Als die Mannschaften unter den Klängen der Vereinshymne "Adiole" den Rasen des Stadion Essen betraten, packten die Fans die Spruchbänder aus. Adressat: Vereinsvorsitzender Michael Welling, den sie dort als "Feind" auserkoren hatten. Unter anderem wurde er dort als "Huanhund" bezeichnet, der sich "verpissen" soll.
Hintergrund der jüngsten Proteste vor dem Köln-Spiel ist neben der sportlichen Krise der Regressanspruch des Vereins gegen einen Fan, der eine Verbandsstrafe in Höhe von 5000 Euro zuzüglich der verbundenen Verfahrenskosten übernehmen soll. Das Landgericht Essen hatte die Rechtsauffassung von Rot-Weiss Essen in der Vorwoche bestätigt. Der Anhänger soll während des Heimspiels gegen den SV Rödinghausen im September 2016 wiederholt und vorsätzlich Gegenstände (zehn Feuerzeuge) auf das Spielfeld geworfen haben. Nun wird er dafür vom Klub zur Kasse gebeten.
Unmittelbar nach dem Abpfiff stand Welling zwar relativ geknickt am Zugang zum Rasen, später äußerte er sich kämpferisch: "Ich habe ja vorher schon gesagt: Ich steh da gerne im Wind. So lange die Mannschaft und Trainerteam in Ruhe gelassen werden, ist das völlig in Ordnung. Der Support war während der 90 Minuten sehr gut, von daher passt das." Der 46-jährige Wirtschaftswissenschaftler weiter: "Ich glaube nicht, dass das eine sehr dezidierte Argumentation war. Es ist in Ordnung, wenn sie ihren Unmut in meine Richtung äußern. Kritik aus manchen Richtungen kann man auch als Kompliment sehen."
Ohnehin standen offenkundig nicht alle 6.037 Zuschauer im Stadion Essen hinter den Protesten. Einige kommentierten sie mit Pfiffen. Andere brüllten in Richtung der West. Welling: "Ich habe auch gehört, dass sich auf der West einige dagegen positioniert haben. Aber es bringt ja nichts, wenn sich eine Fangruppe gegen eine andere positioniert. Wenn einer Probleme hat, kann er jederzeit kommen. Das passiert leider nicht, weil keiner von denen einen Arsch in der Buchse hat, tatsächlich mal etwas zu adressieren. Von daher kann ich das hinnehmen."