Es war so eine Geschichte, die wohl nur der Fußball schreibt. Björn Liebnau absolvierte beim 5:3 (4:0) gegen RW Ahlen nach fast zweijähriger Verletzungspause wegen sein hintereinander erlittenen Kreuzbandrissen sein erstes Spiel von Beginn an für die U23 des FC Schalke 04. Es lief die 42. Spielminute, als der Rechtsverteidiger allen Mut zusammennahm und die Kugel aus 25 bis 30 Metern einfach mal in den Winkel knallte. Es war das 4:0 für die Königsblauen und das Ende einer langen Leidenszeit für den 21-Jährigen.
S04-Idol Ernst Kuzorra hätte wahrscheinlich gesagt: „Ich wusste nicht wohin mit dem Ball, da habe ich ihn einfach reingewichst“. Björn Liebnau sagte anschließend über sein Traumtor ähnliches: „Ich habe gewartet, bis jemand hinterläuft, um abzuspielen. Dann habe ich mir gedacht: Ich schieße einfach mal und habe mir ein Herz gefasst und es hat geklappt.“ Es war eben so eine Situation, wo einer Mannschaft nach einer 3:0-Führung plötzlich alles gelingt. „Das passiert wahrscheinlich nur einmal“, wusste Liebnau die einzuschätzen. „Dass ich den so treffe, ist natürlich geil. Ich wollte einfach, dass er reingeht.“
Sein Trainer Torsten Fröhling freute sich ungemein für seinen rechten Verteidiger. Nach drei Kurzeinsätzen in der Aufbauphase brachte er ihm zum ersten Mal seit dem 23.11.2019 (!) wieder von Anfang an. „Für Björn habe ich mich besonders gefreut, weil er wirklich eine lange Leidenszeit hinter sich hat“, sagte Fröhling. „Er hat einen tollen Charakter. Er war ja nach zwei Kreuzbandrissen lange hinten dran. Wie der selbständig im Medicos gearbeitet, davor kann ich nur den Hut ziehen.“ Nach 81 Minuten nahm er den Rekonvaleszenten aus dem Spiel. „Wir haben gesagt: Wir bauen ihn behutsam über ein paar Minuten Einsatzzeit langsam auf.“ Der 55-Jährige war sich sicher: „Er wird gut geschlafen haben.“
„Geil, mehr geht nicht. Freitagabend unter Flutlicht gegen Essen, darauf freue ich mich“
Björn Liebnau
Dass ist auch nötig, schließlich geht für die U23 des S04 bereits am Freitag (19.30 Uhr) beim Spitzenreiter Rot-Weiss Essen mit dem Derby weiter. „Geil, mehr geht nicht. Freitagabend unter Flutlicht gegen Essen, darauf freue ich mich“, konnte es Liebnau schon am Dienstagabend kaum erwarten.
Das 5:3 gegen Ahlen hat den Knappen Selbstvertrauen gegeben. „Ahlen hat nochmal alles aus sich rausgeholt. Aber wir haben es am Ende gut über die Zeit gebracht und am Ende Mentalität gezeigt“, bilanzierte Liebnau. „Der Sieg war für uns sehr, sehr wichtig. Wir hatten nach sechs Spielen erst sieben Punkte und hatten uns mehr vorgestellt. Und zuletzt hatten wir keine gute Leistung gezeigt.“ Und nun bei RWE? „Das wird auf jeden Fall ein Erlebnis. Jetzt haben wir am Freitag gegen Essen Bock, nachzulegen“, zeigte sich Liebnau mutig. Nach zwei Kreuzbandrissen kann einen wohl auch die Hafenstraße nicht mehr schocken.