Es war nicht abzusehen, wie Rot-Weiss Essen im Fall Dennis Grote entscheiden würde. Der bekam als Kapitän der Essener vor der Winterpause ein lukratives Angebot von RWE-Konkurrent Preußen Münster, das er angenommen hätte. Damit hat er das komplette Porzellan bei seinem Noch-Arbeitgeber zerbrochen.
Zwar hat er sich korrekt verhalten, indem er RWE über das Angebot unterrichtete. Aber die Nachricht, dass er dieses auch annehmen möchte, wurde ihm übel genommen. Vom Verein, von den Fans, die in den Sozialen Medien eindeutig reagierten. Grote, der sich bis dahin bei RWE nichts zu Schulden kommen ließ, wurde von der einen auf die anderen Minute zur Persona non grata.
Der Tenor: Im Aufstiegskampf darf so ein Angebot der direkten Konkurrenz kein Thema sein. Nicht für einen Spieler, der der Kopf der Mannschaft ist, der verlängerte Arm des Trainers. So ein Akt stellt einen Vertrauensbruch dar, der nicht zu kitten ist.
Auf der einen Seite eine verständliche Sichtweise, eine andere wurde nicht in Betracht gezogen. Denn Grote betonte, dass er die Entscheidung, nicht nach Münster wechseln zu dürfen, akzeptiere; dass er sich dementsprechend voll auf seine RWE-Aufgabe konzentrieren würde. Diese Chance wird ihm genommen, das Vertrauen ist weg.
Daher hat man nun ein Thema, das in Essen nur Verlierer hervorbringt. Den Spieler, der nach Aussagen des Vereins bis auf Weiteres freigestellt bleibt. Doch es ist eigentlich klar: Grote wird nie mehr für RWE auflaufen, jetzt kann es für den Verein kein Zurück mehr geben.
Und auch RWE verliert. Und zwar seinen Kapitän, seinen Mittelfeldmotor, der mit seiner Routine fast unverzichtbar war. Den man weiter bezahlen muss, für einen Platz auf der Tribüne. Plus einen Ersatz, denn der muss nun her, alles andere wäre grob fahrlässig, ist RWE doch im defensiven Mittelfeld nicht üppig besetzt. Und ein Kaliber wie Grote kostet Geld. Und das alles in Zeiten, wo durch Corona schon wieder kaum oder gar keine Zuschauer zugelassen werden, wo erneute Gelder fehlen.
Fakt ist daher: Es gibt nur einen Gewinner. Und das ist Preußen Münster. Mit dem Angebot für Grote, das nun vermutlich bis zum Sommer aufgeschoben wird, hat man in Essen mächtig Wirbel entfacht. Unruhe, die Gift ist im Aufstiegskampf. Selten hatte RWE so eine starke Ausgangslage in der Regionalliga, nun kommt ein Störfeuer zur Unzeit.
Wobei es auch die Möglichkeit gibt, dass der Rest der Mannschaft eine Jetzt-erst-Recht-Mentalität an den Tag legen wird. Schließlich kommen einige Leistungsträger aus dem Lazarett zurück, die letzten beiden Partien wurden auch ohne Grote gewonnen und wenn die Aussagen der Verantwortlichen der letzten Zeit stimmen, hat man auch noch das Geld, um einen Schuss für einen Grote-Ersatz abzugeben...