Ob Publikumsliebling Oguzhan Kefkir, Kapitän Marco Kehl-Gomez oder der langjährige RWE-Torjäger Marcel Platzek: Sie alle mussten ein Spiel oder mehrere Spiele von der Bank aus verfolgen.
Einer, der unumstritten zu sein scheint, ist Alexander Hahn. Ob Daniel Heber oder Kehl-Gomez in der Innenverteidigung spielen - Hahn war bisher auf dieser Position gesetzt, nur seine Partner wurden gesucht. "Ich sehe das gar nicht so eng. Ich bin nach Essen gekommen, um zu spielen und dem Verein bei seinen Zielen zu helfen. Aktuell klappt das ganz gut", sagt Hahn, der in allen bisherigen sechs Ligaspielen von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz stand.
21 Treffer in zwei Spielzeiten - als Abwehrspieler
Hahn (26) ist im Sommer vom FC Homburg zu RWE gewechselt. Er war der einzige Sommer-Zugang für den Rot-Weiss eine Ablösesumme in Richtung Saarland überweisen musste. Die Investition hat sich für Rot-Weiss Essen gelohnt.
Der im russischen Omsk geborene und in Nordhorn aufgewachsene Hahn besticht durch sein Stellungs- und Kopfballspiel sowie eine hervorragende Antizipation. Und: torgefährlich, ist der 1,87 Meter große Hahn auch noch. In den vergangenen beiden Spielzeiten erzielte er 21 Treffer für den FC Homburg - als Abwehrspieler. "Ja, das stimmt. Aber da waren auch viele Elfmeter dabei. Wenn ich nur ein paar von den 21 Treffern in Essen erziele, dann bin ich zufrieden", sagt Hahn mit einem Augenzwinkern.
Ein Tor hat er bereits geschossen. Ein ganz wichtiger Treffer. So etwas wie der Dosenöffner für die aktuelle große Euphorie an der Hafenstraße. Hahn war es nämlich, der am 1. Spieltag vor 14.500 Zuschauern den 2:1-Siegtreffer gegen Borussia Dortmund II erzielte. Ein Elfmeter in der Nachspielzeit. Die Eiseskälte ist auch eine Stärke des Sohnes russischer Einwanderer.
Mit ein Grund für den Wechsel nach Essen: Die Nähe zur Familie
Wenn er jedoch an das Stadion Essen und seine Fans denkt, wird Hahn sofort warm ums Herz. "Man hört und liest ja vieles vor seinem Wechsel. Über den Verein, die Stadt, seine Fans. Aber ich muss sagen, das, was ich hier aktuell erlebe, übertrifft alle meine Erwartungen. Es ist einfach der Wahnsinn, was hier abgeht. Wenn das Flutlicht angeht und ich auf die Westkurve blicke, dann bekomme ich eine Gänsehaut", schwärmt Hahn.
Ein Grund für seinen Wechsel zu RWE, waren nicht nur die professionellen Bedingungen in Essen-Bergeborbeck und die Fankultur von Rot-Weiss, sondern auch familiäre Gründe. Nordhorn, wo Hahns Familie mit der kleinen Schwester (2) sowie Bruder (7) leben, ist nur etwas mehr als 100 Kilometer entfernt. "Wenn ich gut durchkomme, bin ich in einer Stunde da. Mein Vater hat in den letzten fünf Jahren, als ich im Saarland war, nur sehr, sehr wenige Spiele gesehen. Jetzt waren es schon alle drei RWE-Heimspiele. Zuletzt war auch mein Bruder das erste Mal da. Das pusht mich natürlich nochmal zusätzlich. Es ist wunderbar, wenn die Familie einen vor Ort unterstützt", sagt Hahn. Und die Familie Hahn ist schon jetzt von dem neuen Arbeitgeber des Sohnes begeistert. "Mein Vater kommt gerne hierhin. Das Stadion, die Atmosphäre - er ist so wie ich von allem begeistert."
Begeistern, das wollen Hahn und Co. die RWE-Fans auch in den kommenden Wochen und Monaten. Erst am Dienstag war die Mannschaft gemeinsam beim Bowling. "Robin Heller und Marcel Platzek haben das schon drauf. Aber auch ich war nicht schlecht. Es macht immer großen Spaß mit den Jungs etwas zu unternehmen. Man sieht auch, dass jeder gerne dabei ist. Alle sind füreinander da. Das ist unsere Stärke", betont Hahn. Er ergänzt: "Wir werden in dieser Saison auch Nackenschläge erleben. Die gehören einfach zum Sport dazu. Dann wird es darauf ankommen, dass wir zusammenhalten und gemeinsam da rauskommen. So wie ich die Mannschaft, die Fans kennengelernt habe, werden wir das schaffen. Da habe ich keinen Bammel vor."
Die nächste Aufgabe steht am Freitag in Lippstadt an. Hahn: "Wir werden wieder alles raushauen und versuchen die drei Punkte mit nach Essen zu nehmen."