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Düsseldorf: „Boss“ Peter Frymuth im großen Interview
Über Fans, „die den Namen nicht verdient haben“ und die finanzielle Situation

Düsseldorf: „Boss“ Peter Frymuth im großen Interview
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Nach acht Spieltagen guckte die Konkurrenz ganz nervös nach Düsseldorf und fragte sich: „Sind die denn überhaupt noch zu bezwingen?“ Zu diesem Zeitpunkt hatte die Fortuna noch keinen Treffer kassiert und stand mit 20 Punkten an der Tabellenspitze. Aus den restlichen zwölf Begegnungen wurden nur 13 Zähler erzielt, zwischendurch sogar Ex-Coach Uwe Weidemann entlassen. RS unterhielt sich mit Vorstandssprecher Peter Frymuth über diese Berg- und Talfahrt, die Anhänger und die finanzielle Situation bei den Landeshauptstädtern.

Herr Frymuth, welches Ereignis würden Sie im Jahr 2007 hervorheben? Es gab, was Fortuna Düsseldorf betrifft, viele spannende Phasen. Es ging keine so richtig deutlich hervor. Eine ganz schwere Situation war mit Sicherheit die Trennung von Uwe Weidemann.

Können Sie nachvollziehen, dass viele Außenstehende darüber sehr erstaunt waren?

Auf jeden Fall, die Einschätzung, die im Verein zu dieser Entscheidung geführt hat, basierte vor allem auf den Heimspielen. Da wir nicht vor bundesweitem Publikum spielen, war mir schon klar, dass die objektiven Tatbestände aus der Ferne nicht transparent gemacht werden konnten. Das ist nun mal so, wenn man in der dritten Liga spielt und nur regionale Präsenz hat. Dann werden Entscheidungen meistens am Tabellenplatz gemessen. Aber darum geht es doch, oder? Wir haben in der Vergangenheit immer dafür gestanden, dass wir das nicht nur vom Tabellenstand abhängig machen. Wir sind kein Vorstand, der bei schlechten Resultaten in Aktionismus verfällt. Das hat man auch gesehen, als wir vor zwei Jahren im September auf dem letzten Platz standen. Da gab es bei uns auch keine Reaktion, genauso wenig wie in der letzten Rückrunde. Und da wurde uns auch vorgeworfen, nicht gehandelt zu haben.

Wie lautet insgesamt Ihr Fazit der Hinrunde? Wir können nach einem solchen Start, was die Gesamt-Punktausbeute betrifft, natürlich nicht zufrieden sein. Was die Platzierung und den Rückstand auf die Aufstiegsränge anbelangt, sind wir im Soll. Hört sich ein wenig widersprüchlich an, aber ist es natürlich nicht. Wenn man sieht, dass man so lange keinen Gegentreffer kassiert hat und dementsprechend auch die ganze Zeit ohne Niederlage auskam und dann die Ausbeute aus den letzten zehn Partien sieht, wird es wiederum schlüssig. Trotz des Auf und Ab kann man mit der Kader-Zusammenstellung nach dem Umbruch vor der Saison einverstanden sein, oder? Wie die Mannschaft sich in den ersten Saisonmatches präsentiert hat, vor allem vor dem Hintergrund, dass sie stark runderneuert wurde, war schon ganz schön beeindruckend. Was dann nicht zum Tragen gekommen ist, aber zu einem guten Team gehört, ist die Konstanz. Eigentlich hätte man mit einem umgekehrten Saisonverlauf rechnen können. Nach Anlaufschwierigkeiten findet man sich irgendwann. Genau, das wäre verständlich gewesen. Man braucht eine gewisse Zeit, die mit ein paar Punkten verbunden gewesen wäre, um sich dann zu festigen und zum Schluss des Jahres eine Serie zu starten. Aber bei uns ist es komischerweise genau andersherum gelaufen. Doch schon zu Beginn der Spielzeit gab es Begegnungen, in denen man nicht brilliert hat, sondern durch die sehr gute Abwehrleistung nur ein Tor benötigte, um die Dreier einzufahren. Sehen Sie das genauso? Aber es gab auch Spiele, die man, bevor der Gegner zurückschlagen konnte, schon längst hätte entschieden haben können. Ein gewisser Schwachpunkt im Auswerten der Torchancen war also schon am Anfang zu erkennen. Wenn man diese konsequenter genutzt hätte, wäre man in vielen Partien gar nicht mehr in Bedrängnis gekommen und es wäre nicht der Eindruck entstanden, man hätte Glück gehabt. Inwiefern kann man also der Offensive einen Vorwurf machen? Für eine Unzufriedenheit jetzt Sündenböcke zu suchen, wäre vollkommen falsch. Wir befinden uns in der Vorbereitungsphase auf die Rückrunde und da gilt es, den Akku aufzutanken. Und dann muss man aus den Fehlern, und dabei ist es egal, wer sie gemacht hat, einfach lernen und sie abstellen. Dennoch haben Sie vor, in der Winterpause gerade im Angriff noch einmal nachzulegen, oder? Die vorrangige Aufgabe von unserem Geschäftsführer Sport Wolf Werner und dem neuen Coach Norbert Meier wird es sein, die Möglichkeiten auszuloten und dann muss man gucken, was für den Verein machbar ist. Was ist denn für den Club noch möglich? In einem gewissen Rahmen können wir dank der Unterstützung des Aufsichtsrats noch etwas unternehmen. Zur gesamten Situation in der Regionalliga Nord: Wer hat Sie bisher überrascht und von welchem Team sind sie enttäuscht? Für mich ist sicherlich die Leistung des Wuppertaler SV bemerkenswert. Dass die Truppe von Wolfgang Jerat sich so lange dort oben hält und auch festgesetzt hat, ist für mich überraschend. Davor habe ich Respekt. Auch die Rolle, die Kickers Emden spielt, ist für mich positiv zu bewerten. Eintracht Braunschweig und den VfB Lübeck habe ich mir sicherlich in anderen Positionen vorgestellt. Aber die absolute Sensation der bisherigen Spielzeit ist ohne Frage Rot-Weiß Oberhausen mit einer ganz tollen Leistung, die man auch als Konkurrent neidlos anerkennen muss. Sie greifen nun mit einem neuen Trainer an. Wieso ist die Entscheidung auf Norbert Meier gefallen? Wolf Werner und Vorstandsmitglied Thomas Allofs haben über Wochen das Feld der Kandidaten intensiv sondiert. Diese Liste wurde dann zusammengestellt und den Vereinsgremien vorgelegt. Im Rahmen der Bewertung und der Situation bei der Fortuna war Meier schlicht und einfach der geeignete Coach. Der die Regionalliga durch seinen jüngsten Job bei Dynamo Dresden am besten kennt. Für Sie ein Vorteil? In der Tat, das war ein Bestandteil des Anforderungsprofils. Ein absolutes Plus für Meier war auf jeden Fall die gute Kenntnis der Klasse. Schaut man sich den Zuschauerschnitt der Fortuna an, ist man begeistert. Doch gerade auswärts schlagen die Fans gerne mal über die Stränge. Wie sehen Sie die Situation? Für die Leute, die jetzt angesprochen werden, zählt für mich das Wort Fans nicht. Wir haben hervorragende Anhänger, das wird vor allem auch in den Heimspielen deutlich. Aber auswärts werden wir ebenso tatkräftig unterstützt, teilweise reisen Tausende mit uns mit und müssen sich das eine oder andere Qualspiel ansehen. Dazwischen mischen sich vereinzelt immer wieder „keine Fans“, denn wer wie in Essen, wo der Schiedsrichter mehrmals darauf hingewiesen hat, dass die Partie abgebrochen werden kann, dann noch mal nachlegt, der nimmt bewusst in Kauf, Fortuna Düsseldorf und der Mannschaft zu schaden. Ist demzufolge nicht eine Professionalisierung der Fan-Arbeit von Nöten? Wir haben schon ein professionelles Fanprojekt mit Räumlichkeiten in Düsseldorf. Dazu verschiedene Dachorganisationen der Fanclubs, die natürlich ehrenamtlich geführt werden. Man darf aber auch nicht vergessen, der Verein ist im Rahmen seiner Möglichkeiten Regionalligist. In allen anderen Vereinen sind die hauptamtlichen Stäbe auch sehr limitiert. Wir stehen schon ganz eng in Kontakt mit den organisierten Fangruppen, aber die sind es nicht. Zu einem anderen leidigen Thema: Die finanzielle Situation bei der Fortuna soll mal wieder sehr angespannt sein. Wie schlimm steht es wirklich um den Club? Fakt ist, wir bewegen uns in sicheren Spuren des Haushaltsplans der laufenden Saison. Jede zusätzliche Ausgabe, sei es eine Trainer- oder eine Spielerverpflichtung, bedarf natürlich neuer Aktivitäten. Man muss sich also auch keine Sorgen um die Lizenz machen, egal, in welcher Liga man im nächsten Jahr aufläuft? Nein, das auf keinen Fall. Wegen der vorhandenen Altlasten, die wir jedes Mal auf der Jahreshauptversammlung offen nennen, müssen wir auch einen seriösen Plan aufstellen. Der ist wie in jedem Verein bestimmten Schwankungen unterlegen. Zum Beispiel aufgrund von Zuschauerzahlen. Deshalb reißt das DFB-Urteil für das Wuppertal-Match ein sechsstelliges Loch, das durch die Begegnungen gegen die so genannten „kleinen Gegner“ gefüllt werden muss. Also ist es wichtig, dass das Team gut aus den Startlöchern kommt.

In der Vorbereitung warten Highlights wie ein Test gegen den FC Bayern und der Stadtwerke Düsseldorf Wintercup. Happenings, auf die man sich freut, oder? Dass das Format des Wintercups so angenommen wird, erfreut mich unheimlich. Nicht nur die Zuschauer nehmen das Event an, sondern auch die Vereine. Als ich den Clubs von anderthalb mein Konzept vorgestellt habe, konnte ich nicht damit rechnen, dass die Resonanz so positiv ist. Das zeigt doch auch, dass Werder Bremen nun mitspielt. Schließlich ist es bei den Bremern nicht so, dass sie mal kurz in den Bus steigen und in einer Stunde da sind.

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