Die Euphorie war riesig. Als in Vichttal am vergangenen Sonntag der Abpfiff ertönte, gab es für Spieler, Trainer und Betreuer des TV Herkenrath 09 kein Halten mehr. Mit dem 4:2-Erfolg beim VfL Vichttal hatte man den Aufstieg in die Regionalliga West klar gemacht. Es ist der größte Erfolg in der Geschichte des kleinen Vereins aus Bergisch-Gladbach. Umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, das der TV vor neun Jahren ganz unten war.
Sechs Aufstiege in neun Jahren
2009, der Tiefpunkt der Fußballabteilung. Damals stieg der TV Herkenrath in die Kreisliga C ab, trat in der untersten Spielklasse an. Es folgten eine Umstrukturierung in der Ausrichtung der Mannschaft und eine phönixhafte Wiederauferstehung. 2011 stieg man in die Kreisliga B auf. Nur der Anfang. Bis 2015 stieg der TV fünfmal in Folge auf, spielte sich so bis in die Mittelrheinliga. Dort scheiterte das Team vergangenes Jahr erst am letzten Spieltag mit dem Aufstieg in die Regionalliga, und musste diesen um ein Jahr verschieben.
Es ist eine Geschichte, die einen unweigerlich an andere plötzlich erfolgreiche Vereine wie den KFC Uerdingen, die TSG Hoffenheim oder RB Leipzig denken lässt. Bei all diesen Vereinen steht ein Mäzen im Hintergrund. In Verbindung mit dem TV Herkenrath fällt immer wieder der Name Manfred Faber. Faber, gebürtiger Herkenrather und Inhaber einer Steuerberatungsgesellschaft, leitete lange als Vorsitzender die Geschicke der Fußballabteilung und unterstützte diese finanziell. Als Vorsitzender trat er vergangenes Jahr zurück, blieb dem Verein als beratendes Mitglied aber erhalten.
Es ist schon auch ein Vorteil, wenn man im Hintergrund Leute hat, die am Aufstieg des Vereins interessiert sind.
Oliver Bonato
"Natürlich sind finanzielle Mittel wichtig, um so weit oben zu spielen", sagt Oliver Bonato, Sportlicher Leiter in Herkenrath. "Es ist schon auch ein Vorteil, wenn man im Hintergrund Leute hat, die am Aufstieg des Vereins interessiert sind", führt er weiter aus. Namentlich nennt man Faber offiziell aber nicht explizit.
"Dennoch", so stellt Bonato fest, "kann man sich Erfolg nicht kaufen. Sonst hätten wir im Winter nicht den Trainer wechseln müssen." Vor einem halben Jahr lag Herkenrath sieben Punkte hinter dem FC Hennef 05. Der Holländer Chris Burhenne übernahm. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellte, denn fortan spielte der TV eine überragende Rückrunde und stieg am Ende doch noch auf.
Keine Angst vor einem Desaster
Nun geht es also in die Regionalliga. Trotz der finanziellen Mittel wird der Verein mit einem kleineren Etat als die meisten anderen Konkurrenten in die Saison gehen. Das Ziel ist der Klassenerhalt. Angst davor, Kanonenfutter zu sein und dass der kometenhafte Aufstieg ein abruptes Ende findet, hat man nicht. "Sonst hätten wir ja nicht die Lizenz angenommen. Teile der Mannschaft haben auch Regionalliga-Erfahrung", gibt sich Bonato optimistisch.
Da das eigene Stadion nicht für die Regionalliga tauglich ist, werden die Heimspiele im benachbarten Stadion in Bergisch-Gladbach ausgetragen. Besonders freuen sich die Schwarz-Weißen auf die Kulissen gegen Vereine wie Aachen oder Essen. Aber auch das Spiel gegen Viktoria Köln dürfte ein ganz besonderes werden. Ein Derby. In der Regionalliga. Dank des Herkenrather Aufstiegs-Märchens.