RevierSport fragte beim Sportvorstand der Viktoria sowie dem beschuldigten Berater Pierre Esser, der unter anderem die RWE-Spieler Marwin Studtrucker und Tim Hermes betreut, nach: was war da los?
Franz Wunderlich (Sportvorstand von Viktoria Köln): "Das, was Pierre Esser veranstaltet hat, ist kein Kavaliersdelikt mehr. Das war ein Verrat an Rot-Weiss Essen. Wir pflegen mit RWE mittlerweile ein gutes Verhältnis und eine sportlich gesunde Rivalität und mit solchen Dingen wollen wir nichts zu tun haben.
Der gute Herr Esser hat unserem Sportlichen Leiter Stephan Küsters eine Handynachricht geschickt, mit welcher Aufstellung Essen bei uns antreten wird. Das hat er von Marwin Studtrucker erfahren, der enttäuscht war, dass er nicht von Beginn an spielen darf. Aber dem Jungen mache ich überhaupt keinen Vorwurf. Er hat seinem Berater einfach nur vertraut.
Vielleicht sollte der ein oder andere Spieler mal überdenken, mit wem er da zusammenarbeitet.
Franz Wunderlich
Herr Esser hat die Nachricht ausgenutzt, um sich zu profilieren und an uns weitergeschickt. Als ich davon erfahren habe, wusste ich sofort, was zu tun ist. Ich habe am Sonntag gegen 13 Uhr Damian Jamro das alles mitgeteilt. Marc Fascher hat das nach dem Spiel erfahren. Wir wollten vor der Partie keine unnötige Unruhe reinbringen. RWE hat ja mit der Harttgen-Geschichte genug zu tun gehabt.
Warum Herr Esser das getan hat, kann ich Ihnen sagen: Er ist Berater und wollte sich bei uns reinwaschen. In der Vergangenheit hatten wir schon mit ihm große Probleme. Da ging es um den Vertrag von Jerome Propheter, der bei uns gespielt hat. Esser hat mich, obwohl wir uns schon 20 Jahre lang kennen, von hinten bis vorne verarscht und belogen. Vor rund anderthalb Jahren hat er mir dann eine Nachricht geschickt, mit dem Inhalt: wir hätten doch beide Fehler gemacht.
Da bin ich schon fast aus der Hose gesprungen.
Franz Wunderlich
Mit dieser Aktion wollte er sich wieder einschleimen und zeigen, was er denn für ein toller Berater ist. Aber er hat mir nur die Munition geliefert, um zurückzuschießen. Er hat wohl gedacht, dass er unheimlich schlau ist. Ich habe aber dafür die nötige Bauernschläue. Wir sind uns bei der Viktoria einig: Solange Franz-Josef Wernze und ich hier bei der Viktoria sind, werden wir keinen Spieler verpflichten, der von Esser beraten wird. Er braucht sich hier im Sportpark Höhenberg nicht mehr blicken zu lassen. Für ihn sind hier alle Türen zu!"
Pierre Esser (Berater, u.a. von Tim Hermes und Marwin Studtrucker): "Für mich wird dieses Thema viel zu hoch gekocht. Das alles entspringt nur aus dem Verhältnis zwischen Franz Wunderlich und mir, welches ja seit den Verhandlungen um Jerome Propheter nicht das beste ist.
Es war nie meine Absicht, Rot-Weiss Essen absichtlich zu schaden. Welchen Nutzen hätte ich auch davon? Ich habe schließlich selbst zwei Spieler dort unter Vertrag und es ist auch für mich wichtig, dass RWE gut da steht. Es ging eigentlich nur um einen Spieler, an dem Viktoria Köln in der Vergangenheit schon Interesse gezeigt hat. Ich wollte Kölns Sportlichen Leiter Stephan Küsters nur bestätigen, dass dieser gegen Viktoria auflaufen wird und ich dementsprechend auch vor Ort sein werde. Da ich im Auto saß, als ich die Aufstellung bekommen habe, habe ich sie direkt weitergeleitet, anstatt eine Nachricht mit dem Inhalt zu verfassen, dass der betreffende Spieler auflaufen wird. Ich möchte betonen, dass die Aufstellung kein wirkliches Geheimnis war. Wenn die Kölner wissen wollen, wie RWE spielt, können sie sich schließlich auch das Training vor dem Spiel anschauen.
Ich hätte natürlich trotzdem nicht die komplette Aufstellung weiterleiten dürfen, diesen Schuh ziehe ich mir an und das ist nicht zu entschuldigen. Ich habe bereits mit Michael Welling darüber gesprochen und werde mich auch noch einmal mit Marc Fascher in Verbindung setzen, um meine Beweggründe darzulegen. Ich bin jetzt in der Bringschuld, mein Verhältnis zu RWE wieder zu verbessern. So etwas wird nicht wieder vorkommen."
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