Die Uhr tickt, am 30. Januar gastiert bekanntlich der Hamburger SV zum Pokalknaller an der Hafenstraße. Reviersport unterhielt sich mit dem 27-Jährigen, der auch nach einem Kreuzbandriss in der Vergangenheit wieder ehrgeizig zurück kam.
Sercan Güvenisik, wie beschreiben Sie Ihren körperlichen Zustand? Sehr schwer abschätzbar, es gibt Tage, da fühle ich mich wirklich gut, dann zwischendrin sage ich mir: So ein Mist. Ich werde noch bis zum zehnten Januar intensiv behandelt, unser Physiotherapeut Stefan Braunsdorf kümmert sich viel um mich, dass ich dann auch mit ins Trainingslager kann.
Das haben Sie also nicht abgeschrieben? Ich will unbedingt mit nach Spanien. Bei 100 Prozent kann ich logischerweise noch nicht sein, aber ich kann mittlerweile laufen. Also kann ich konditionell viel machen. Urlaub kam über die Winterpause überhaupt nicht in Frage, ich war nur in der Reha. Auch für die Psyche ist die Teilnahme bedeutungsvoll, oder? Logisch, es gibt nichts wichtigeres für einen Spieler, als bei der Mannschaft zu sein. Ich bin in dieser Hinsicht ungemein sensibel, mir geht es nicht gut, wenn ich meinen Beruf nicht ausüben kann. So was trifft mich. Die Truppe soll wissen, dass ich hart an meinem Comeback arbeite. Dort sind ja auch weitere Coaches dabei, die ein spezielles Programm durchführen können. Für Fälle wie mich.
Denken Sie nicht oft an das Pokal-Match gegen den HSV am 30. Januar? Das wird sehr eng, ich glaube eher nicht daran. Andererseits: Wunder gibt es immer wieder, bei mir erst recht, die Erfahrung habe ich auch bei meinem Kreuzbandriss gemacht. Aber ich passe natürlich auf, dass die Verletzung nicht wieder aufbricht, so dass ich nicht komplett ausfalle. Vor dem Adduktorenabriss haben Sie sich damals fitspritzen lassen, eigentlich plagten Sie sich mit Schambeinproblemen herum, korrekt? Das ging damals über vier Wochen, man muss natürlich aufpassen, dass man jetzt als Spieler nicht als verletzungsanfällig gilt. Ich stellte mich für die Matches zur Verfügung, obwohl ich gar nicht mehr richtig trainieren konnte. Den Preis haben Sie gezahlt.
Der Muskel hat nicht mehr mitgemacht. Nach einer lediglichen Schambein-OP wäre ich nach vier Wochen fit gewesen. Wie lange läuft Ihr Vertrag noch?
Bis zum 30. Juni. Noch habe ich auch kein Gespräch mit dem Club geführt, ich hätte schon gerne einmal ein Signal gesehen. Allerdings hat der Verein das Recht, zu sagen, der Junge ist verletzt, wir wissen nicht, was danach passiert.
Im Fall Stefan Lorenz, der einen Kreuzbandriss hat, rührte sich der Club und verlängerte bis 2010. Wir Spieler sehen das immer anders, das ist doch normal. Ich werde von den Fans oft angesprochen, wie es mit mir weiter geht. Aber ich werde natürlich nicht selbst nach oben auf die Geschäftsstelle gehen und die Vorlage eines Kontraktes fordern, das macht man nicht. Wichtiger ist, dass ich jetzt fit werde, aber wenn was gekommen wäre, wäre es umso schöner gewesen.
Sie hätten aber nichts dagegen, weiter in Essen zu bleiben, oder? Ich will auch unbedingt meinen Teil dazu beitragen, dass RWE wieder hoch in die zweite Liga kommt. Ich fühle mich wirklich wohl, Essen ist eine Topadresse in der Regionalliga. Ich hatte im letzten Sommer noch weitere Angebote, so auch aus der Türkei.
Spannend wird die Liga auf jeden Fall.
Das Team hat die Qualität, bis zum Ende oben mitzuspielen. Ob es zum Schluss reicht, das ist eine ganz andere Frage. Wichtig wird, die Anzahl der Verletzungen zu minimieren. Dazu die Verstärkungen und ich bin fest davon überzeugt, dass wir dabei sein werden.
Gewaltig ist der Abstand zu den beiden Sonnenplätzen nicht.
Mit einer Serie ist man ganz schnell auf Tuchfühlung. Dazu will ich beitragen. Die Leute konnten doch sehen, dass ich den anderen Jungs auch weiterhelfen kann. Neben der Adduktorengeschichte hatte ich leider auch noch das Pech im Düsseldorfmatch, als ich bei einem Zusammenprall Zähne verlor. Wenn ich gesund bin, werde ich meine Leistung aber wieder abrufen. Zurück zum HSV-Spiel, da war doch was? Mit den Hamburgern habe ich noch eine Rechung offen, am 5. November 2002 bin ich mit dem MSV in der AOL-Arena in der zweiten Hauptrunde mit 0:2 ausgeschieden. So was merkt man sich, die Rache wäre schön. Das wäre eine geile Sache vor ausverkauftem Haus. Aber wie gesagt, auf Teufel komm raus mache ich das nicht. Realistisch ist das erste Restrundenspiel bei RW Ahlen.