David Bors geht am Mittwochnachmittag entspannt und gelassen an sein Telefon. Der 23-jährige Stürmer des Fußball-Regionalligisten Bonner SC genießt seinen freien Tag, auf den Trainingsplatz muss er nicht. Dies ist beim BSC zwei Tage vor einem Meisterschaftsspiel so üblich. Nur viermal pro Woche trainiert Bors mit seinen Kollegen. Immer zu später Stunde - Feierabendfußball in der vierten Liga.
Kurz vor der Winterpause kommt den BSC-Spielern die Verschnaufpause am Mittwoch durchaus entgegen. Auch im Hinblick auf den nächsten Gegner. Am Freitagabend (19 Uhr, live in unserem Ticker) sind die Bonner zu Gast beim souveränen Tabellenführer Viktoria Köln, der die Tabelle mit acht Punkten vor Rot-Weiß Oberhausen anführt. Alles sieht derzeit nach einem problemlosen Aufstieg der Domstädter aus. Auch Bors glaubt, dass sein Ex-Verein, für den er in der Jugend und 2016 auch bei den Senioren spielte, das Rennen machen wird: "Viktoria Köln ist der Favorit. Am Ende werden sie es schaffen. Das wäre auch verdient, nachdem sie in den letzten Jahren immer knapp gescheitert sind. Ich gönne es meinem Ex-Verein", sagt Bors.
Nur Wuppertals Kramer traf häufiger als David Bors
Doch zunächst muss die Viktoria am Freitag eine anspruchsvolle Aufgabe lösen. Der BSC setzt im Derby auf den Schwung des Trainerwechsels. Seitdem der frühere Co-Trainer Florian Mager das Amt seines Ex-Chefs Daniel Zillken übernommen hat, läuft es für den Klub aus dem Sportpark Nord. Nach dem überraschenden 2:0-Sieg bei der U23 des BVB folgte ein 3:2-Erfolg gegen die Reserve des 1. FC Köln. Bonn rückte auf den 13. Platz vor uns verließ die Abstiegsränge.
Mittelstürmer Bors brachte seine Mannschaft im Derby gegen Köln in Führung. Es war schon sein zehnter Saisontreffer. In der Torjägerliste der Regionalliga West liegt er damit auf Platz zwei. Nur Wuppertals Christopher Kramer (12) war noch erfolgreicher. "Unter dem Strich bin ich zufrieden mit meinen Leistungen", sagt Bors und fügt hinzu: "Wichtiger ist aber, dass es bei uns allen wieder besser läuft. Wir wollen uns so schnell wie möglich aus dem Keller arbeiten. Vielleicht können wir den Schwung mitnehmen und auch am Freitag bei der Viktoria punkten. Dann würden wir auch die Liga wieder etwas spannender machen", schmunzelt er.
Im Alter von 23 Jahren erlebt Bors die beste Phase seiner jungen Laufbahn, in der er schon Erfahrungen in der ersten Liga Luxemburgs sammelte. Ein halbes Jahr spielte er für den Profiklub FC Progrès Niederkorn. "Es war ein nettes Erlebnis, aber es ist mit dem Fußball in Deutschland nicht zu vergleichen. Hier wird auch in der Regionalliga professioneller gearbeitet", sagt der 1,84 Meter große Angreifer.
Erste Anfragen aus der 3. Liga
Der ehemalige deutsche U17-Nationalspieler hat die Torquote aus seinem ersten Jahr in Bonn (7) schon im ersten Halbjahr übertroffen. "16 oder 17 Tore" habe er sich für den Rest der Saison vorgenommen, die seine letzte für den Bonner SC sein könnte. Im Sommer läuft sein Vertrag aus. Klar ist auch, dass Bors mit seiner starken Torquote das Interesse anderer Vereine geweckt hat. Es habe sogar schon erste Anfragen aus der 3. Liga gegeben, verrät der ehemalige Jugendspieler des 1. FC Köln. Sein Ziel ist klar definiert: "Ich möchte es in Deutschland in den Profibereich schaffen. Darauf arbeite ich hin." Auf die angenehmen Vorteile des Feierabendfußballs könnte David Bors dann auch verzichten: "Der Bonner SC ist eine tolle Adresse, aber ich bin noch jung und möchte irgendwann den nächsten Schritt machen. Natürlich ist das auch mit einem größeren Aufwand verbunden. Damit kann ich leben."
Autor: Martin Herms