Die Mittelrheiner haben die wenigsten Tore (sechs), die meisten Gegentreffer (29) und die wenigsten Punkte (sechs) nach elf Spielen vorzuweisen. Macht: Tabellenplatz 19. Trotzdem: Die Verantwortlichen um Sportchef Christian Schlösser glauben weiterhin fest an den Klassenerhalt.
Woher der Aufsteiger den Glauben nimmt, erklärt Schlösser (35), der über 200 Regionalligaspiele für den 1. FC Köln II, Borussia Mönchengladbach II, SSVg Velbert, Sportfreunde Lotte und Viktoria Köln absolvierte, im RevierSport-Interview.
Christian Schlösser, bislang war Bergisch Gladbach, zumindest von den Ergebnissen her, in den meisten Spielen klar unterlegen. Was macht Ihnen dennoch Hoffnung, das Ziel Klassenerhalt zu erreichen? Ich sehe die tägliche Arbeit des Trainerteams mit der Mannschaft. Da wird wirklich akribisch und leidenschaftlich gearbeitet. Niemand lässt sich hängen. Jeder will weiterhin in dieser tollen Liga spielen.
Inwiefern ist der Klassenerhalt realistisch? Vorweg: Wir sind beim SV Bergisch Gladbach keine Träumer. Wir wissen, dass bis zu fünf Mannschaften absteigen können. Wenn dieser Fall eintrifft, dann wird es uns mit hoher Wahrscheinlichkeit auch erwischen. Aber so weit sind wir noch lange nicht. Am Ende des Tages müssen wir uns auch fragen, was wir als Verein erreichen wollen und wohin wir steuern wollen. Es macht ja keinen Sinn ein Jahr lang alles in die Regionalliga reinzubuttern und vielleicht den Klassenerhalt zu schaffen und dann von der Bildfläche wie der TV Herkenrath zu verschwinden. Wir nehmen uns da eher den FC Wegberg-Beeck als Vorbild. Die Beecker waren schon mehrmals in der Regionalliga und sind stets ein Spitzenteam der Mittelrheinliga. Solch einen ähnlichen Weg könnte ich mir auch mit dem SV Bergisch Gladbach 09 vorstellen.
Welche Herausforderungen machen die Regionalliga für Bergisch Gladbach rein sportlich so schwierig? In jede Liga, in die man aufsteigt, ist es immer das Gleiche: Die Physis ist eine andere, das Tempo ist höher, es wird einfach besserer Fußball gespielt. Zudem haben wir natürlich noch die finanzielle Komponente. In der Regionalliga West haben wir eine Drei-Klassen-Gesellschaft. Da gibt es Rödinghausen, Verl und RWE sowie die U23-Mannschaften, dann kommen RWO, Aachen, Lotte, Bonn, Fortuna Köln und dann der Rest der Liga wie Lippstadt, Wattenscheid, Haltern, Homberg oder Bergisch Gladbach. Diese finanziellen Möglichkeiten spiegeln sich letztendlich auch in der Tabelle wider, wenn man mal ganz genau auf das Tableau schaut.
Besitzt Trainer Helge Hohl in Bergisch Gladbach eigentlich einen Freifahrtschein? Diesen besitzt niemand im Sport. Aber Helge Hohl leistet unglaublich Arbeit. Er ist ein positiv verrückter Trainer und man merkt ihm seine erst 27 Jahre gar nicht an. Ich weiß, wovon ich spreche, weil ich auch noch unter ihm gespielt habe. Ich hatte viele Trainer in meiner Karriere, aber selten solch einen interessanten und guten wie Helge Hohl. Er ist ein absoluter Glücksfall für den SV Bergisch Gladbach.
Ist das kommende Spiel bei der U23 von Fortuna Düsseldorf eine sogenannte Sechs-Punkte-Partie? Ja. Aber solch ein Spiel hatten wir auch jüngst bei Fortuna Köln, welches wir nie und nimmer mit 1:2 verlieren dürfen. Das hat uns sehr geärgert. Jetzt fahren wir nach Düsseldorf und wollen dort gewinnen. Wir werden weiterhin mutig und offensiv agieren. Denn nur zu mauern, macht in dieser Liga keinen Sinn. Mal schauen, wo wir dann im Winter stehen und ob wir noch realistische Chancen auf den Klassenerhalt besitzen. Falls dies der Fall sein sollte, werden wir sicherlich versuchen uns noch einmal zu verstärken.