Trotz Aufholdjagd

Köln unterliegt Jena und verliert Wunderlich

Man sah ihm die Enttäuschung im Gesicht an. Viktoria-Akteur Timm Golley bilanzierte nach dem Spiel: "Das Ergebnis erfreut uns nicht, aber wir können viel Positives mitnehmen. Über das gesamte Spiel gesehen waren wir die bessere Mannschaft. Wir müssen uns nur besser anstellen." Besonders Letzteres dürfte Viktoria-Trainer Marco Antwerpen seinen Schützlingen nach der Begegnung auch gesagt haben, denn zwei individuelle Fehler bedeuteten einen unglücklichen 0:2-Pausenstand aus Sicht der Domstädter.

Während Regionalligatorjäger Mike Wunderlich zwei dicke Möglichkeiten gegen Jena-Schlussmann Raphael Koczor ungenutzt ließ (3./19.), lud die Viktoria-Hintermannschaft den Gast aus dem Osten regelrecht zum Toreschießen ein. Nur zwei Minuten nachdem Wunderlich vergab, netzte Timmy Thiele nach einem Missverständnis zwischen der Kölner Defensivreihe und Torwart Phillip Kühn im Fallen zum 1:0 ein (21.). "Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und haben dann letztendlich das Spiel so gestaltet, dass Jena die Geschenke nur noch annehmen musste", klagte Antwerpen nach der Partie.

Es war nicht mal eine halbe Stunde gespielt, ehe Carl Zeiss Jena die Führung auf 2:0 erhöhte. Diesmal erlaubte sich Verteidiger Edwin Schwarz einen bitteren Fauxpas. Sein lascher Rückpass landete direkt in den Füßen von Firat Sucsuz, der keine Mühe hatte, den Ball einzuschieben (28.). "Du liegst 2:0 hinten. Das ist denkbar ungünstig für so ein Spiel. Dann hat man schon gemerkt, dass wir uns schütteln mussten", kommentierte Antwerpen die Phase bis zur Halbzeitpause, in der Jena einem 3:0 nahe war.

Ehe die Begegnung im mit über 6200 Zuschauern ausverkauften Sportpark Höhenberg ihren Wendepunkt finden sollte, war es erneut Timmy Thiele, der nach der Pause die Weichen auf dritte Liga zu stellen schien. Nach einem langem Ball überwand er zunächst Abwehrrecke Dominik Lanius, bevor er auch Kühn im Tor der Domstädter keine Chance ließ (66.). Dennoch sollte Mike Wunderlich rund 20 Minuten vor dem Abpfiff die Viktoria vom Punkt wieder heran bringen. In der 86. Minute gelang es nach einer klasse Einzelaktion vom eingewechselten Fatih Candan, der in der Mitte Dominik Lanius fand, sogar auf 2:3 zu verkürzen. Das Spiel schien zu kippen.

"Wir haben uns in der Halbzeit neu justiert, bekommen dann aber das 3:0", erklärte Antwerpen und fuhr fort, "wir haben dann eine unglaubliche Moral gezeigt und haben aus einem 0:3 noch ein 2:3 gemacht und ein Lebenszeichen gesendet." Trotzdem sollte die Freude nicht lange währen. Während die Kölner auf den Ausgleich drängten, jedoch gegen clever verteidigende Gäste kein Durchkommen mehr fanden, sorgte Wunderlich mit einem Platzverweis in der Nachspielzeit für einen faden Beigeschmack. Nach einem verbalen Disput mit Jena-Akteur Sören Eismann sah der Regionalligatorjäger, der sowas wie die offensive Lebensversicherung der Viktoria darstellt, die Rote Karte und fehlt nun im Rückspiel.

Jena-Trainer Mark Zimmermann lobte dennoch das Engagement des Gegners. "Es war ein brutales Spiel. Es war extrem viel Tempo drin. Aufgrund des Ergebnisses ist alles offen. Aufgrund der Bedingungen war es eine absolute Energieleistung und genau so eine müssen wir am Donnerstag vor heimischen Publikum zeigen." Am Donnerstag erwartet beide Mannschaften zum Rückspiel im Ernst-Abbe-Sportfeld ein wahrer Hexenkessel, in welchem Viktoria den Rückstand aus dem Hinspiel aufholen muss (17 Uhr). "Wir werden Jena einen harten Fight liefern", versicherte Köln-Coach Antwerpen auf der Pressekonferenz.