Mit einem 9:1 aus dem vorherigen Spiel im Rücken trat Rot-Weiss Essen am Dienstagabend bei der SG Wattenscheid 09 an. Doch all die Motivation, all der Rückenwind, all das Selbstbewusstsein, das sich RWE vor einer Woche erarbeitet hatte, zerplatzte in diesen 90 Minuten wie eine große Seifenblase. 0:3 (0:2) lautete das Endergebnis aus RWE-Sicht vor 2.758 Zuschauern im Lohrheide-Stadion.
Nicht zum ersten Mal zeigte sich in dieser Partie, dass Fußball für die Essener Kicker vor allem Kopfsache ist. In einer guten Anfangsphase war RWE drückend überlegen und kam zu dicken Chancen durch Marcel Platzek und Vojno Jesic. Beide scheiterten jedoch am guten Wattenscheider Keeper Edin Sancaktar, der auch nach der Pause mehrfach einen Treffer für die Gäste verhinderte. Auf der anderen Seite versenkte dafür Koray Kacinoglu gleich mit der ersten Wattenscheider Chance den Ball im Tor von RWE-Keeper Niclas Heimann (26.) und plötzlich war es ein ganz anderes Spiel. Essen gelang nichts mehr. Zweikämpfe wurden auf einfachste Art und Weise verloren, Fehlpässe gespielt und die SGW riss das Spiel an sich.
Dass Burak Kaplan in Minute 39 die Führung mit einem Schuss aus 18 Metern ausbaute – vorausgegangen war aberwitziges Abwehrverhalten der gesamten Essener Hintermannschaft – war deshalb keinesfalls glücklich, sondern absolut verdient. Und das sollte den mit großen Ambitionen in die Saison gestarteten Essenern zu denken geben. Trainer Jan Siewert wollte angesichts dieser Leistung auch kein Blatt vor den Mund nehmen. „Wenn Du eine Zweikampfführung hast, die in manchen Momenten indiskutabel ist, dann darfst Du dich nicht beschweren“, stellte der 33-Jährige fest und ergänzte: „Wir spielen danach weiter nach vorne, aber sind nicht zurück ins Spiel gekommen.“
Spätestens als Adrian Schneider nach einer Ecke zum 3:0 einköpfte (56.) war die Partie gelaufen und eine miserable Auftaktbilanz von nur vier Punkten aus vier Spielen für RWE perfekt. Und was nun? Am Torabschluss arbeiten, könnte man meinen. Doch das ist nicht das größte Essener Problem. Angesprochen auf das 0:1 und seine Folgen sagte Siewert: „Wenn Du ein Tor bekommst, dann hast Du halt ein Tor bekommen. Das passiert in hundert Spielen. Dann musst Du so arbeiten, dass Du wieder zum Ausgleich kommst. Darüber werden wir sprechen müssen.“ Der Umgang mit Rückschlägen gehört in Essen ganz oben auf die Agenda. Die eigenen Fans sind es gewohnt, enttäuscht zu werden und trotzdem immer wieder an die Hafenstraße zu pilgern. Von dieser Einstellung können die Spieler noch lernen. Denn ein Gegentor hinzunehmen und trotzdem unbeirrt weiter das eigene Spiel zu spielen, ist eine Qualität, die eine Spitzenmannschaft ausmacht. Und diese Qualität geht Rot-Weiss Essen aktuell noch ab.