Am Mittwochvormittag stand Nuri Sahin zunächst noch ganz normal auf dem Trainingsplatz von Werder Bremen und absolvierte eine der letzten Einheiten vor dem Bundesliga-Start gegen Fortuna Düsseldorf (Samstag/15.30 Uhr). Wenige Stunden später dirigierte der 30-Jährige fast 280 Kilometer weiter seinen RSV Meinerzhagen an der Seitenlinie im Pokalspiel gegen den SC Verl.
Mit Erfolg: Der Oberliga-Aufsteiger dominierte den Regionalligisten, der erst vier Tage zuvor sensationell den FC Augsburg aus dem DFB-Pokal geworfen hatte, von Beginn an und gewann hochverdient vor über 1200 Zuschauern mit 4:1. Gäste-Trainer Guerino Capretti hatte nach dem Augsburg-Spiel die Rotationsmaschine angeworfen und seine Mannschaft fast komplett durchgetauscht. Ein gewagtes Unterfangen, das völlig schiefging. Auch weil Torhüter Luis Klante nach 24 Minuten im Dribbling den Ball verlor, sich nur noch mit einem Foul zu helfen wusste und völlig zurecht die Rote Karte sah. Den fälligen Strafstoß verwandelte Ron Berlinski zum 1:0.
Rote Karte für Verls Torhüter
Schon vor dem Platzverweis war Meinerzhagen die bessere Mannschaft, die numerische Überlegenheit spielte den Sauerländern dann aber natürlich noch einmal zusätzlich in die Karten. Marcel Kandziora erhöhte in der 38. Minute auf 2:0 - sehr zur Freude von Sahin und seinem restlichen Trainerteam, das bei jedem Treffer lautstark jubelte. Verl kam unmittelbar vor der Halbzeitpause durch einen Freistoß von Anton Heinz, der an Freund und Feind vorbeirauschte und schließlich im langen Eck landete, zum Anschluss.
Seit seinem Wechsel nach Bremen kann Sahin natürlich nicht mehr so häufig beim RSV vor Ort sein, wie es noch als Spieler von Borussia Dortmund der Fall gewesen ist. Dennoch versucht es der Bundesligaprofi, wann immer es ihm möglich ist. Dass die Angelegenheit bei seinem Heimatverein eine Herzenssache ist und Sahin in seiner Trainerrolle voll aufgeht, ist auch während des Spiels spürbar.
Sahin geht in seiner Rolle auf
90 Minuten lang steht Sahin unaufhörlich an der Seitenlinie. Dirigiert seine Mannschaft, klatscht Beifall bei gelungenen Aktionen, hadert mit der ein oder anderen Schiedsrichter-Entscheidung, hält Rücksprache mit seinen Trainerkollegen Mutlu Demir und Jonas Ermes, die sich im Coaching eher zurückhalten. "Ich bin der ruhige Typ", lacht Demir.
Die Rollenverteilung geht am Mittwoch mal wieder auf. Im zweiten Durchgang verpasst der RSV zunächst die vorzeitige Entscheidung. Erinnerungen werden wach an das 1:1 zum Saisonauftakt gegen Westfalia Rhynern, wo Meinerzhagen zahlreiche Chancen liegen ließ und in der Nachspielzeit den Ausgleich kassierte. Raphael Gräßer sorgt in der 80. Minute allerdings mit dem Treffer zum 3:1 für Erleichterung, in der Schlussminute legt Andreas Spais sogar noch das 4:1 nach.
In der nächsten Runde muss Meinerzhagen auswärts ran: Gegner ist dann Westfalenligist SG Finnentrop/Bamenohl. Nuri Sahin wird alles daran setzen, wieder vor Ort sein zu können.
