt, wenn man mit dem FC Schalke 04 mitfiebert.

Levan Kenia

Sie hatten auch Felix Magath als Trainer

(lacht) Zum Glück kann ich heute darüber lachen. Aber bei Magath war es wirklich brutal. Im Trainingslager galt es nur, irgendwie zu überleben. Da habe ich einige Male Spieler, im wahrsten Sinne des Wortes, am Boden liegen sehen. Das Lächeln kam eigentlich erst wieder zurück, wenn man das Trainingslager überlebte und dann in der Saison an seinem Gegenspieler in der 80. Minute locker vorbeilief. Dann wusste man, wofür man sich unter Magath im Trainingslager geschunden hat. Er setzt so viel Wert auf Disziplin, das war unnormal. Aber er hatte ja auch Erfolg. Klar ist aber auch, dass seine Methoden von damals veraltet sind. Heute holt man sich die Kondition, die Fitness auf anderen, moderneren Wegen. Die nicht so qualvoll sind (lacht).

Von welchen Trainern nehmen Sie denn das meiste mit?

Von den Toppmöllers. Vater Klaus kenne ich aus der Nationalmannschaft und seinen Sohn Dino aus Luxemburg bei Düdelingen. Beide waren und sind hervorragende Trainer und Menschen. Dino ist ja nicht umsonst Co-Trainer beim FC Bayern München unter Julian Nagelsmann.

In der Familie Kenia gibt es wohl wieder ein großes Talent...

Ja, das stimmt (lacht). Mein Sohn Gabriel Kenia ist sieben Jahre alt und wird ab dem Sommer beim VfL Bochum im Nachwuchsleistungszentrum spielen. Der VfL sieht viel Talent in ihm. Aber wir gehen das locker an. Er spielt sehr viel mit mir und wird dann ab Sommer zweimal die Woche nach Bochum fahren. Mal schauen, was daraus wird. Wichtig ist, dass der kleine Junge Spaß hat. Das ist das A und O.

Eigentlich wäre die Schalker Knappenschmiede von der Entfernung her perfekt gewesen, oder?

Bochum hat sich sehr um Gabriel bemüht. Von Schalke kam nichts. Deshalb geht er auch zum VfL. Vielleicht ist das auch besser so. Denn sonst würde ich noch öfter in Richtung Arena fahren und wahrscheinlich auch noch mehr an die Vergangenheit denken müssen.

Drücken Sie denn dem FC Schalke 04 noch die Daumen?

Ja, zu 100 Prozent. Wie gesagt: wir leben in Gelsenkirchen und sind hier glücklich. Wenn du in Gelsenkirchen lebst, dann gehört Schalke zu einem Stadt-Gesetz. Ich kenne niemanden hier, der sich nicht für Schalke interessiert. Ich glaube, dass man nur eine Wohnung oder ein Haus bekommt, wenn man mit dem FC Schalke 04 mitfiebert. Ich hoffe natürlich, dass dieser große Verein in die Bundesliga und dann auch auf Europas Fußballkarte zurückkehrt - da, wo Schalke auch hingehört.

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