Dass seine Zeit bei Rot-Weiß Oberhausen verfilmt werden könnte, ist diesmal wirklich keine leere Phrase. Abstieg in die Regionalliga, Aufstiegskämpfe am laufenden Band, eine schwere Erkrankung und ein Comeback-Siegtreffer in letzter Minute. Richtig, keine leere Phrase. Alexander Scheelen beendet mit 33 Jahren nach einem Jahrzehnt RWO seine Fußballerkarriere. Vor dem Spiel hauchte er mit gebrochener Stimme bei der offiziellen Verabschiedung nur ein „Danke“ ins Mikrofon.
Nach dem Spiel war von Rührung nicht mehr viel zu sehen. Das breite Grinsen des Mittelfeldspielers zauberte jedem Gesprächspartner auch direkt ein Lächeln ins Gesicht. Die Erkenntnis, dass jetzt alles vorbei ist, hatte Scheelen kurz nach dem Spiel aber noch nicht. „Jetzt realisiere ich das noch gar nicht. Wir gehen jetzt in die Pause, das war ja zehn Jahre Gewohnheit“, philosophierte der 33-Jährige mit einem Bier in der Hand.
Erstes Spiel gegen Kickers Offenbach
Früher oder später wird ihn die Realität aber einholen, er wusste sogar genau wann. „Ich glaube, wenn es dann wieder losgeht und ich einfach nicht mehr dabei bin, dann realisiere ich das erst.“ Zehn Jahre Fußball sind besonders im 21. Jahrhundert wie ein halbes Leben. Doch sein erstes Spiel wird Scheelen nie vergessen. „Das war gegen die Kickers Offenbach in der 3. Liga.“
Alexander Scheelen wirkte weder wehmütig noch melancholisch. Das Wort „glücklich“ sollte seinen Gemütszustand am besten beschreiben. „Ich habe in diesen zehn Jahren so viel erlebt. Schöne Momente, nicht so schöne Momente, aber ich würde alles genau so wieder machen!“
2018 Krebserkrankung, 2019 Traum-Comeback
Nach dem Highlight seiner Karriere musste nicht gefragt werden, denn es war bundesweit in den Medien. Im April 2018 wird bei Scheelen ein geschwollener Lymphknoten im Leistenbereich gefunden. Es war Krebs. Im März 2019 kehrte er nach erfolgreicher Chemotherapie zurück und schoss in seinem zweiten Spiel nach Einwechslung in der Nachspielzeit den Siegtreffer gegen den Wuppertaler SV. Scheelen nimmt ab sofort Verfilmungs-Anfragen von Hollywood entgegen.
Wie bei den meisten Vereinslegenden ist dieser Abschied aber sicher nicht für immer. „Die Fans sehen mich auf jeden Fall irgendwo wieder. Wir müssen nur mal schauen in welcher Funktion.“ Bewerbungsunterlagen hat der 33-Jährige noch nicht abgegeben, muss er wahrscheinlich auch gar nicht. Denn in Oberhausen wird Alexander Scheelen für immer willkommen sein. Vom Freibier ganz zu schweigen.